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Mehr Platz für Napoleon III.?

Mehr Platz für Napoleon III.?
So könnte der neue Eingangsbereich am Arenenberg aussehen: Visualisierung Eingang Nord Hauptbau, Arenenberg | © Kanton Thurgau

19 Millionen Franken sollen die geplanten Umbauten auf dem Arenenberg kosten. Bis 2028 wird zunächst das Gästehaus saniert, ein neuer Ausstellungssaal für das Napoleonmuseum könnte danach entstehen. Aber noch ist vieles im Konjunktiv. (Lesedauer: ca. 4 Minuten)

Auf dem Arenenberg ist gerade viel los. Nicht nur, weil die Sommerferien laufen und die Tourist:innen Park und Schloss erobern. Sondern auch, weil hinter den Kulissen viel, nun ja, umgegraben wird. Die 2020 beschlossenen strukturellen Veränderungen wirken nach und müssen ihre Tauglichkeit in der Praxis und im Alltag noch beweisen. Und jetzt sollen auch bauliche Veränderungen folgen.

Anfang Juni hatte das Hochbauamt des Kantons Thurgau darüber informiert, dass der architektonische Projektwettbewerb für den Arenenberg entschieden sei. Ein Team aus Diessenhofen und Schaffhausen konnte demnach mit seinem Entwurf überzeugen.

Kern des neuerlichen Umbaus (die siebte umfangreiche bauliche Anpassung des über zweihundertjährigen ehemaligen Remisengebäudes) sind diese Punkte: Es soll ein zentraler Anlaufpunkt entstehen, der Besucherinnen und Besuchern als Informations- und Ticketverkaufsstelle, als Rezeption für die Hotellerie und als Shop dienen soll. Zudem soll das Napoleonmuseum einen neuen, unterirdischen Ausstellungssaal bekommen, das Areal soll künftig auch von Süden her zugänglich werden und das Gästehaus (liegt hinter dem Museumseingang) soll saniert werden.

 

So sehen die Entwürfe für den neuen Ausstellungssaal im Napoleonmuseum aus von dem Architektenteam moos giuliani herrmann architekten, Diessenhofen / CUKROWICZ Landschaften GmbH, Schaffhausen. Wann und ob dieser Saal jemals kommt, ist aber noch nicht so sicher. Bild: Kanton Thurgau

Museal bislang eher mässige Bedingungen 

Für Dominik Gügel (61), Direktor des Napoleonmuseum Thurgau, sind das erstmal gute Nachrichten. „Bislang sind wir limitiert in unseren Möglichkeiten. Aus Platzgründen können wir etliches aus unseren hervorragenden Sammelbeständen nicht dauerhaft zeigen. Die klimatischen Bedingungen in unseren aktuellen Ausstellungsräumen sind zudem so, dass wir kaum Chancen auf externe Leihgaben haben, weil wir Anforderungen von anderen Museen oft nicht erfüllen können“, sagt Gügel im Gespräch mit thurgaukultur.ch 

Der Gewinnerentwurf des Projektwettbewerbs will dieses Problem lösen. „Domino“, so der Name des Entwurfes von moos giuliani herrmann architekten (Diessenhofen) und Cukrowicz Landschaften GmbH (Schaffhausen) sieht unter anderem einen unterirdischen, rund 260 Quadratmeter grossen Ausstellungsraum vor. Er soll unter dem heutigen Westhof, also zwischen dem derzeitigen Eingangsgebäude und dem Bistro entstehen. Die Jury nennt diesen Vorschlag im Wettbewerbsbericht „einen Befreiungsschlag“.

Ein unterirdischer „Befreiungsschlag“?

Die Frage ist nur, wann dieser Befreiungsschlag kommt. 

In der Medienmitteilung aus dem Juni war kein Zeitplan genannt. Auf Nachfrage von thurgaukultur.ch erläutert Kantonsbaumeister Roland Ledergerber nun, dass das Projekt etappiert wird. „Als erste Etappe ist geplant das Gästehaus zu sanieren, was dringend notwendig ist. Die Planungsarbeiten mit den Architekten starten nach den Sommerferien. Unter Vorbehalt der Genehmigung der finanziellen Mittel kann voraussichtlich Ende 2028 das sanierte und neu gestaltete Gästehaus bezogen werden, so dass die Verwaltung des Napoleonmuseums in die neuen Büroräumlichkeiten einziehen kann und der Prinzenflügel des Hauptbaus frei wird“, schreibt Ledergerber per Mail (das ganze Interview am Ende des Textes).

