von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 15.03.2024
Schlechte Nachrichten für die Museen
Drei kantonale Museen müssen vorerst auf die dringend benötigten Erweiterungen verzichten: Der Kanton streicht die Sanierungs- und Optimierungspläne auf das Nötigste zusammen. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Die Pläne waren gross, aber jetzt ist das Geld knapp: Aufgrund der finanziell angespannten Lage beim Kanton werden die Sanierungs- und Erweiterungspläne beim Kunstmuseum, Historischen Museum und Napoleonmuseum deutlich abgespeckt. Das hat Dominik Diezi, Chef des Departements für Bau und Umwelt, jetzt auf einer Medienkonferenz in Arbon bestätigt.
Demnach liegen vor allem die geplanten unterirdischen Ausstellungsräume im Kunstmuseum und im Napoleonmuseum auf Eis. „Alles kommt auf den Prüfstand, aber wir werden das intensiv mit dem Grossen Rat diskutieren, wie und wo es weitergehen kann“, sagte Diezi.
Mit der neuen Finanzstrategie hat sich der Kanton ein 20-Millionen-Limit für alle Bauprojekte gegeben. Das bedeutet im Prinzip, dass nur noch Substanzerhalt möglich ist, aber keine Neubauprojekte in den nächsten Jahren entstehen können. Das betrifft nicht nur die Museen, sondern auch andere angedachte Bauten wie ein neues Polizeigebäude.
In der neuen Finanzstrategie schreibt der Kanton: „Die Schieflage des Staatshaushalts entsteht primär infolge wegbrechender Einnahmen, der Steuerfusssenkung aus dem Jahr 2022 und überdurchschnittlich hoher Investitionsvorhaben. Die Abschaffung der Liegenschaftensteuer und die Reduktion der Gebühren bei den Grundbuchämtern verstärken den negativen Trend und tragen zusätzlich zur Verschlechterung der Finanzlage bei.“ Vor allem die ausbleibenden Ausschüttungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sorgen für Verunsicherung. In den Jahren 2021 und 2022 konnte der Kanton hier jeweils mehr als 130 Millionen Franken verbuchen. In den Jahren davor lag die Summe zwischen 90 und 40 Millionen Franken pro Jahr. Das Problem für den Kanton: Macht die SNB Verluste, so wie in den vergangenen beiden Jahren, dann gibt es keine Ausschüttung. Als Reaktion auf die ausbleibenden Gelder und weitere Probleme im Haushalt werden nun nicht nur die künftigen Investitionen gedeckelt, sondern es sind auch Steuererhöhungen geplant. Für alle Bauprojekte bedeutet das: „Es erfolgt lediglich noch eine Substanzerhaltung. Grossprojekte wie die Bauvorhaben der Schulen, der Museen aber auch das Polizeigebäude und das Kantonalgefängnis sind nicht, in Teilen oder nur etappenweise realisierbar. Ebenfalls von der Kürzung betroffen sind neue Strassenbauprojekte und Informatikvorhaben“, schreibt der Regierungsrat.
Steigt ein Mäzen beim Bau im Kunstmuseum ein?
Besonders hart trifft es das Kunstmuseum. „Wir werden uns dort auf die Sanierungen beschränken müssen“, sagte Diezi. In einer Medienmitteilung am Donnerstag hatte der Regierungsrat bereits erklärt, dass das Bauprojekt in der Kartause Ittingen „vorübergehend sistiert“ werde. Zudem sei der ursprüngliche Zeitplan angepasst worden. Was im Klartext bedeutet, dass es ebenso wie beim Neubau des Neuen Historischen Museums in Arbon, jahrelange Verzögerungen bei der Neugestaltung von Kunstmuseum und Ittinger Museum geben wird.
Der vom Kunstmuseum lange ersehnte neue Ausstellungsraum soll nicht mehr über den Staatshaushalt finanziert werden. Der Kanton hofft hier vielmehr auf Mäzene, die möglicherweise die Finanzierung dieses Projektteils übernehmen könnten. Erst wenn es hierzu Klarheit gibt, sollen die Arbeiten am gesamten Projekt wieder aufgenommen werden.
Die Hoffnungen waren gross in den Museen
Der zusätzliche Ausstellungsraum sollte unterirdisch entstehen und rund 220 Quadratmeter gross sein. Kunstmuseums-Direktor Peter Stohler hatte schon Pläne für den Saal gemacht. „Ich kann mir vorstellen, dort entweder die Highlights der Sammlung dauerhaft zu präsentieren oder Wechselausstellungen künftig dort aufzubauen“, hatte Stohler in einem Interview mit thurgaukultur.ch im Januar gesagt. Daraus wird nun erstmal nichts mehr.
Ähnlich wie Peter Stohler dürfte sich nun auch Dominik Gügel fühlen. Der Direktor des Napoleonmuseums auf dem Arenenberg hatte lange für einen zusätzlichen Ausstellungsraum gekämpft. Und tatsächlich sah der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs genau das vor: einen unterirdischen, rund 260 Quadratmeter grossen Ausstellungsraum. Angesichts der klammen Finanzlage des Kantons platzt aber vorerst auch dieser Traum. „Wir konzentrieren uns auf das Notwendigste und zeitlich wird sich auch hier alles nach hinten verschieben“, sagte Regierungsrat Dominik Diezi auf Nachfrage von thurgaukultur.ch.
Monika Knill sieht dringenden Handlungsbedarf
Auch Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums in Frauenfeld, muss Abstriche in den Bauplänen am Schloss Frauenfeld hinnehmen. „Hier werden wir uns vor allem auf die notwendigen Sanierungen sowie eine Optimierung im Eingangsbereich fokussieren“, erklärte Diezi.
Monika Knill, Regierungsrätin und Chefin des Departements für Erziehung und Kultur, betonte derweil, dass der Sanierungsbedarf bei allen Museen weiterhin gross ist. „Es wäre fatal, wenn wir das jetzt nicht tun würden, es würde unsere kantonalen Museen schwächen. Wir müssen es jetzt eben eingebettet in die neue Finanzstrategie bei optimierten Kosten erledigen“, sagte Knill auf Nachfrage von thurgaukultur.ch.
Was die Einsparmassnahmen für das Millionenprojekt eines neuen Historischen Museums in Arbon bedeutet, kannst du hier lesen.
Die Debatte zu den notwendigen Sanierungen im Historischen Museum und dem Kunstmuseum laufen schon seit Jahren. Sämtliche Beiträge zu den verschiedenen Entwicklungen haben wir für dich in einzelnen Themendossiers gebündelt. Alles rund um das Kunstmuseum findest du hier, die Texte zum Historischen Museum hier.
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