von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 09.03.2020
Frauenfeld will jetzt auch
Im Ringen um das Historische Museum hat nun auch die Kantonshauptstadt ihre Ansprüche angemeldet. Mit guter Erreichbarkeit und einem Neubau in bester Lage wirbt Frauenfeld für sich.
Der Satz, der alles erklärt, fällt irgendwann gegen Ende der Medienkonferenz im Frauenfelder Staatsarchiv. „Es ist sehr wichtig, dass der Kanton weiss, dass wir das Historische Museum hier behalten wollen“, sagte Andreas Wirth, SVP-Kantonsrat und Präsident der Primar- und Sekundarschulgemeinde Frauenfeld am vergangenen Donnerstag. Damit fasste Wirth zusammen, weshalb die Stadt an jenem Donnerstagmittag die Medien eingeladen hatte: Es ging darum, ein öffentliches Zeichen gegenüber dem Kanton zu setzen.
Denn bislang war im Ringen um das kantonale Historische Museum ja vor allem Arbon öffentlich in Erscheinung getreten. Frauenfeld, die Kantonshauptstadt, hatte sich mit öffentlichen Äusserungen zurückgehalten. Inzwischen hat wohl auch Stadtpräsident Anders Stokholm (FDP) erkannt, dass dies als Desinteresse am Museum missverstanden werden konnte.
Deshalb nun die neue Offensive. „Das Museums-Cluster in Frauenfeld mit seinen verschiedenen Museen in guter Erreichbarkeit hat sich bewährt. Das verdient, weiter gestärkt zu werden“, so Stokholm. Nach seinem Plan könnte ein neues Historisches Museum in sechs bis acht Jahren in Frauenfeld eröffnen.
Frauenfeld hat jetzt auch eine Unterstützergruppe
Der Stadtpräsident und Kantonsrat sass an jenem Donnerstag nicht alleine auf dem Podium vor den Medien. Begleitet wurde er von Kolleginnen und Kollegen aus dem Kantonsrat und seiner Verwaltung. Ähnlich wie Arbon hat nun auch Frauenfeld eine Unterstützergruppe um sich geschart. Gemeinsam wollten sie darlegen, weshalb Frauenfeld der bestmögliche Standort für das Historische Museum Thurgau ist.
„Die kantonalen Museen haben sich in den letzten Jahren am Standort Frauenfeld zu Publikumsmagneten gemausert“, meinte die CVP-Kantonsrätin Katharina Bünter. Dies habe eben auch mit der guten Erreichbarkeit der Kantontshauptstadt zu tun, argumentierte sie. Im Vergleich zu Arbon sei Frauenfeld sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto schneller zu erreichen, ergänzte Andreas Elliker, Leiter des Departements für Bau und Verkehr in Frauenfeld. Dies habe ein Vergleich aus dem Jahr 2018 gezeigt.
Neben der Erreichbarkeit hat Frauenfeld aber noch einen grösseren Trumpf in der Hand: Der mögliche Standort eines Neubaus für das Historische Museum liegt zentral am Oberen Mätteli zwischen Innenstadt und Bahnhof auf dem Kasernenareal. 2023 verlässt die Armee das Gelände, danach könnte es überbaut werden. Bereits 2016 hatte Frauenfeld dazu einen städtebaulichen Wettbewerb veranstaltet. Der Siegerentwurf sah schon damals im Ostteil des Gebietes (beim Schweizerhofkreisel) einen Neubau für ein Museum vor.
«Das Museums-Cluster in Frauenfeld mit seinen verschiedenen Museen in guter Erreichbarkeit hat sich bewährt.»
Anders Stokholm, Stadtpräsident Frauenfeld (Bild: Sascha Erni)
Geschichte, Natur, Kunst - alles könnte seinen Platz finden
„Dort gibt es ausreichend Platz und zahlreiche Möglichkeiten für eine optimale Raumgestaltung für Dauer- und Sonderausstellungen sowie das Sammlungsdepot. Die verschiedensten Bedürfnisse können wir dort erfüllen: Der Neubau eigne sich für Ausstellungen im Bereich älterer und neuerer Geschichte, der Industrie-Geschichte oder auch für Ausstellungen zu Kunst oder Natur“, erklärte Christof Helbling, Leiter des Amtes für Hochbau und Stadtplanung in Frauenfeld.
Die Kunst nannte Helbling nicht ohne Grund: Sollte sich abzeichnen, dass eine Erweiterung des Kunstmuseums in der Kartause Ittingen aus denkmalpflegerischen Gründen nicht möglich ist, könnte man eine solche Erweiterung, gewissermassen eine Kunstmuseum-Dependance, auch in Frauenfeld ansiedeln.
Wie viel Platz wirklich sein wird, hängt von der weiteren Gestaltung ab
Insgesamt sei das Obere Mätteli die beste Adresse, die man im gesamten Thurgau für solch einen Museumsbau anbieten könne, fügte Helbling noch selbstbewusst an.
Wie viel Platz dort tatsächlich zur Verfügung stehen wird, ist noch offen. „Das hängt auch davon ab, wie hoch man baut“, sagte Christof Helbling. Das Baufenster sei grob definiert, die weitere Gestaltung ist demnach offen. Der städtebauliche Wettbewerb hatte das noch nicht festgelegt. Die bislang dort angesiedelten Parkplätze sollen unterirdisch verlegt werden, so dass auch grosse, urbane Plätze oberirdisch entstehen können.
Problem: Das gewünschte Grundstück gehört nicht der Stadt
Eine Hürde, die es auch in Frauenfeld gibt: Das geplante Areal gehört nicht der Stadt, sondern liegt in den Händen der Bürgergemeinde Frauenfeld. Titus Moser, Präsident der Bürgergemeinde, zeigte sich an der Medienkonferenz aber offen für eine solche Bebauung. „Wir würden dafür gerne die Hand bieten“, sagte Moser. In welcher Form, das sei aber noch offen.
So oder so: Dass Frauenfeld sein Museum behalten will - diese Botschaft dürfte spätestens nach diesem Auftritt nun auch beim Kanton angekommen sein.
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