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von Brigitta Hochuli, 15.03.2011

Schweizermacher im Kulturgespräch

Schweizermacher im Kulturgespräch
Der Thurgauer Musiker Daniel Steger braucht für Bühne und Schule einen grossen Hut. | © thurgaukultur/cf

Daniel Steger ist Bandleader im gleichnamigen Musical. Im Interview erklärt er, warum er für seine eigene Komposition „Xang im Ried“ mehr Herzblut vergossen hat.

Interview: Brigitta Hochuli

Herr Steger, wir haben am Sonntag in Zürich das Musical „Die Schweizermacher“ besucht, zu dem Sie als Bandleader sehr viel beitragen. Wir fanden die Aufführung hinreissend. Trotzdem ist mangels Zuschauer Ende März Schluss. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?


Daniel Steger: Immerhin wird das Musical bis Ende März sechs Monate auf der Bühne gewesen sein, und etliche Leute werden es besucht haben. Und offenbar fand das Publikum auch Gefallen daran. Natürlich war und ist das Vorgänger-Musical „Ewigi Liebi“ erfolgreicher. Das Publikum von „Die Schweizermacher“ ist aber nicht unbedingt dasselbe wie das von „Ewigi Liebi“ und sicherlich liegt es nicht an mangelnder Professionalität, dass „Die Schweizermacher“ weniger erfolgreich ist.

Kann es sein, dass die Filmvorlage von Rolf Lyssy und mit Emil Steinberger einfach nicht zu toppen war? Oder ist das Musical möglicherweise politisch zu anspruchsvoll?


Daniel Steger: Emil ist sicherlich schwer zu toppen. Aber der Schauspieler, der im Musical die Rolle von Emil spielt, ist ebenso schwer zu übertreffen. Rolf Sommer spielt diese Figur brillant.

In einem Zeitungskommentar wurde kritisiert, die Musik sei nicht radiotauglich, bleibe nicht im Ohr. Was sagen Sie dazu?


Daniel Steger: Es gibt schon Melodien in den Songs von Komponist Markus Schönholzer, die einem immer wieder durchs Ohr kriechen, also sogenannte Ohrwürmer. Mein Sohn ist erst vier Jahre alt und singt diese tagtäglich nach. Das alleine ist aber noch nicht das Kriterium, ob ein Musical erfolgreich ist. Mich hat die Musik von Schönholzer jedenfalls von Beginn weg sehr angesprochen.

Und wie erleben Sie die Aufführungen als Bandleader? Ihre Musiker spielen ja von hinter der Bühne von drei verschiedenen Positionen aus. Wie verständigt man sich da?


Daniel Steger: Die fünfköpfige Band spielt quasi blind. Wir hören einander über den Monitor-Mix, sowie auch die Schauspieler auf der Bühne. Über Bildmonitore sehen die Musiker zusätzlich auf die Bühne und auf den Bandleader, der teilweise gewisse Schlüsse anzeigt.

Auch im Musical „Ewigi Liebi“ haben Sie als Bandleader gewirkt, und das drei Saisons lang - also fast eine Ewigkeit. Wie hält man das eigentlich aus?


Daniel Steger: Ich hab es ausgehalten, spielte aber natürlich nicht jeden Abend die Show. Auch war ich in der dritten Saison bei „Ewigi Liebi“ zusätzlich als Musical Director tätig, wodurch sich meine Arbeit abwechslungsreicher gestaltete. Und, wir waren ein sehr gutes, motiviertes Team, was einem die Arbeit erleichterte. Übrigens wurde mir diese Frage sehr häufig gestellt. Und ich dachte mir dann jeweils, wie es wohl ein Banker oder ein Lehrer oder sonst ein Angestellter aushält, mehrere Jahre im selben Betrieb zu arbeiten. Ich war letzten Endes auch froh und dankbar darüber, dass ich einen Job hatte.

Der Titelsong „Ewigi Liebi“ ist im Gegensatz zu den Liedern in den „Schweizermachern“ zum nationalen Ohrwurm geworden. Frisst einen ein solcher Wurm nicht irgendwann auf?


Daniel Steger: Natürlich stresst einem auch jeder Ohrwurm mal, wenn er sich lange nicht mehr verabschiedet.

Kann man einen solchen Erfolg wie „Ewigi Liebi“ überhaupt noch steigern, und wenn ja, wie?


Daniel Steger: Wie bereits gesagt, „Ewigi Liebi“ ist und bleibt ein unglaublicher Erfolg. Ich denke, es dürfte sehr schwierig sein, diesen Erfolg in der Schweiz noch zu steigern. „Ewigi Liebi“ war sicherlich von den Machern raffiniert ausgedacht und umgesetzt, zusätzlich war aber auch einfach Glück im Spiel, und es hat den Nerv der Zeit auf verschiedenen Ebenen voll getroffen.

Sie sind erfolgsgewohnt. Sind Sie nun wegen der Absetzung der „Schweizermacher“ sehr enttäuscht? Wie geht man mit einem Flop um?


