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von Philipp Bürkler, 18.06.2016

Selbstbewusst im Diplomatenkreis

Selbstbewusst im Diplomatenkreis
Neben den Botschaftsvertretern aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Indonesien, Grossbritannien, Japan, Ungarn, Georgien, China, Polen, Russland, Slowenien, Elfenbeinküste, Vietnam und Tschechien haben am Eröffnungsanlass diverse Wirtschafts- und Regierungsvertreter des Thurgaus teilgenommen. In der Mitte der Thurgauer Botschafter und Geschäftsführer von Thurgau Tourismus, Rolf Müller. | © pd

Der Thurgau war in Bern zu Gast. Um das Selbstvertrauen des Kantons zu festigen, eröffnete Thurgau Tourismus sogar eine eigene Botschaft im Diplomatenviertel und verteilte in der Stadt Äpfel. Thurgaukultur war dabei - unter anderem mit einem Livestream auf Facebook.

Philipp Bürkler

Am Donnerstag und Freitag, 16. und 17. Juni waren die beiden Thurgauer Löwen des Kantonswappens zu Gast beim Berner Bären. Oder anders gesagt: Der Thurgau war in Bern und zeigte sich selbstbewusst, in dem er gleich eine eigene Botschaft eröffnete.

Nationalräte, Regierungsräte, die Botschafter von Japan, China und Tschechien, Kulturschaffende sowie weitere illustre Gäste: Sie alle gaben sich am Donnerstag die Ehre und sind nach dem Gang über den roten Teppich vom Thurgauer Botschafter Rolf Müller empfangen worden. Bis am späteren Abend gab es Ansprachen, Poetry Slam und Live Musik.

 

 

Bereits am Nachmittag kurz nach 14 Uhr, ist in Frauenfeld eine rund 30-köpfige Thurgauer-Delegation in einen Zug nach Bern gestiegen. Die Thurgauer Jodlerin Sonja Morgenegg unterhielt die Fahrgäste mit einigen Jodeleinlagen, bei der auch alle kräftig mitsingen durften. Der ehemalige Stadtammann von Bischofszell, Josef Mattle, sang ebenfalls lautstark mit. «Ich singe sehr gerne, bin auch in Chören dabei. An Weihnachten und Geburtstagen singe ich mit meiner Frau», verriet Mattle.

Bei der Delegation dabei war auch die amtierende Thurgauer Apfelkönigin, Bernadette Böni. Die 20-jährige war sichtlich begeistert von der Fahrt nach Bern. «Ich freue mich auf viele Begegnungen und Emotionen.»

Pünktlich um 15:58 Uhr ist der Zug im Bahnhof Bern eingefahren. Nach einer kurzen Tramfahrt über die Kirchenfeldbrücke mit Sicht auf Aare und Bundeshaus ging es noch einige Meter im Regen zu Fuss.

Dann endlich war es soweit. Wie erwähnt liess Botschafter Rolf Müller einen roten Teppich ausrollen. Der Villeneingang wurde von den beiden Bischofszeller Nachtwächtern Bernhard Bischof und Pius Hofstetter mit Hellebarden bewacht. Die Location ist ein absolutes Traumhaus. Die Villa Bomonti, Baujahr 1918: Riesige und hohe Räume, Parkettböden, schöne Holztreppe und ein grosser Pool im Garten.

Der erst seit Anfang Juni amtierende Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer eröffnete den Festakt offiziell mit einer Ansprache. «Heute ist ein historischer Tag für den Thurgau, der Kanton eröffnet eine Botschaft», so Schönholzer. Ausserdem sei der Thurgau immer eine Reise wert, da dort die Sonne zuerst aufgehe.

Im weiteren Verlauf des Abends hat Sonja Morgenegg nun auch den Gästen aus Bern und dem Ausland ihre Jodelkunst mit einer Version des Thurgauer Liedes vorgeführt. Der Jazzer Dani Felber füllte mit seiner Trompete akustisch den grossen Saal. Den Höhepunkt boten sich die beiden Poetry Slamers, der Berner Remo Zumstein und der Thurgauer Raphael Kaufmann. Die beiden haben sich wortakrobatisch der typischen Klischees bedient, die Thurgauerinnen und Thurgauer bestens kennen. Zwei sehr erfrischende Auftritte der beiden Wortkünstler.

Thurgau Tourismus will mit der Botschafts-Aktion vordergründig mehr Menschen in den östlichen Kanton holen. Andererseits gehe es aber auch darum, das Selbstvertrauen der Thurgauerinnen und Thurgauer zu stärken und zu festigen, erklärt der Thurgauer Botschafter und Geschäftsführer von Thurgau Tourismus, Rolf Müller. «Die Thurgauer haben guten Grund, selbstbewusst zu sein, doch leider sind wir es nicht immer.»

Erst vor wenigen Wochen musste die Thurgauer Kultur- und Tourismus-Szene einen herben Dämpfer einstecken, nachdem die Stimmbevölkerung einen Planungskredit für die Expo2017 abgelehnt hatte. «Das Thema Expo trifft mich sehr», sagt Rolf Müller von Thurgau Tourismus. Nicht nur für die Kulturindustrie, gerade auch für den Tourismus hätte die Expo einen gewaltigen Push bedeutet. «Es ist nun aber, wie es ist. Wir wollen uns damit nicht aufhalten.»

 

 

Müller hat nicht nur zur Eröffnung in die Villa geladen, sondern auch eine Tonne Thurgauer Äpfel nach Bern mitgenommen, Diese wurden gestern Freitag von der Thurgauer Apfelkönigin Bernadette Böni in der Berner Innenstadt an Passanten verteilt. «Mit den Äpfeln haben wir gleichzeitig einen Thurgauer Pass verschenkt, der den Menschen auf Lebzeiten ein symbolisches Bleiberecht garantiert.“

 

Kultur im Gepäck

Zu zweit hat auch thurgaukultur.ch die Reise nach Bern angetreten. Im Gepäck Kulturbotschaften von Sabine Hui, Valentin Magaro, Corinne Rüegg, Klaus Hersche, Kathrin Zellweger, Zora und Rolf Debrunner, Richard Tisserand, Christoph Lanter, Ute Klein, Rina Jost, Cornelia Tannheimer und Gabriele Keck. Sie alle haben auf eine Mail unserer Geschäftsstellenleiterin Sarah Lüthy reagiert. Ihr Appell wird nicht verhallen, liebe Kulturschaffende, auch wenn wichtige Zielpersonen wie etwa die Vertreter im Bundesparlament dem Anlass ferngeblieben sind. „Unsere Leser-Botschaften“ stehen für ewig im weltweiten Netz.

 

In der Botschaft in Bern haben einige Gäste auf die Kulturbeiträge reagiert, die Bilder zum Teil sachkundig begutachtet und die Aussagen interpretiert. Allen voran hat auch Tagesbotschafter und Tourismusdirektor Rolf Müller den Stellenwert der Kultur für sein Kantonsmarketing erkannt. Dass daneben munter mit Äpfeln und der Apfelkönigin geworben wurde, ist halt typisch Thurgau. Nina Stieger, Geografin, Raumplanerin ETH und seit 2013 Stadtentwicklerin von Romanshorn, hat es auf Facebook so kommentiert: „Der schöne Bodenseekanton definiert sich nach dem Expo-Nein offenbar wieder über die Äpfel...“ (ho)

 

www.thurgau-bodensee.ch

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