von Inka Grabowsky, 20.03.2025
Mit Monty ins Museum

Informativ und lustig: Das Naturmuseum und die Theaterwerkstatt Gleis 5 haben zusammen einen neuen Hörspaziergang und eine Schnitzeljagd entwickelt. Das macht nicht nur Kindern Spass. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Hunde dürfen nicht mit ins Museum. Das ist eine universelle Regel in Ausstellungshäusern. «Das hat mit Hygiene zu tun, mit konservatorischer Vorsicht, mit der Angst mancher Menschen von Hunden und – in unserem speziellen Fall – mit dem unberechenbaren Verhalten von manchen Hunden gegenüber ausgestopften Wildsäuen», erklärt Museumsleiter Hannes Geissler.
Das «Dog-ma» bildet die Keimzelle für einen neuen einstündigen Hörspaziergang durch das Gebäude, denn einer der Stars der Theaterwerkstatt Gleis 5 ist nun mal der Hund Monty. Die Plüschpuppe, die in der Hand von Rahel Wohlgensinger lebendig wird, schleicht sich in die Ausstellung und erkundet alles - immer verfolgt vom fiesen Hausmeister.
Video: Hier kannst du reinschauen und -hören in das Projekt
Blick hinter die Kulissen
Simon Engeli hat 13 Szenen geschrieben. «Die Wissenschaft, also das Museum, und das Theater können voneinander profitieren», sagt er. «Beide wollen Inhalte vermitteln.» Für die Konzeption ist das Künstlerpaar selbst durchs Museum gelaufen und hat spannende Exponate gesucht.
«Ausserdem wollten wir hinter die Kulissen schauen und erklären, was der Gärtner, der Präparator oder die Modellbauerin macht.» Hannes Geisser freut das besonders: «Das gibt einen echten Mehrwert für die Besuchenden. Kaum jemand weiss ja, wie eine Ausstellungsgestalterin arbeitet.»
Auch die Archäologie ist mit dabei
«Mit Monty im Museum» löst den bisherigen Liederrundgang ab, der seit 2014 im Einsatz war. Nach wie vor im Angebot ist «Darwin und Francis» aus dem Jahr 2009 zur Evolutionstheorie und der Kinderpodcast «Theo erzählt.» Der Museumsleiter ist dankbar für den Blick von aussen: «Wir neigen dazu zu vergessen, wie die Menschen unser Haus erleben. Es sind ja zwei Museen unter einem Dach. Wir als Naturmuseum wollten den neuen Hörrundgang. Aber Simon und Rahel haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass Besucher natürlich auch bei den Archäologen hineinschauen. Sie nehmen die Trennung gar nicht war.»
Deshalb unterhält sich Monty nun also genauso mit Urs Leuzinger, dem Leiter des Museums für Archäologie. Die beiden finden schnell einen Draht zueinander, sind sie doch jeweils an alten Knochen interessiert.

Aus dem Vollen geschöpft
Schon zum dritten Mal arbeiten Theaterwerkstatt und Naturmuseum zusammen. Nach «Biber the Kid» und der Komödie «Wildsau» folgt nun der spezielle Audio-Guide.»
Bei diesem Projekt konnte das Team auf den wohlausgestatteten Fundus der Theaterwerkstatt zurückgreifen. Nicht nur Monty, sondern auch der Hausmeister lagen griffbereit im Regal. Und als besondere Dreingabe kam «Monty-Musik» zum Einsatz, die während Corona im Rahmen eines Transformationsprojekts entstanden war. Bühnenkünstler wurde damals wegen des Versammlungsverbots beim Umstellen auf TV-Formate unterstützt.
Sprüche und Infos für Kinder und Erwachsene
Der Hörrundgang ist für Menschen ab sieben Jahren konzipiert. Freude haben werden aber auch die Erwachsenen. «Ich lache immer noch an den gleichen Stellen, obwohl ich die Story schon gefühlt hundertmal gehört habe», so Geisser. Leihgeräte und Begleitheft bekommt man kostenlos beim Empfang.
Dort gibt es als Extra noch die Aufgabe für eine Rätseltour. Innert zwanzig Minuten müssen die Kinder Monty helfen, den Schlüssel des Hausmeisters wiederzufinden. Hier sind die Szenen gerade mal 90 Sekunden lang, trotzdem schaffen es die Profis von der Theaterwerkstatt, die eine oder andere Information über die Natur einzuflechten.
«Ausserdem lernt man ganz genau hinzuschauen, um Hinweise zu entdecken», sagt Hannes Geisser. «Das gilt sowohl für die Fotos im Plan als auch für die Nummern, die man eingeben muss, um Audio-Hinweise zu bekommen. Sie sind mitunter ein bisschen versteckt.»

Selbstironie hilft
Monty ist für seine unkonventionelle Perspektive und sein freches Maul bekannt. Als Hund stellt er Fragen, die höfliche Erwachsene sich verkneifen würden. Davon ist Direktor Hannes Geisser nicht verschont geblieben. «Wir haben blendend miteinander über Anthropomorphisierung philosophiert», lacht er. «Es ist schon etwas Selbstironie nötig, wenn man sich auf so ein Projekt einlässt.»
Die Arbeit der Schauspieler wirkt auf ihn nachhaltig, vor allem, nachdem sie den Exponaten Stimmen verliehen hatten: «Das macht etwas mit einem, auch mit mir als Biologen. Die Stimme der Elster hallt in mir nach, wann immer ich an dem Präparat vorbei gehe.»
Die beiden Museen in Frauenfeld sind Dienstag bis Freitag 14–17 Uhr und Samstag und Sonntag 13–17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.


Von Inka Grabowsky
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