Daniel Steger: Ich hätte es allen gegönnt, wenn „Die Schweizermacher“ noch etwas länger hätten gespielt werden können. Den Produzenten, den Schauspielern, den Musikern. Jetzt hat es nicht sein wollen, das Leben geht weiter. Neue Türen werden sich öffnen. Aber als Flop würde ich „Die Schweizermacher“ keinesfalls bezeichnen.

Noch ein Wort zum Thurgau. Sie sind Thurgauer und haben für „Xang im Ried“ zum Schweizer Gesangfest in Weinfelden 2008 die Musik komponiert. Inwiefern unterscheiden sich die drei Musicals?


Daniel Steger: „Ewigi Liebi“ ist ein Compilation-Musical, bekannte Songs und eine neue Story. „Die Schweizermacher“ ist ein Musical mit neuen Songs zu einer bestehenden Story. „Xang im Ried“ ist ein Freilicht-Spektakel mit neuer Story und neuen Songs, die vielen Mitwirkenden waren grösstenteils Laien.

Und die Arbeitsweise?


Daniel Steger: Insbesondere bei „Xang im Ried“ waren die Voraussetzungen gänzlich andere. Folglich war auch die Arbeitsweise ganz anders. Und wenn die Musik aus der eigenen Feder stammt, so ist dies schon sehr persönlich. Somit war „Xang im Ried“ für mich weit mehr als nur ein Job. Da habe ich bedeutend mehr Herzblut vergossen als in den ersten zwei beschriebenen Musicals.

Gibt es bald weiteres Herzblut zu vergiessen? Welche Bühnenpläne oder Projekte haben Sie für die Zeit nach den „Schweizermachern“? Wieder den Thurgau im Visier?


Daniel Steger: Nein. Derzeit habe ich noch keine konkreten Pläne oder Projekte. Eine Pause wird mir sicherlich sehr gut tun - ausser natürlich im finanziellen Bereich. Jetzt freue ich mich aber darauf, mich wieder vermehrt als Musiker in Improvisationstheatern beteiligen zu können.

Improvisationstheater? Was muss man sich darunter vorstellen?


Daniel Steger: Das ist ein totaler Trend. Künstler reagieren spontan auf ein mitdenkendes Publikum. Ich war zum Beispiel mit dem Improvisationstheater „anundpfirsich“ schon im Thurgau unterwegs.

In diesem Thurgau sind Sie auch noch als Schulmusiker an der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen tätig. Wie bringen Sie Bühne und Schule eigentlich unter einen Hut?


Daniel Steger: Es braucht einfach einen genügend grossen Hut, dann geht das alles gut. Aber Spass beiseite, in der Schule arbeite ich zurzeit etwa 50 Prozent, die andern 50 Prozent im Theater. An diese Arbeitsform habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Diese Abwechslung hält mich frischer, als wenn ich nur in einem Bereich arbeiten würde. Beide Arbeitsbereiche gefallen mir sehr gut und somit ist das für mich ideal.

Und die Familie? Ist das nicht schwierig bei so unterschiedlichen Arbeitszeiten?


Daniel Steger: Nein, dadurch, dass die Arbeitszeiten im Theater hauptsächlich am Abend sind, finde ich zum Glück tagsüber genügend Zeit für meine Familie. Allerdings gibt es in jeder Produktion auch sehr intensive Phasen. Das ist dann für eine Familie schon auch sehr belastend. Da meine Frau ebenfalls im Theater arbeitet, haben wir diesbezüglich grosses Verständnis für gewisse Extremsituationen. Die Familie ist für mich aber sehr wichtig und ein wohltuender und energiebringender Ausgleich zu Schule und Bühne.

*****

Daniel Steger

Daniel Steger ist in Arbon aufgewachsen und ein Musiker mit breit gefächertem musikalischem Interesse und Können. Schon zu seinen Gymnasialzeiten lotete er die Musik mit spielerischem Ernst aus und versuchte sich erfolgreich als Komponist und Musiker. Auch nach abgeschlossenem HMT-Studium für Querflöte und Schulmusik II in Zürich nähert er sich der Musik gerne aus verschiedenen Perspektiven, lässt sich nicht festlegen, spielt mit ihr und bewegt sich dabei sicher zwischen und innerhalb der verschiedensten Musikstile. Eine grosse musikalische Bandbreite ist seine Eigenheit.

Daniel Steger gilt als Multiinstrumentalist, wirkte als Komponist unter anderem beim Freilichtspektakel «Xang im Ried», als Arrangeur, als Musiker auch in den Musicals «Hair», «Alfonsa Di Monsa», «Kaufhaus», «4 Engel für Charly» und in verschiedenen Rock- und Jazzformationen sowie als Chor-Coach und -Leiter. Er war drei Spielsaisons lang Bandleader und zum Schluss Musical Director beim Musical «Ewigi Liebi». Auch hat er sein eigenes Musikprojekt «Savian», das bereits in verschiedenen Formen und Formationen über die Bühne ging, initiiert, geleitet und umgesetzt. Zurzeit ist er Resident Musical Director beim Musical „Die Schweizermacher“. Ausserdem lehrt er an der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen.

 

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