28.03.2025
Lina Maria Sommer erhält Adolf Dietrich-Förderpreis

Die Thurgauische Kunstgesellschaft vergibt ihren mit 15`000 Franken dotierten Förderpreis an junge Künstlerinnen und Künstler. Die diesjährige Preisträgerin stammt aus Weiern bei Wittenwil. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
«Das Malen ist für mich etwas sehr Körperliches – wie Schwimmen oder Tanzen.» Das hat Lina Maria Sommer im Interview mit thurgaukultur.ch im Dezember 2023 gesagt. Damals hatte sie eine Ausstellung in der Galerie von Adrian Bleisch eröffnet. Der Galerist, der seinen Kunstort inzwischen geschlossen hat, bemühte sich damals um eine Einordnung von Sommers Kunst.
«Die Zeichnungen haben etwas Faszinierendes und Geheimnisvolles», sagte er damals. Er fände es aber schwierig, Lina Maria Sommers Werk mit Worten zu beschreiben. «Kräftig-experimentell bis zart-fein überlegt.» Der Galerist hielt kurz inne. «Nein, eigentlich möchte ich Linas Werk nicht in eine Schublade packen. Ihre Arbeiten berühren, lösen eine innere Faszination aus und machen mich sprachlos. Und diese Sprachlosigkeit ist gerade das Schöne daran.»
Wie ihre Aquarelle Bildräume öffnen
Vielleicht ist auch das der Grund, weshalb sie nun den Adolf-Dietrich-Förderpreis der Thurgauischen Kunstgesellschaft erhält. In einer Medienmitteilung heisst es, die Künstlerin habe die Jury mit ihren grossformatigen Aquarellen überzeugt. „Mit diesen ausgreifenden Papierarbeiten durchbrach sie die jahrhundertealte Konvention, dass das Malen mit Wasserfarben auf Papier untrennbar mit intimen, überschaubaren Formaten verbunden sei. Unter ihren Händen wurde das Aquarell zu einem Medium, mit dem sich weite, bewegte Bildräume öffnen lassen“, begründete die Kunstgesellschaft ihre Entscheidung für Lina Maria Sommer.
Ihr Weg in die Kunst war nicht ganz einfach. Das Malen und Schreiben wurde in ihrer Jugend immer präsenter. Und damit auch der Drang, sich mehr Raum dafür zu nehmen – oder wie Lina Maria Sommer es ausdrückt: «Die jugendliche Frustration darüber, in einer Welt, die viel zu klein ist, gefangen zu sein, wurde unerträglich und die Sehnsucht nach einer anderen Welt, von der ich bloss ahnte und ständig träumte, schlussendlich stärker als alle Ungewissheit und Konvention.»

Ein Schicksalsschlag prägte ihr Leben
Das Schicksal prägte ihren weiteren Lebensweg. Nach einem Velounfall mit Schädelbruch war für Lina Maria Sommer klar, dass sich etwas ändern muss. «Trotzdem hat es sehr viel Mut gebraucht, mich auf den Weg zu machen.» Nach dem Lehrabschluss hat sie die gestalterische Berufsmaturitätsschule absolviert und an der Hochschule der Künste in Bern Fine Arts studiert. «Endlich hatte ich Raum, um künstlerisch zu arbeiten.»
Nach dem Bachelor-Abschluss 2019 hat sie sich dann noch mehr Raum genommen und drei Jahre lang nur Kunst gemacht. 2020 hat sie an der Jungkunst in Winterthur sowie in der Mélange in Köln ausgestellt und 2021 zum ersten Mal in der Galerie Adrian Bleisch in Arbon. 2022 hat sie ihr Master-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste abgebrochen, um das Atelierstipendium in Belgrad wahrnehmen zu können.
Sommers neues Interesse gilt geometrischen Strukturen
Und jetzt der Förderpreis, der schon anderen jungen Künstler:innen einen Weg geebnet oder ihn zumindest erleichtert hat. Der Adolf Dietrich-Förderpreis wird seit 1984 alle zwei Jahre durch die Thurgauische Kunstgesellschaft vergeben. Er gilt als einer der wichtigsten privaten Förderinstrumente in der Ostschweiz.
In ihren neuesten Arbeiten legt Lina Maria Sommer geometrische Strukturen an, in die sie an Schlingpflanzen erinnernde Formen einflicht. In diesen noch immer grossformatigen Werken entwickelt sie laut Kunstgesellschaft mithilfe von differenzierten Farbfeldern ein Zusammenspiel von freier Bewegung und geometrischer Ordnung.
„Ihre feinfühlige Suche nach Ausdruck mit einer bereits seit Jahrhunderten benutzten Maltechnik vermochte die Jury zu überzeugen, insbesondere auch weil ihre Aquarelle unseren von den allgegenwärtig leuchtenden Bildschirmen geblendeten Augen ebenso Anregung wie Beruhigung bieten“, schreibt die Kunstgesellschaft. Im Dezember wird Lina Maria Sommers Schaffen in einer Ausstellung im Kunstraum Kreuzlingen vorgestellt.
28 Künstler:innen hatten sich beworben
Die Juryarbeit selbst sei anspruchsvoll gewesen, notiert die Kunstgesellschaft noch. „Auf die Ausschreibung der Thurgauischen Kunstgesellschaft im November 2024 waren über 28 qualitativ hochstehende Bewerbungen eingegangen“, heisst es. Die Fachjury aus den Künstlerinnen Isabelle Krieg und Heidi Schöni, dem Kurator des Kunstraums Kreuzlingen, Reto Müller sowie Kaspar Stokar und Markus Landert – alle Mitglieder des Vorstands der Thurgauischen Kunstgesellschaft - entschied sich schliesslich für Lina Maria Sommer.
Die Preisverleihung findet im Dezember 2025 anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Lina Maria Sommer im Kunstraum Kreuzlingen statt. Weiterführende Informationen über die Preisträgerin bietet ihre Homepage www.linasommer.com.
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