von Manuela Ziegler, 10.05.2024
Ein Prinz erzählt aus seinem Leben
Die diesjährige Sonderausstellung des Napoleonmuseums „Eugène de Beauharnais: Vom Vizekönig zum Asylanten“ widmet sich dem Bruder der Arenenberger Schlossherrin Hortense. Sein 200. Todestag gibt Anlass vom Aufstieg und Fall eines fast vergessenen Feldherrn an der Seite Napoleon Bonapartes zu berichten. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Eugène de Beauharnais sei in der französischen Geschichtsschreibung in Vergessenheit geraten, meint Christina Egli, stellvertretende Direktorin des Napoleonmuseums und Kuratorin der aktuellen Sonderausstellung zur Eröffnung der Pressekonferenz. Vermutlich weil er die längste Zeit seines Lebens im Ausland verbracht habe und lediglich seine Jugendjahre in Frankreich.
Wie eng verknüpft Eugènes Weg zeitlebens mit dem seines Stiefvaters Napoleon Bonaparte blieb, erzählt er in der Ausstellung aus seiner Perspektive als Kind, als Soldat, als liebender Gatte, als Vizekönig von Italien, als Bauherr und nicht zuletzt als Familienvater.
Salon a la Beauharnais
Eine weitere Besonderheit: Die BesucherInnen dürfen sich aufs ausgestellte Mobiliar setzen und so Teil der Ausstellung selbst werden. Inszeniert ist sie wie ein Salon des Schlosses von Ismaning, wo Eugène mit seiner Frau Auguste Amalie und der Familie lebte. Ein Asyl, das ihm sein Schwiegervater, der bayerische König Maximilian I., angeboten hatte, weil der Schwiegersohn samt Familie nach der Abdankung Napoleons aus Italien vertrieben worden war.
Seinen Anfang nahm dieser mit den Zeitläuften so eng verflochtene Lebensweg Eugènes durch die Hochzeit seiner Mutter Joséphine mit Napoleon Bonaparte 1796. Damals war Eugène 15 Jahre alt, seinen Vater hatte er während der Revolution unter der Guillotine verloren. Geblieben sein soll dem Sohn wie er erzählt, nur der väterliche Säbel, den er zeitlebens gehütet hatte, möglicherweise jener in der Glasvitrine ausgestellte.
Vom Glück verwöhnt
Eugène gelang im Schlepptau des Stiefvaters Napoleon I. dann eine traumhafte Karriere. Er kämpfte als Feldherr in Italien, in Frankreich und in Ägypten, erhielt eine Beförderung nach der anderen. Ehre und Loyalität gelobte er auch als Vizekönig von Italien, zu dem ihn Bonaparte ernannt hatte, weil er selbst als Kaiser der Franzosen schliesslich dort einen Stellvertreter brauchte.
Auch Eugènes persönliches Glück verantwortete der Kaiser, er verheiratete ihn mit Auguste Amalie, Tochter des bayerischen Königs Maximilians I. Beide hielten in Monza Hof und brachten den Italienern viele Wohltaten. Dennoch bekennt Eugène mit einem Zitat: „Ich werde niemals König.“ Aus der taktischen Verbindung des Paares jedoch wurde eine echte Liebesbeziehung, sieben Kinder gingen daraus hervor.
Die Ausstellung „Eugène de Beauharnais: Vom Vizekönig zum Asylanten“ ist bis zum 27. Oktober im Napoleonmuseum zu sehen. Die Sonderausstellung ist im Museumseintritt von CHF 15.00 pro Person enthalten.
Die Öffnungszeiten:
April - September
Täglich: 10 bis 17 Uhr
Zum Asyl verdammt
Die ruhmreiche Zeit Eugènes endete mit dem Russlandfeldzug des Kaisers Napoleon, dem Offizier fiel nur noch die deprimierende Rolle zu, den Rückzug weniger Truppen zu decken. Als Fürst lebte er seit 1816 mit seiner Familie im bayerischen Asyl, und war verstärkt als Bauherr tätig. In München liess er das Palais Leuchtenberg im Zentrum errichten, einen Prachtbau im Stil der Neo-Renaissance mit 250 Räumen.
Im Verborgenen plante er jedoch bereits ein zweites Asyl im Kanton Thurgau, in der Nähe seiner geliebten Schwester Hortense, denn eine drohende Ausweisung durch den Schwager Kronprinz Ludwig, der alles Französische hasste, sah er kommen. Fast pausenlos überwachte der Fürst seit 1819 die Bauarbeiten auf Schloss Eugensberg. Dort einziehen konnte er nicht mehr.
Von Krankheit dahingerafft
1823 erlitt Eugène mehrere Schlaganfälle. Die Reproduktion eines Gemäldes zeigt ihn am Krankenbett, umsorgt von seiner Frau Auguste Amalie, die in ihren Tagebuchaufzeichnungen seine Krankheit dokumentiert. Mit 42 Jahren stirbt er.
„Quel roman que ma vie?“, (Was für ein Roman war mein Leben?), soll er getreu den Worten Napoleons gesagt haben. Eugène vereinte den braven Sohn, den charmanten Herrn und den Soldaten in seiner Person. Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe kommentierte seinen Tod mit den Worten, die Welt sei um einen bedeutenden Menschen ärmer geworden.
Christina Egli kündigt Abschied an
Eugènes reiche Persönlichkeit ist auch 200 Jahre nach seinem Ableben in der sehr stimmigen Auswahl und Inszenierung von Objekten, Zitaten und Aufzeichnungen aus der Sammlung des Museums noch spürbar.
Für sie sei dies die letzte Sonderausstellung, kündigte Kuratorin Christina Egli noch an. Sie werde dem Napoleonmuseum aber in anderen Aufgaben treu bleiben, welche das sind hat sie noch nicht verraten.
Von Manuela Ziegler
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