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Leuchtturm für eine Nacht

Leuchtturm für eine Nacht
Sie wollen die Fassade zum Glitzern bringen: Das Künstlerpaar Teresa Renn und Jan Behnstedt-Renn vor dem Telekom-Hochhaus in Konstanz. | © Michael Lünstroth

Kunst mit Wow-Effekt: Die beiden LichtkünstlerInnen Teresa Renn und Jan Behnstedt-Renn verwandeln das Konstanzer Telekom-Hochhaus für einen Abend gemeinsam mit der Südwestdeutschen Philharmonie in eine „Lichtsinfonie“.

Es ist ein aussergewöhnliches Projekt, dass die beiden LichtkünstlerInnen Teresa Renn und Jan Behnstedt-Renn da gerade in Konstanz planen. Für einen Abend, genauer am Samstag, 14. März, wollen sie die Fassade des höchsten und aktuell leer stehenden Hochhauses der Stadt mit animierter Lichtkunst neu beleben. Die Südwestdeutsche Philharmonie spielt live dazu Beethovens Fünfte Sinfonie. Schon 2016 hatten sie die ersten Ideen zu dem Mammutprojekt, konkret geplant daran haben sie nun seit fast zwei Jahren. 

Und dann ist eine der ersten Fragen, die man jetzt stellen muss: Findet es überhaupt statt trotz des grassierenden Corona-Virus’? Teresa Renn gibt sich gelassen: „Wir sind unter 1000 Besucher und alles ist draussen, die Veranstaltung findet auf jeden Fall statt.“

Wäre auch schade, wenn nicht: Das Telekom-Hochhaus, im Konstanzer Stadtteil Petershausen gelegen, ist für das in Konstanz lebende Künstler-Paar der perfekte Ort für ihr Vorhaben. Insgesamt 351 LED-Fluter werden die Glasfassade vom dritten bis zum 16. Stockwerk illuminieren (die unteren Etagen werden ausgelassen, weil man da ohnehin nichts sehen würde von draussen). Damit das alles klappt, mussten im gesamten Gebäude mehr als fünf Kilometer Kabel verlegt werden. Gesteuert werden die Lichter über ein Computerprogramm, dass die KünstlerInnen in einem Animationsprogramm selbst kreiert haben - zu den Klängen von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie.

„Wir wollten nicht einfach nur eine Fassade bunt machen, sondern es sollte schon einen Inhalt transportieren.“

Jan Behnstedt-Renn, Künstler und Historiker

Das passte nicht nur gut in das aktuelle Beethoven-Jubiläumsjahr- der Komponist wurde vor 250 Jahren geboren -, sondern fügte sich auch zum Konzept von Renn und Behnstedt-Renn: „Wir wollten nicht einfach nur eine Fassade bunt machen, sondern es sollte schon einen Inhalt transportieren“, erklärt Jan Behnstedt-Renn. 

Mit der Verbindung aus Beethovens so genannter „Schicksalssinfonie“ und dem trutzigen Glas-Stahl-Bauwerk haben sie eine spannende, ja beinahe ironische Konstellation gefunden. Hier eine Komposition, die vom  Anfang des 19.Jahrhunderts mit einer gewissen Lust auf Revolution von gesellschaftlichen Umbrüchen erzählte, und dort ein Hochhaus, das mal Symbol von Moderne und technologischem Wandel sein sollte und nun in teure Luxus-Wohnungen umgebaut wird. 

„Wir sind bei unseren Recherchen immer wieder bei Beethoven gelandet. Es gibt wenige Komponisten, die die Spannung im Werk so halten können wie er. Wir haben uns auch immer gefragt: Löst die Musik Bilder bei uns aus? Bei Beethoven war das immer der Fall“, erklärt Teresa Renn die Entscheidung für den eigenwilligen Komponisten.

Manchmal staunen die beiden KünstlerInnen Teresa Renn und Jan Behnstedt-Renn selbst, was für ein Projekt sie sich mit der Lichtsinfonie da vorgenommen haben. Bild: Michael Lünstroth 

Wie Architektur die Anwohner beeinflusst

Aufgeführt wird die Sinfonie von den Musikerinnen und Musikern der Südwestdeutschen Philharmonie. Sie sitzen in einem geschützten Raum zu Füssen des Hochhauses. Ton und Bild des Orchesters werden über Lautsprecher und Leinwand ins Freie übertragen. 

Neben der Lichtkunst zeigen die beiden KünstlerInnen vor der eigentlichen „Lichtsinfonie“ auch noch ihr Performance-Projekt „Talking trees“. Dafür haben sie Interviews mit verschiedenen Menschen geführt, die im Turm gearbeitet haben oder in der Gegend drumherum leben. Zusammenschnitte dieser Gespräche kann man an verschiedenen Stationen auf dem Areal anhören. Das ist einerseits lokale Geschichte, aber andererseits noch viel mehr: Auf diese Weise will das Künstler-Duo den Einfluss von Architektur auf die Anwohner untersuchen und wie sehr ein so dominantes Gebäude einen Stadtteil prägen kann. Im Guten wie im Schlechten. 

Keine Sitzplätze, dafür ist der Eintritt frei

Das Zwischennutzungsprojekt wird hauptsächlich vom neuen Eigentümer des Hochhauses finanziert - der BPD Immobiliengruppe. Für das Unternehmen ist das Kunstprojekt auch ein willkommenes Instrument, um auf den Umbau des Hochhauses in Wohnraum aufmerksam zu machen. Unterstützung haben die KünstlerInnen aber auch aus dem Kulturfonds der Stadt Konstanz und von weiteren Sponsoren erhalten. Der Eintritt für Besucher ist frei, es gibt allerdings keine Sitzplätze . Wer sitzen will, muss sich seinen Stuhl schon selbst mitbringen.

Termin: Die «Lichtsinfonie» beginnt am Samstag, 14. März, um 20 Uhr am Telekom-Hochhaus in Konstanz (Moltkestrasse). Bereits um 18 Uhr starten die Performances «Talking trees» im Park vor dem Hochhaus. Der Eintritt ist zur gesamten Veranstaltung frei. Es gibt vor Ort keine Parkplätze. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen.

 

 

 

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