Der neue unterirdische Ausstellungsraum zählt samt Umbau des Hauptgebäudes mit Prinzenflügel, Errichtung eines neuen Empfangsbereich mit Reception für die Museumsbesucherinnen und -besucher erst zur zweiten Etappe. Wann die beginnt, steht derzeit noch in den Sternen: „Wir müssen bei der weiteren Planung auch die finanziell angespannte Lage der nächsten Jahre berücksichtigen“, erklärte Roland Ledergerber aber schon mal. Und: «Bis jetzt ist es erst ein Projekt.»

 

Regierungsrat Dominik Diezi (rechts) und Kantonsbaumeister Roland Ledergerber mit dem Siegerteam moos giuliani herrmann architekten, Diessenhofen / CUKROWICZ Landschaften GmbH, Schaffhausen Bild: Kanton Thurgau

 

Das Problem: Der Kanton hat schon drei museale Grossbaustellen

Dazu kommt, dass der Kanton bereits drei museale Grossbaustellen in den nächsten Jahren hat: Das Historische Museum soll in Arbon eine Dependance erhalten (rund 40 Millionen Franken), das Kunstmuseum Thurgau in der Kartause Ittingen steht vor einer Sanierung (rund 20 Millionen Franken) und auch das Schloss Frauenfeld muss erneuert werden (rund 18 Millionen Franken). 

Ob da noch Geld für den Arenenberg bleibt und sämtliche mögliche Volksabstimmungen positiv ausfallen, ist derzeit kaum abschätzbar. Jetzt rächt sich, dass der Kanton jahrelang nicht in die museale Infrastruktur investiert hat. 

Allein 14,5 Millionen für den neuen Ausstellungssaal & die Umbauten am Hauptgebäude

Für die Sanierungskosten am Arenenberg gibt es laut Kantonsbaumeister Ledergerber erst eine grobe Kostenschätzung: „Für die Neuausrichtung der Gesamtanlage Arenenberg mit Sanierung und Optimierung des Hauptbaus, des Gästehauses und der Umgebung wird von Kosten von total 19 Millionen Franken ausgegangen. Der grösste Teil davon machen die Umbauten im Hauptgebäude mit dem unterirdischen Ausstellungsraum für rund 14.5 Millionen Franken aus.“ 

Die Wettbewerbs-Jury war jedenfalls voll des Lobes für den Siegerentwurf: „Der nun vorgeschlagene Ausstellungsraum in Untergeschoss ist vielseitig nutzbar und würde die Bedürfnisse des Napoleonmuseums auf lange Sicht hinaus optimal abdecken. Das Lager ist gut erreichbar und kann auch als Vorbereitungsraum für Ausstellungen genutzt werden.“

 

Hier soll der unterirdische Ausstellungssaal des Napoleonmuseums entstehen. Wenn er denn entsteht. Bild: Kanton Thurgau

Schon 2011 platzten Hoffnungen

Tatsächlich könnte damit die lange Suche nach mehr Raum für das Napoleonmuseum beendet werden. Schon im Rahmen der Sanierung 2011 wurde ein Sonderausstellungsraum eingeplant. Das konnte aber damals nicht realisiert werden, weil am geplanten Ort ein historisches Tauchbecken gefunden wurde. Auch jetzt ist vieles noch im Konjunktiv. Nicht ausgeschlossen, dass aus den schönen Plänen sobald nichts wird.

Museumsdirektor Gügel freut sich trotzdem über den neuen Entwurf: „Für die Möglichkeiten, die wir hier auf dem Arenenberg haben, sind die Pläne optimal.“ Zusätzlicher Platz könnte für das Museum auch durch die vorgezogene Sanierung des Gästehauses entstehen. Das Gebäude ist seit Jahren in einem eher schlechten Zustand. 

