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von Inka Grabowsky, 27.11.2023

Auf der Suche nach der Weihnachtsstimmung

Auf der Suche nach der Weihnachtsstimmung
Joe Fenner gibt den Erzengel in Frauenfeld (zVg) |

Adventszeit ist oft auch Theaterzeit: Eine Tour-de-Force durch die regionale Theaterlandschaft im Dezember – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Lesedauer: ca. 4 Minuten)

«All I need», um in Weihnachtsstimmung zu kommen, ist ein festlicher Theaterbesuch. Der Titel des Stücks, das am 8. Dezember im Phönix-Theater in Steckborn gezeigt wird, fiel mir also ins Auge. Doch die Beaver Dam Company zeigt unter diesem Titel «strategisches Ballett» - beim besten Willen kein Weihnachtsstück, aber sicher sehenswert. Darum also fräse ich weiter durch die Kulturagenden auf der Suche nach Stimmungsbringern in der Adventszeit. 

Beginnen wir am Anfang

Gleich am 1. Dezember werde ich in Frauenfeld fündig. Giuseppe Spina von der Theaterwerkstatt Gleis 5 hat mit «Mensch, Gabriel! – Ein Erzengel auf Abwegen» eine Adventsführung geschrieben und inszeniert. Der Titel setzt den humorvollen Ton. 

Der Schauspieler Joe Fenner übernimmt auf der einstündigen Tour durch die Altstadt von Frauenfeld die Rolle des Titelhelden. Er soll eigentlich die frohe Botschaft verkünden, doch mit dem Begriff «froh» hat Gabriel seine Mühe, denn sein Berufsstand ist durch die Erfindung der sozialen Medien in Verruf geraten.

Der Glöckner tourt durch den Kanton

Quer durch den Kanton reisen Florian Rexer und Andreas Müller mit ihrer Aufführung von «Der Glöckner von Notre Dame». Wer Regisseur Florian Rexer kennt, der weiss, dass er immer einen ganz eigenen Zugang zum Stoff sucht. 

6 Profischauspieler:innen und 17 Jungschauspieler:innen werden auf der Bühne stehen. Premiere ist am 20. Dezember im Kulturforum Amriswil. Danach tourt das Stück weiter nach Frauenfeld (Eisenwerk, ab 19. Januar 2024), Weinfelden (Trauben-Saal Weinfelden, ab 24. Februar 2024) und Sirnach (Dreitannen-Saal Sirnach, ab 15. März).

Video: Einblick in die Proben

Noch mehr in Frauenfeld 

In der Theaterwerkstatt Gleis 5 läuft im Dezember ein Stück, dass nach Weihnachten klingt, aber nichts damit zu tun hat: In der «Wunderübung» geht es nicht um das Erscheinen Gottes auf Erden, sondern um Paartherapie. 

Ein paar Schritte weiter im Frauenfelder Eisenwerk ist in der Adventszeit auch einiges los. Am 2. Dezember läuft beispielsweise das Kindertheater «Ida hat einen Vogel, sonst nichts». Allerdings spielt das Stück vor den Sommerferien. Weihnachtlicher wird es erst am 21. Dezember, jedoch mit Musik, nicht mit Theater. Akrobaten und Clowns bietet der Frauenfelder Weihnachtszirkus im Murg-Auen Park. 

Klassiker in Amriswil

Der Advent ist die Hochzeit der Klassiker. In der Weihnachtszeit begehen wir schliesslich immer die gleichen Rituale, da kann man auch die immer gleichen Theaterstücke anschauen. Deshalb schadet es auch nicht, dass am 2. Dezember im Pentorama in Amriswil einmal mehr «Die Zauberflöte für jung & alt» aufgeführt wird. Eine Erzählerin und Sänger der Prager Kammeroper gastieren mit einer verkürzten Version. 

Der nächste Klassiker naht im Pentorama am 10. Dezember. Das Kindertheater Floh spielt «Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer», wie zuvor schon in Kreuzlingen, in Wil (26.11.) und wie danach am 17. Dezember im Thurgauerhof in Weinfelden. 

 

91 weitere Ideen für die richtige Adventsstimmung

Wir haben Konzerte, Märkte und Workshops für Klein und Gross gebündelt, damit du so richtig in Weihnachtsstimmung kommst! Alle Veranstaltungen dazu findest du hier.

Heitere Gedichte in Weinfelden

Weinfelden liefert das nächste Stichwort: Im Theaterhaus laden am 3. und am 10. Dezember drei Gastgeberinnen zu einem textlichen Festschmaus. Sie versprechen heitere Gedichte, humorvolle Textschnipsel, aber auch melancholische Geschichten und zwischendurch Deftiges und Pikantes.

Kleinkunst ist schön, aber nicht weihnachtlich

Unweihnachtlich geht es im Casino Frauenfeld zu: Erst gibt es «Stiller», nach Max Frisch am 14.12., und dann das genaue Gegenteil am 15.: Oropax macht «Ordentlich Chaos». 

