von Jeremias Heppeler, 11.12.2018
Alles und alles gleichzeitig
David Nägeli alias DAIF ist einer der aktivsten jungen Künstler aus Frauenfeld. Von der Stadt hat er für 2019 das Atelierstipendium in Buenos Aires erhalten. Anlass genug, um mit ihm zu reden. Über Kunst, Ideen, Identitäten und digitale Medien. Auf unsere Fragen hat er jetzt sehr intermedial geantwortet.
Kunst. Musik. Gitarre. HipHop. Journalismus. David Nägeli alias DAIF ist in vielen Genres Zuhause. Jetzt will der Mann, der auch beim KAFF und dem Festival Out in the Green Garden sehr engagiert ist, endgültig als Künstler durchstarten. Die Stadt Frauenfeld hat ihm unlängst ihr Atelierspendium in Buenos Aires zugesprochen. Er wird von Juli bis Dezember 2019 in der argentinischen Hauptstadt Musikvideos zu seinen Songs produzieren. Zudem wird er Klänge sammeln, die er urheberrechtsfrei anderen Kunstschaffenden zur Verfügung stellt und später in einer Frauenfelder Multimedia-Installation verwendet. Mit dieser Installation wird er das Quartier rund um das Atelier in den Thurgau transferieren. Anlass genug, um mit dem multitalentierten Multimedia-Künstler ein, nun ja, etwas anderes Interview zu führen.
David, wie fühlt sich das eigentlich an, ständig zwischen Figuren, Kunstfiguren und echtem Leben hin und her zu wechseln?
Kunst, Musik, HipHop, Social Media-Grind, Glitches, Artwork, Film, Journalismus - alles und alles gleichzeitig - muss der Künstler der digitalen Realität so arbeiten? Muss er transzendent, multimedial und intermedial agieren?
Wie sieht eigentlich Deine popkulturelle (Selbst-)Ausbildung aus? Kannst du mir fünf Werke aus allen Genres nennen, die Dich genau zum richtigen Zeitpunkt erwischt und dementsprechend geprägt haben?
Auch wenn speziell Dein herausragender Social-Media-Auftritt von Zeit zu Zeit Kanye West-esque Züge annimmt, bist Du beispielsweise dem Thurgau und Frauenfeld irgendwie verbunden. Wie passt dieses kreative Explodieren in alle Clouds mit einer so bodenständigen Verwurzelung zusammen?
Hast Du im Bezug zur Kunst so etwas wie Pläne - oder braucht es so etwas gar nicht mehr?
Erklär uns deine Liebe zu Glitches!
Wie hast du dich gefühlt, als du die Buenos Aires Zusage bekommen hast?
Du bewegst dich so selbstverständlich, so homogen durch alle digitalen Sozialschichten - gibt es auch Momente, in denen Du dir wünscht, 20 Jahre früher geboren zu sein?
Wie politisch ist Deine Kunst?
Wovor hast Du Angst?
Ich hänge (noch?) an diesem Künstlerklischée, das uns die Kommerzkultur eingepflanzt hat: Ein Künstler muss leiden, um gute Kunst schaffen zu können. Ich kriege dieses beknackte Bild nicht aus meinem Kopf und habe entsprechend eigentlich nur Angst davor, dass mich Positives in meinem Leben (Liebe und so) in meiner Kreativität behindern könnte. Alle anderen Ängste wie Verlustangst oder Existenzängste sind sekundär – schliesslich leidet man darunter und kann diese kathartisch in Kunst verwandeln.
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