 

„Für die Möglichkeiten, die wir hier auf dem Arenenberg haben, sind die Pläne optimal.“ 

Dominik Gügel, Direktor Napoleonmuseum Thurgau (Bild: Helmuth Scham)

Nach einer Sanierung könnten dort Bibliothek und Sammlung einen standesgemässen Ort finden, ebenso liessen sich die Büro der Museumsmitarbeiter:innen hierher verlegen. „Das würde Platz im Prinzenflügel schaffen, wo wir dann auch dauerhaft mehr zu Napoleon III. zeigen könnten“, sagt Dominik Gügel. Neu entstehen soll auch ein Gemüseschaugarten mit unterschiedlich breiten Beeten in fünf Feldern samt eines zentralen Brunnenbeckens.

Dominik Gügel ist seit 25 Jahren am Napoleonmuseum, seit 23 Jahren ist er dort Direktor. Er ist jetzt 61 Jahre alt, seine Pensionierung gerät allmählich in Sichtweite. Aber aufhören? Will er eigentlich noch nicht. „Ich könnte mir auch vorstellen, zwei Jahre dran zu hängen." Zumindest die Eröffnung des sanierten Gästehauses könnte er dann noch als Museumsdirektor erleben. 

 

Interview mit Kantonsbaumeister Roland Ledergerber zum Zeitplan im Detail

Herr Ledergerber, am Arenenberg stehen grössere Umbauten an. Können Sie schon Näheres zum weiteren Zeitplan sagen? Bis wann könnte dieser Umbau beginnen?

 

Das Siegerprojekt ermöglicht eine Etappierung der Arbeiten. Als erste Etappe ist geplant das Gästehaus zu sanieren, was dringend notwendig ist. Die Planungsarbeiten mit den Architekten starten nach den Sommerferien. Unter Vorbehalt der Genehmigung der finanziellen Mittel kann voraussichtlich Ende 2028 das sanierte und neu gestaltete Gästehaus bezogen werden, so dass die Verwaltung des Napoleonmuseums in die neuen Büroräumlichkeiten einziehen kann und der Prinzenflügel des Hauptbaus frei wird. Als zweite Etappe wird das Hauptgebäude mit Prinzenflügel umgebaut und es wird ein neuer Empfangsbereich mit Reception für die Museumsbesucherinnen und -besucher und die Hotelgäste geschaffen. Zur zweiten Etappe gehört auch der vielseitig nutzbare Ausstellungsraum unter dem westlichen Hofraum. Der Zeitplan für die zweite Etappe steht noch nicht, da er vom Verlauf der ersten Etappe abhängig ist und wichtige, politische Schritte den Zeitplan der Projektierung und Realisierung beeinflussen. Die Kosten müssen budgetiert und vom Grossen Rat genehmigt werden. Für die zweite Etappe – den Ausbau des Hauptgebäudes mit unterirdischem Ausstellungsraum – wird es zudem eine Volksabstimmung brauchen. Letztlich steht also alles unter dem Vorbehalt der politischen Freigabe der Mittel - bis jetzt ist es erst ein Projekt.
 
Ab wann könnte der neue Ausstellungsraum des Napoleonmuseums eröffnet werden?

 

Dies ist noch nicht bekannt, da der Zeitplan für die zweite Etappe noch nicht steht. Wir müssen bei der weiteren Planung auch die finanziell angespannte Lage der nächsten Jahre berücksichtigen
 
Können Sie auch noch etwas zur geplanten Grösse des neuen Ausstellungssaals im Napoleonmuseum und den zu erwartenden Kosten für die Sanierung sagen?
 
Das Siegerprojekt sieht einen Ausstellungsraum unter dem westlichen Hofraum mit einer Grösse von 260 Quadratmetern vor. Es gibt erst eine grobe Kostenschätzung. Für die Neuausrichtung der Gesamtanlage Arenenberg mit Sanierung und Optimierung des Hauptbaus, des Gästehauses und der Umgebung wird von Kosten von total 19 Millionen Franken ausgegangen. Der grösste Teil davon machen die Umbauten im Hauptgebäude mit dem unterirdischen Ausstellungsraum für rund 14.5 Millionen Franken aus.

 

 

 

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