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von Inka Grabowsky, 15.02.2018

13 zum Glück

13 zum Glück
"Die Auftritte des Junior Balletts aus Genf am 1., 2. und 3. März könnten wir vielfach verkaufen." Caroline Minjolle von der Kulturstiftung über die Aufführung des Junior Balletts. | © Gregory Batardon

Zwischen dem 1. März und dem 20. April trifft sich ein Querschnitt der Schweizer Tanzszene im Phönix-Theater Steckborn zum tanz:now Festival.

Von Inka Grabowsky

Schon zum 13. Mal wird Steckborn für fünf Wochenenden zum Ziel für Fans des zeitgenössischen Tanzes. Ein Festival im üblichen Sinn sei es nicht, erklärt Caroline Minjolle von der Kulturstiftung des Thurgaus, die gemeinsam mit dem Phönix-Theater tanz:now veranstaltet. Ihrer Ansicht nach hat es sich bewährt, tanz:now als eine Reihe von Veranstaltungen mit fünf Blöcken innerhalb der Spielzeit des Phönix-Theaters durchzuführen. „Das Publikum weiss inzwischen, was es erwarten kann und hält uns bei bestimmten Veranstaltungen fest die Treue. Die Auftritte des Junior Balletts aus Genf am 1., 2. und 3. März könnten wir vielfach verkaufen. Dabei rechnen wir auf jeden Fall mit einem ausverkauften Haus.“ Hundert Zuschauer haben im Phönix-Theater Platz. Ob die Sitze auch bei den experimentelleren Angeboten belegt sein werden, wird sich zeigen. Die Tanzperformance mit Live-Musik „Sing the positions“ von Ioannis Mandafounis am 9. und 10. März ist auch für die Veranstalter spannend. „Wir wissen, dass das Publikum bei Performances eher zurückhaltend reagiert. Das Wort allein scheint Angst zu machen.“ Der Abend werde aber bei aller Unberechenbarkeit auf jeden Fall unterhaltsam.

Video: das Junior Ballett aus Genf

Die Qual der Wahl

Als Projektleiterin war Caroline Minjolle für die Auswahl der Stücke verantwortlich. „Ich habe das Programm das ganze Jahr über im Hinterkopf“, sagt sie. „Natürlich haben wir auch unter den Künstlern einige Stammgäste, die immer wieder gern zu uns kommen. Für uns ist es schön, deren künstlerische Entwicklung über die Jahre mitzuverfolgen. Ansonsten haben wir uns zum Ziel gesetzt, nur Schweizer Produktionen einzuladen, denn wir wollen die professionellen heimischen Compagnien gezielt fördern.“ Historisch bedingt sei die Tanzszene in der Romandie sehr vital und vielfältig. Daraus ergebe sich, dass auch dieses Jahr viele Künstler aus Genf eingeladen seien. Das hat einen angenehmen Nebeneffekt: das Thurgauer Publikum hat es über tanz:now viel leichter, sich diese Produktionen anzusehen. Im Programm müssen jeweils verschiedene Tanzsparten repräsentiert sein. Erzählendes Tanztheater beispielsweise wird am 19. und 20, April Nunzio Impellizzeri aus Zürich besteuern, der mit „in. Quieta Rooms“ eine Paarbeziehung seziert.

Ein Sonderfall ist das Programmpunkt „Tanzfaktor“ . Mehrere Veranstalter haben im Vorfeld aus 86 Bewerbern fünf Compagnien ausgewählt, die dann als Tournee auf den unterschiedlichen Bühnen auftreten. Jeder Veranstalter ist Teil der Jury.  „Die grösste Herausforderung ist es, Produktionen zu finden, die für alle passen. Das urbane Publikum in Luzern will ja gegebenenfalls etwas anders sehen als die Thurgauer. Das ist manchmal ein harter Kampf.“

Video zur Aufführung "Tanzfaktor"

Digital und analog

Highlights hat das diesjährige Programm viele. „Eine Mutter kann auch kein Lieblingskind benennen“, meint die Projektleiterin, „aber natürlich ist VR_I von Gilles Jobin am 17. und 18. März besonders interessant. Ich durfte es in Genf schon einmal ausprobieren. Man bekommt einen Computerrucksack und eine VR-Brille und kann dann über seinen eigenen Avatar mit Tänzerinnen und Tänzern in der virtuellen Welt interagieren.“ Jeweils fünf Besucher gleichzeitig können das Erlebnis durchlaufen. Sie müssen sich vorab einen Termin über doodle reservieren Der preisgekrönte 3-D-Film „Womb“   zeigt passend dazu eine farbige Phantasiereise in der typischen Tanzsprache von Gilles Jobin. „Das Thema Tanzfilm wird uns in diesem Jahr ohnehin besonders beschäftigen“, so Minjolle. „Man konsumiert Tanz im Alltag ja fast ohne es zu bemerken – ob in Werbeclips, Musikvideos oder Spielfilmen. Tanz ist in unserer Welt eigentlich allgegenwärtig.“ Tanzfilme aus dem Schweizer Tanzarchiv , die am 17. und 18. März im Foyer laufen, machen das bewusst.

Video zum Virtual-Reality-Projekt von Gilles Jobin

Mit Ausbildung zum Erfolg

Mit Workshops will tanz:now Hemmschwellen und Vorurteile abzubauen – offenkundig mit Erfolg, wie Caroline Minjolle erzählt: „Nach 13 Jahren kennen die Lehrer an den Schulen der Umgebung inzwischen unser Angebot und kommen gern. Im Idealfall buchen sie einen Workshop und besuchen dann noch eine Schulvorstellung.  Wir merken bei den Besucherzahlen, dass diese Art der Ausbildung sich auch für uns auszahlt. Wer als Jugendlicher einen Workshop besucht hat, kommt als Erwachsener gerne wieder vorbei.“ In dieser Saison wird die Züricher Choreographin und Breakdance-Spezialistin Olivia Marinoni  mit Schülern und Schülerinnen der Oberstufe Steckborn ein Kurzstück erarbeiten und im Vorprogramm von Tanzfaktor am 22. und 23. März in Steckborn präsentieren. Vielleicht erkennt ja sogar der eine oder andere begabte Jugendliche, dass Tänzer oder Tänzerin ein möglicher Beruf sein könnte. Auch das ist eines der Ziele des Festivals.

Alle Termine im Überblick: Das gesamte Programm von tanz:now und alle Infos zur Ticketreservation finden sich unter http://www.phoenix-theater.ch/spielplan.asp 

In Quieta Rooms: zertanzte Paarbeziehung

In Quieta Rooms: zertanzte Paarbeziehung. Bild: Veranstalter

Sing the Positions: Lebensfreude bei Ioannis MandafounisSing the Positions: Lebensfreude bei Ioannis Mandafounis. Bild: Gregory Batardon

Eine besondere Erfahrung: In voller Montur im virtuellen Raum

Eine besondere Erfahrung: In voller Montur im virtuellen Raum bei einer Produktion von Gilles Jobin. Bild: PD

 

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