von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 27.06.2022
So soll das Kunstmuseum erneuert werden
Einen neuen Ausstellungsraum und eine behutsame Sanierung verspricht der Gewinnerentwurf zur Neugestaltung des kantonalen Kunstmuseums in der Kartause Ittingen. Voraussichtliche Kosten: Um die 20 Millionen Franken. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Wie saniert man ein Museum an einem Ort, an dem die Denkmalschutzauflagen hoch und der Raum für Wachstum sehr begrenzt ist? Das war die Kernaufgabe des so genannten „Offenen Projektwettbewerb Erneuerung Kunstmuseum Thurgau“. 42 Projekte wurden eingereicht und nach einstimmiger Auffassung der Fachjury stammt die beste Lösung von einem Architektenteam aus Herisau (Keller Hubacher Architekten), Balzers (BBK Architekten AG) und Zürich (Harder Spreyermann Architekten AG).
Ihrem Entwurf namens „Scala“, gelinge es, „durch eine kräftige, aber wohldosierte bauliche Intervention - den Einbau einer Kaskadentreppe - die heute getrennten Welten von Kreuzgang und Gewölbekeller zu einer ebenso schlüssigen wie attraktiven Raumfolge zu verbinden“, schreibt die Jury in ihrem Bericht.
Zusätzlich zur Treppe soll es auch barrierefreie Zugänge in die Untergeschosse geben. Die Fachjury lobt gleichfalls die „präzise technische Ausführungen in Sachen Belichtung, statischer, bauphysikalischer und haustechnischer Ertüchtigung“ des Entwurfs.
Mögliche Eröffnung der neuen Räume 2028
Die Kosten für die Umsetzung des Projektes schätzte Kantonsbaumeister Erol Doguoglu bei der Vorstellung des Siegerprojektes in Frauenfeld auf 18 bis 20 Millionen Franken. Das Gesamtvorhaben wird nun weiter ausgearbeitet und könnte mit der Budgetvorlage 2025 dem Grossen Rat vorgelegt werden. Eine Eröffnung des neu gestalteten Kunstmuseums könnte demzufolge 2028 stattfinden.
Kern des Entwurfes ist ein neuer, unterirdischer, rund 220 Quadratmeter grosser Ausstellungssaal: „Der Saal, mit langen, geraden, hohen Wänden und insgesamt ruhiger Gestaltung, bringt vieles mit, was die anderen Räume des Kunstmuseums zum Teil nicht aufweisen können. Werkstatt und Depot finden ihren Platz in einem unter dem neuen Saal angeordneten zusätzlichen Untergeschoss, das von der Anbindung an den Warenlift profitiert“, schreiben die Architekt:innen in ihrer Projektskizze.
Über eine breite Treppe soll man aus dem Kreuzgang des Museums in den neuen Raum gelangen. Dominik Diezi, Regierungsrat im Departement für Bau und Umwelt, lobte den Entwurf bei der Vorstellung der Wettbewerbsbeiträge am Donnerstag in der Frauenfelder Konvikthalle (dort sind alle eingereichten Entwürfe aktuell zu sehen): „Das Projekt schafft Perspektiven für einen modernen Museumsbetrieb in dem historischen Kontext der Kartause Ittingen.“
„Das Projekt schafft Perspektiven für einen modernen Museumsbetrieb in dem historischen Kontext der Kartause Ittingen.“
Dominik Diezi, Regierungsrat im Departement für Bau und Umwelt
Markus Landert, Direktor des Kunstmuseum Thurgau, zeigte sich ebenfalls zufrieden: „Der Gewinnerentwurf holt das Maximale aus den schwierigen Bedingungen vor Ort heraus“, so Landert gegenüber thurgaukultur.ch
Ob das Projekt einer Volksabstimmung bedürfe, sei derzeit noch offen, sagte Monika Knill, Regierungsrätin im Departement für Erziehung und Kultur, auf Nachfrage. „Generell stellen Sanierungen von bestehenden Bauten eine gebundene Ausgabe dar, wenn diese der Erfüllung einer bisherigen Staatsaufgabe dienen. Auch wenn damit verbunden es zu baulichen Ertüchtigungen (Technik, Brandschutz, Erdbebensicherheit, Behindertenkonformität etc.) kommt.“ Bei solchen gebundenen Ausgaben sind Volksabstimmungen nicht obligatorisch.
Ob es eine Volksabstimmung geben wird, ist noch offen
Knill weist aber auch daraufhin, dass die Prüfungen dazu noch nicht abgeschlossen seien: „Erst anhand eines konkreten Projekts kann nun abschliessend die Frage der Gebundenheit vertieft geprüft werden. Bei dieser Prüfung stehen sodann insbesondere die baulichen Ergänzungen im Zentrum, welche eine ungebundene Ausgabe darstellen können. Dieser Prozess erfolgt seit einigen Jahren standardmässig und wird in Vorbereitung einer Kreditvorlage an das Parlament erfolgen.“
Bei dem gescheiterten Vorgängerprojekt 2013 hatte der Kanton die geplante Sanierung und Erweiterung als gebundene Ausgabe deklariert und so eine Volksabstimmung umgangen. Eine Beschwerde dagegen hatte 2015 vor dem Bundesgericht Erfolg, der Kanton gab daraufhin das Vorhaben auf.
Lehren aus dem gescheiterten Vorgänger-Projekt
Das soll nun nicht wieder passieren: „Umso mehr seit den gezogenen Lehren aus dem gescheiterten Projekt Kunstmuseum 2013 erfolgt diese Gebundenheitsprüfung mit grosser Sorgfalt. Die abschliessende Beurteilung kann somit erst erfolgen, wenn das Projekt „final“ vorliegt. Auf dem Stand der Jurierung ist das noch etwas zu früh, da sich noch Änderungen ergeben können“, erklärte Regierungsrätin Monika Knill.
Das renommierte und am Gewinnerprojekt beteiligte Architekturbüro Harder Spreyermann Architekten AG kennt sich in der Kartause jedenfalls bestens aus: Die Zürcher bauten nicht nur das Restaurant Mühle in den Klostermauern, aus ihrer Feder stammte auch das 2013 gescheiterte Vorgänger-Projekt.
Alle Hintergründe zur Vorgeschichte
In unserem Dossier zum Kunstmuseum haben wir alle Texte aus den vergangenen Jahren rund um die geplante Sanierung und Erweiterung des Museums gebündelt: https://www.thurgaukultur.ch/magazin/#dossiers=13
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