von Inka Grabowsky, 28.11.2017
Vom Ermittler zum Krimi-Autor
Der zweite „Tatort Thurgau“ ist erschienen: Der Kreuzlinger Krimiautor Joel Dominique Sante stellt am 5. Dezember seinen neuen Roman vor. Dieses Mal ermitteln seine Polizisten am Untersee.
Von Inka Grabowsky
„Tödlicher Mammon“ heisst das neue Werk des pensionierten Polizeibeamten Hermann Merz, der sich hinter dem Pseudonym ‚J.D Sante’ verbirgt. Im ersten Teil der Reihe „Tatort Thurgau“ mit dem Titel „Der Eidgenosse“ hatte er die Politik zum Hintergrund seines Romans gemacht, indem er über die Entführung einer Regierungsrätin schrieb. Nun lässt er sein Ermittlergespann Piet Wenger und Mägi Buchwald von der Kripo Thurgau in die Welt des Kapitals eintauchen. In einer Villengegend in Fruthwilen kommt eine reiche Dame zu Tode. Erst drei Leichen später klärt sich der Fall.
Krimis haben es Sante/Merz seit jeher angetan. Er läse sie selbst gerne, meint er. „Ausserdem kenne ich mich in der Polizeiarbeit eben gut aus. Diese Fachkenntnisse kann ich nutzen.“ Seit über dreissig Jahren schon setzt er sich in seiner Freizeit immer wieder an die Schreibmaschine oder den Computer, um seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. „Es macht mir Spass“, sagt der 63-Jährige. „Und es ist etwas, was ich – vermutlich – gut kann.“ Mit der Zeit sei es ein Handwerk geworden: „Meinen Stil würde ich filmisch nennen. Ich schreibe so, wie ich einen Film sehe: mit Schnitten, Szenenwechseln und Cliffhangern, wenn es spannend werden soll.“
Die Schauplätze sind realistisch, die Charaktere manchmal auch
Der Jung-Schriftsteller hat vor seiner Pensionierung rund vierzig Jahre in verschiedenen Funktionen bei der Kantonspolizei gearbeitet. Das hinterlässt Spuren: „Als Hundeführer musste ich nach einem vermissten Kind suchen. Das vergisst man nicht. Auch auf dem Polizeiposten in Sulgen gab es Erlebnisse, die mich noch heute beschäftigen - meist Suizide. Danach war ich beim Erkennungsdienst, habe also bei Unfällen oder Todesfällen Spuren gesichert. Eigentlich habe ich ausser der Kripo alles gemacht.“ Dementsprechend sind seine Geschichten von der Realität inspiriert. „Ich schildere die Verhältnisse im Thurgauer Polizeikorps und nutze die Sprache, die wir untereinander sprechen. Die Protagonisten mögen sich an real existierende Personen anlehnen, haben aber andere Namen und auch mal zusätzliche Charaktereigenschaften. Einmal hat sich einer meiner alten Kollegen tatsächlich wiedererkannt.“ Realistisch sind auch die Schauplätze: Die Ortsbeschreibungen stimmen bis ins Detail, darauf liegt Hermann Merz wert: „Die Leser sollen ihre Heimat wiedererkennen.“ „Tödlicher Mammon“ spielt im Sommer 2017 am Untersee. Fruthwilen, Ermatingen, Steckborn und Tägerwilen werden zu Schauplätzen der Ermittlung. Nicht realistisch ist die Häufung der Mordfälle: „Gott sei Dank haben wir davon im Thurgau weniger als in meinen Büchern, aber was ich schildere, könnte jeden Tag passieren.“
Er habe kein finanzielles Interesse, sagt der Jung-Autor
Merz’ Bücher werden im Selbstverlag herausgebracht, in geringer Auflage von zunächst hundert Stück, ausserdem kann man sie als E-Book aus dem Internet laden. „Ich habe früher mit einem Verlag zusammengearbeitet“, erzählt er, „aber ich war damit nicht glücklich. Ich war weniger frei. Also bin ich nun mein eigener Verleger und gestalte meine Bücher selbst. Meine Partnerin, die Lehrerin war, ist meine Lektorin.“ Sie fände Rechtschreibfehler und logische Brüche. An seinem Stil ändere sie allerdings nichts. „Finanziell lohnt sich das Ganze absolut nicht. Aber es ist grossartig, sein eigenes gedrucktes Buch in Händen zu halten. Und wer weiss: Auch J.K. Rowling hat klein angefangen!“
Termin: Joel Dominique Sante liest aus „Tödlicher Mammon“ am Dienstag, 5. Dezember 2017 um 19:30 Uhr in Kreuzlingen im Trösch. Um Anmeldung wird gebeten: jdsante@bluewin.ch
„Der Eidgenosse“ und „Tödlicher Mammon“ von Joel Dominique Sante lassen sich über den Buchhandel bestellen oder als E-Book kaufen: http://ebookshop.e-bookshelf.ch/tatort-thurgau-8369232.html und http://ebookshop.e-bookshelf.ch/products/search?searchBox="Tödlicher+Mammon"&searchCheck=quicksearch&qsBtn=Suchen
Eine Leseprobe von „Der Eidgenosse“ gibt es hier
Eine Leseprobe des neuen Krimis „Tödlicher Mammon“ finden Sie im Anhang zum Herunterladen
Von Inka Grabowsky
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