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von Inka Grabowsky, 24.03.2025

Drei Orchester, zwei Konzerte, ein Klang

Drei Orchester, zwei Konzerte, ein Klang
Nur nicht die Übersicht verlieren: hundert Musiker:innen müssen für die Klangfusion XXL unter einen Hut gebracht werden. | © Inka Grabowsky

Ein Streichorchester und ein Blasorchester sind Ensembles, die für sich alleine stehen können, aber wenn sie sich zusammentun und noch mit einem Symphonieorchester aus Jugendlichen verstärken, dann kann etwas wirklich Grosses enstehen. Genau das haben der Musikverein Tägerwilen, das Orchester Divertimento und das Campus Orchestra für die «Klangfusion XXL» am 29. und 30. März geplant. (Lesedauer: ca. 5 Minuten)

«Es gibt eine Hühnerhaut, wenn man merkt, was möglich ist», sagt Emmanuel Hoffmann, Co-Präsident des Musikvereins Tägerwilen. Schon bei den Probenwochenenden, wenn an die hundert Musiker in der Aula der PMS zusammenkommen, wird eine grosse kreative Energie frei. 

Genau das war es, was Hoffmann erleben wollte, als er gemeinsam mit Eva Hofacker, Präsidentin des Orchesters Divertimento Kreuzlingen-Konstanz, die Idee zum grenzenlosen Zusammenspiel ausarbeitete. «Ich hatte früher schon als Posaunist in Symphonieorchestern gespielt, das konnte ich mir wieder vorstellen», meint er. Bei den Streichern von Divertimento stiess er damit auf offene Ohren.  

 

Kennen und schätzen sich seit zwei Jahren: Emmanuel Hoffmann und Eva Hofacker. Bild: Inka Grabowsky

Zweijährige Vorgeschichte

Kennengelernt hatten sich die Protagonisten schon vor zwei Jahren, als die Tägerwiler Blechbläser das Musical ‹Tabaluga› aufführten. Sie engagierten dafür eine Cellistin aus dem Orchester Divertimento, wie Hoffmann erzählt: «Eva kam als Zuhörerin dazu – und wir kamen erst ins Gespräch und dann zum Entschluss: ‹Wir bilden für ein Projekt ein Symphonieorchester›» 

Aufgrund persönlicher Kontakte stiess dann auch noch das Kreuzlinger Campus-Orchestra hinzu, bestehend vor allem aus Schülerinnen und Schülern der Pädagogischen Maturitätsschule und einigen Studierenden der Pädagogischen Hochschule. «Wir sind bei den Blechbläsern etwas unterbesetzt», freut sich dessen Leiter Marco Castellini. «Und es ist für uns schön, für einmal ausserhalb des Campus’ auftreten zu können und dabei auch noch unsere besonderen Talente, die Sängerin Joelle Gschwend und die Flötistin Emma Blanke, zu präsentieren.» 

Video: Einblick in die Probenarbeit der Orchester

Im Programm soll für jeden etwas dabei sein

«Symphonieorchester» heisst nun aber nicht, dass der neugebildete Klangkörper eine Symphonie aufführt. Die Dirigenten der drei Gruppen setzen sich zusammen und tüftelten ein Programm aus. «Wir wollen den Menschen einen bunten Strauss an Melodien bieten», so Thomas Gmünder von Musikverein Tägerwilen. «Es sind nicht die schwierigsten Stücke, aber sie machen Freude.» 

Oleksandr Chugai von Divertimento fühlt sich dabei an die britische «Last Night of the Proms» erinnert. «Da gibt es Klassik und Folk – Hauptsache, es begeistert.» Bei den beiden Konzerten in Tägerwilen und Konstanz spielen die Hundert nun also Volks-, Tanz- und Film-Musik, gleichberechtigt neben Swing, einem Volkslied sowie Brahms und Verdi. 

Auch ein Projekt der Nachwuchsförderung

«Für das Campus Orchestra habe ich darum gebeten, einige Stücke aus unserem Repertoire zu wählen», sagt Dirigent Marco Castellini. «Wir haben durch den Schulbetrieb eine verkürzte Zeit zum Proben. Ich wollte also Musik, die die jungen Leute schon kennen.» Das hatte für den Rest der Gross-Ensembles durchaus Vorteile. «Wir haben den Jugendlichen ohnehin die Stimmführerschaft angetragen, damit sie eine Bühne bekommen. Aber weil sie bei ihren Stücken schon wissen, wie was zu klingen hat, zieht das alle anderen mit», so Eva Hofacker. 

Ohnehin sei es ein Vorteil des Symphonie-Orchesters, dass nicht so starke Musiker mitgenommen werden könnten. «Wir haben jetzt 11 erste und 13 zweite Geigen. Sollte mal jemand aussetzen, fällt das nicht so auf.» 