Wem das gefällt, der mag am 16.12. ins Kreuzlinger Theater an der Grenze weiterziehen: Die Anarcho-Comedians von «Pasta del Amore» versetzen sicher nicht in besinnliche Stimmung. Etwas leiser räumt Urs Wehrli im Rahmen des KIK Kunst auf (bereits ausverkauft). Besinnlich, aber nicht weihnachtlich. 

 

Unweihnachtlicher gehts kaum: Pasta del Amore imt Theater an der Grenze. Bild: zVg 

Grosse Show in Kreuzlingen

Eine Welturaufführung im Kreuzlinger Dreispitz hat Chancen zum zentralen Weihnachts-Theaterevent zu werden. Der Verein «Symphonische Kulturevents» - verbunden mit dem preisgekrönten Symphonischen Blasorchester - hat beim Thurgauer Komponisten David Land ein Musical in Auftrag gegeben. 

Er hat sich eine Geschichte über Graf Zeppelin und seine Wirkung bis heute ausgedacht. Im Zentrum steht eine Gehörlose – inklusiv ist das Ganze also auch noch. Fünf Profi-Solisten, der Chor Amazonas, die Gymnastikgruppe Kreuzlingen und das Blasorchester versprechen eine grosse Show zwischen dem 13. und 30. Dezember.  

 

Das Bühnenbild des Zeppelin-Musicals in Kreuzlinen existiert erst im Modell. Bild: Inka Grabowsky

Chancen in Konstanz

Im Theater Konstanz gibt es eine Art klassisches Weihnachtsmärchen: «Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse» nach dem Roman von Christine Nöstlinger läuft im Stadttheater. 

Und wem das nicht weihnachtlich genug ist, der gehe in die Spiegelhalle und geniesse: «Zwei Herren von Real Madrid». Das klingt nicht nach Weihnachten, spielt aber damit, weil sich bei einer Weihnachtsfeier zwei Fussballprofis näherkommen. 

Der richtige Weihnachts-Stimmungsbringer läuft am 7. Dezember auf der kleinen Zimmerbühne: Volker Ranisch trägt in «Bitte nicht wie letztes Jahr!» fromm und weniger fromm Wünsche zum Fest vor. Eine unernste Zusammenstellung von Briefen Rainer Maria Rilkes an seine Mutter und italienischen Kinderbriefen an den Weihnachtsmann.

 

Konrad aus der Konservenbüchse in Konstanz. Bild: Theater Konstanz

Gelegenheiten in St. Gallen

Wo wir schon die Kantonsgrenzen überschreiten: St. Gallen bringt die Kinderoper «Die feuerrote Frederike» auf die Bühne. Auch hier war ein Kinderbuch von Christine Nöstlinger die Vorlage. Nun ja, Nöstlinger hat bis zu ihrem Tod vor fünf Jahren über 140 Bücher geschrieben. Es ist wohl einfach eine Frage der Wahrscheinlichkeit, dass sie doppelt dran kommt. 

Das St. Galler Schauspiel hat für Kinder «Der Wolf kommt nicht» nach dem Bilderbuch von Myriam Ouyessad ins Programm genommen. Die aktuelle politische Diskussion um die Regulierung der Raubtiere findet also demnächst auch im Kinderzimmer statt. 

Für Erwachsene läuft «Gott» ab dem 15.12., das Schauspiel von Ferdinand von Schirach, bei dem das Publikum zur Ethikkommission wird. Es geht nicht um die zu feiernde Geburt Gottes als Mensch, sondern um die Frage, ob Ärzte und Ärztinnen beim Suizid assistieren dürfen. Das ist eine überaus relevante Diskussion, doch für meine Weihnachtsstimmung könnten eher die Hymnen des Musicals «Les Miserables» sorgen. 

 

Nöstlingers "Feuerrote Frederike“ läuft in St. Gallen 

Rettung durch Rahel

Richtig weihnachtlich ist «Samichlaus gsuecht» im Figurentheater St. Gallen, ebenso wie «Die Weihnachtsgans Auguste» am gleichen Ort vom 9. bis 24 Dezember. 

Ausserdem ist «Puppenspiel» mit der Kreuzlingerin Rahel Wohlgensinger eine Bank für Kinder-Weihnachtstheater: «Herr Fässler feiert Weihnachten» läuft in der Vorweihnachtszeit an diversen Orten. 

Okay, ich beantrage offiziell eine Verlängerung der Adventszeit! Es läuft so viel auf den Bühnen der Region, dass ich dem Angebot in den dieses Jahr zur Verfügung stehenden vier Wochen nicht gerecht werden kann. 

 

Herr Fässler“ und Rahel Wohlgensinger - unverzichtbar zu Weihnachten. Bild: Puppenspiel

 

 

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