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Konstanz, wir müssen reden!

Konstanz, wir müssen reden!
Lieber miteinander reden als nur übereinander: Das ist das Motto des grenzübergreifenden Dialogprojektes "Konstanz trifft Kreuzlingen". | © Canva

Wie steht’s um das Verhältnis entlang der Grenze? Ein neues Veranstaltungsformat will Thurgauer:innen und Konstanzer:innen ins Gespräch miteinander bringen. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Es ist ja so: Wer in Kreuzlingen oder Konstanz lebt, der merkt die existierende Ländergrenze zwischen den beiden Städten manchmal gar nicht. Man pendelt hin und her. Zum arbeiten, zum einkaufen oder um Kultur zu erleben oder Freizeit zu verbringen. Einerseits. Andererseits ist diese Grenze oft aber auch ganz schön präsent. In manchen Köpfen. In bürokratischen Hürden. Und in Extremsituationen wie der Pandemie als die Grenze doppelt gesichert wurde.

Dabei sind die beiden Städte Kreuzlingen und Konstanz doch im Grunde längst zu einer Stadt am Bodensee verwachsen. Diesen Raum könnte man besser nutzen. Und lieber miteinander reden als nur übereinander. Das ist der Ausgangspunkt eines neuen Veranstaltungsformat des Konstanzer lokaljournalistischen Start-ups „karla“. Das Magazin ist seit vergangenen November online und versucht Lokaljournalismus neu zu denken.

Das ist dann der Punkt für volle Transparenz: Ich bin nicht nur Redaktionsleiter bei thurgaukultur.ch, sondern auch Ko-Redaktionsleiter bei „karla“. Bei dem Format „Konstanz trifft Kreuzlingen“ kommen nun beide Funktionen für den guten Zweck - der grenzübergreifende Austausch - zusammen.

Ziel: Austausch über Grenzen fördern

Die Idee, die hinter dem Format steckt, lautet, Menschen mit unterschiedlichen politischen Positionen und Ansichten ins Gespräch zu bringen. Denn nichts hilft so sehr den oder die andere besser zu verstehen, wie ein direktes 1:1-Gespräch. Konkret will „karla“ nun Thurgauer:innen und Konstanzer:innen miteinander in persönliche Einzelgespräche bringen, um auszuloten wie es um das Verhältnis entlang der Grenze so steht.

Die grosse Frage ist nun: Wie kommen die Menschen zusammen? Nun. Diese Personen werden mit Hilfe eines digitalen Fragebogens zueinander gebracht. Darin werden insgesamt acht kontroverse Ja-/Nein-Fragen gestellt, etwa: Sollte die Schweiz der EU beitreten? Nehmen die Deutschen den Schweizer:innen die Jobs weg? Sollte die Mehrwertsteuerbefreiung für Schweizer:innen abgeschafft werden? Hier kannst du den Fragebogen ausfüllen.

 

Bei "Konstanz trifft Kreuzlingen" dürfen auch kontroverse Meinungen aufeinander treffen. Bild: Canva

 

Die Software dazu stammt von der gemeinnützigen Organisation „My Country Talks“. Das ist eine Ausgründung der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Weltweit hat „my Country talks“ dieses Format mit Partner:innen umgesetzt, in der Schweiz hiess es zum Beispiel „Schweiz spricht…“

Bei „Konstanz trifft Kreuzlingen“ sollen nun unter anderem Stereotype und Vorurteile dies- und jenseits der Grenze behandelt werden mit dem Ziel, Klischees über „die Schweizer“ oder „die Dütschen“ aufzulösen. Zu kontroversen Themen wie beispielsweise dem Einkaufstourismus sollen verschiedene Perspektiven aufgezeigt und Verständnis füreinander erzeugt werden. „Wir bieten ein niedrigschwelliges Angebot für den direkten politischen Austausch – um unterschiedlichen Meinungen mit Toleranz und Kompromissfähigkeit zu begegnen“, schreibt karlas Ko-Redaktionsleiterin Wiebke Wetschera in ihrem Beitrag zur Veranstaltung.

So kannst du teilnehmen

Wenn du die Fragen beantwortet hast, geht es so weiter: Du meldest dich kurz an und wirst dann im Matching-Algorithmus mit einer Person zusammengebracht, die ganz anders über diese Fragen denkt. Wenn ihr beide dem Gespräch zugestimmt habt, könnt ihr am Samstag, 1. Juli gemeinsam diskutieren. Die Kontakte davor laufen alle zunächst per Mail.

Aber: Das Format soll nicht im digitalen Raum bleiben, sondern zu physischen Begegnungen führen. Deshalb gibt es am 1. Juli eine zentrale Veranstaltung dazu. Alle Teilnehmer:innen treffen sich um 15 Uhr am 1. Juli im Apollo (Konstanzer Str. 31) in Kreuzlingen.

Ein gutes Gespräch bei einem Spaziergang am See

Nach einer kurzen Einführung können die Gespräche beginnen. Es sind Vier-Augen-Gespräche, in denen die Gesprächspartner:innen ganz offen miteinander sprechen können. Bei gutem Wetter bietet sich dafür beispielsweise ein Spaziergang an.

Was die Teilnehmer:innen bei den Gesprächen erlebt haben, können sie entweder für sich behalten oder teilen. Deshalb gibt es am Samstag, 1. Juli, ab 18.30 Uhr zusätzlich eine öffentliche Diskussion mit Teilnehmer:innen und Expert:innen zum Verhältnis zwischen Thurgau und Konstanz speziell und Schweiz und Deutschland allgemein. Dafür kann sich jede:r, ob Teilnehmende an den Gesprächen oder nicht, hier anmelden.

Aber das Wichtigste zuerst: Den Fragebogen ausfüllen! Nur so kommst du zu deinem ganz persönlichen Gespräch.

 

Am Ende geht es immer darum, miteinander im Gespräch zu bleiben. Bild: Canva

 

 

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