 

Marco Castellini vom Campus Orchestra freut sich, beim Gross-Event auch die Flötistin Emma Blanke von der PMS als Solistin in Szene setzen zu können. Bild: Inka Grabowsky

Berufsmusiker:inenn sind aus Freude dabei

Die «Klangfusion XXL» ist in jedem Register stark besetzt. Vier Kontrabässe, zwölf Celli, zehn Flöten, acht Perkussionisten oder acht Trompeten kann wirklich nicht jeder bieten. Um den Nachwuchs zu fördern, rücken für einmal auch die Profis aus dem Orchester Divertimento ins zweite Glied. 

Normalerweise engagiert der Verein Berufsmusiker, um die Qualität hochzuhalten. «Wir haben ihnen diesmal frei gegeben, weil wir ja schon so viele sind», erzählt Eva Hofacker, «Aber sie spielen jetzt aus purer Freude mit.» 

Schöner Nebeneffekt: Man lernt voneinander

Die Kooperation von Musikern im Teenageralter und in den Achtzigern hat ungeahnte Wirkungen. Dirigent Gmünder vom Musikverein muss lachen: «Das Zusammenspiel mit den jungen Wilden von der PMS und der PH gibt uns besonderen Schwung. Wer vorher wenig zuhause geübt hat, der steckt jetzt mehr Energie rein.» Dass viel Energie gewöhnungsbedürftig ist, räumt Eva Hofacker ein: «Für uns als Streicher ist es zunächst einmal viel, viel lauter. Wir hatten den Eindruck, bei all den Bläsern und Perkussionisten hört man uns gar nicht mehr.» 

Blechbläser Emmanuel Hofmann erlebt es anders: «Ich geniesse es, für einmal mit anderen Posaunisten zusammenzuspielen. Oft bin ich allein an meinem Instrument. Mit den Mitspielern wächst die Sicherheit – und man lernt eine ganze Menge voneinander.» 

Die Dirigenten haben untereinander abgesprochen, wer welches Stück anleitet. «Die Orchestermitglieder mussten sich schon ein bisschen umstellen», sagt Oleksandr Chugai. «Jeder Dirigent setzt andere Akzente und wählt unterschiedliche Tempi. Für mich ist es quasi gleich. Ich dirigiere die Musik, nicht die Musiker.»

 

Oleksandr Chugai dirigiert Musik, nicht Musiker - wie viele mitspielen, ist für ihn nicht relevant. Bild: Inka Grabowsky

Spenden statt Eintritt

Das Projekt ist aufwändig. Allein die Proben für hundert Menschen zu koordinieren, erforderte genaue Planung. Doch auch das finanzielle Risiko ist erheblich. Die Noten, die Arrangements und die Dirigenten müssen schliesslich bezahlt werden. Von einem Budget in niedrigen fünfstelligen Bereich sprechen die Vereinsvorsitzenden. Sponsoren übernehmen den Hauptteil, auf grosszügige Spenden in der Kollekte sind die Vereine aber angewiesen. 

Immerhin wird es ihnen nicht an Publikum mangeln. Die 260 Plätze in der Bürgerhalle in Tägerwilen am 29. März sind bereits ausgebucht, nur für die Aufführung in der Lutherkirche in Konstanz am 30. März gibt es noch Karten. «Ein so grosses Projekt lässt uns über unser Grenzen hinauswachsen», sagt Eva Hofacker. «Wir hoffen, dadurch ein Publikum zu gewinnen, das uns bisher nicht kannte.» 

Und wenn der eine oder andere jugendliche Mitspieler nach den Aufführungen beim Orchester Divertimento oder dem Musikverein Tägerwilen einsteigt, hätten die Vereinsvorsitzenden auch nichts dagegen. 

 

Die Dirigenten Thomas Gmünder und Marco Castellini empfinden die Zusammenarbeit als bereichernd. Bild: Inka Grabowsky

 

Die Konzerttermine im Überblick

Klangfusion XXL 

Musikverein Tägerwilen, Streichorchester Divertimento Kreuzlingen-Konstanz und das Campus Orchestra der PMS und PHTG

 

Samstag, 29. März 2025, 19:30 Uhr, Bürgerhalle Tägerwilen (ausgebucht)

Sonntag, 30. März 2025, 17:00 Uhr, Lutherkirche Konstanz (Reservierung über https://klangfusion.ch dringend zu empfehlen)

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Recherche-Stipendien der Kulturstiftung

Bewerbungen können bis 31. März 2025 eingereicht werden.

Dazugehörende Veranstaltungen

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Klangfusion XXL

Tägerwilen, Bürgerhalle Tägerwilen

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Orchester Divertimento Kreuzlingen-Konstanz

8280 Kreuzlingen

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