von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 21.11.2023
Intendantin verlässt Theater Konstanz
Karin Becker hat angekündigt, ihren 2025 auslaufenden Vertrag an der Konstanzer Bühne nicht verlängern zu wollen. Ein Grund für sie - die jüngsten Spardebatten in der Stadt. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
In einer Medienmitteilung hat das Theater Konstanz bekannt gegeben, dass die Intendantin Karin Becker auf eigenen Wunsch ihren auf fünf Spielzeiten geschlossenen Vertrag über die Spielzeit 2024/25 hinaus nicht verlängern wird. Sie hatte ihre Position als Intendantin am Theater Konstanz im September 2020 angetreten.
„Ich bin stolz auf das, was wir in den letzten Jahren am Theater Konstanz erreicht und aufgebaut haben. Ein grossartiges, engagiertes Team und offene Diskussionsräume, ein spannender und abwechslungsreicher Spielplan mit Themen, die unter den Nägeln brennen, die Öffnung in die Stadtgesellschaft und vor allem ein exzellentes Ensemble, das alles in die Waagschale wirft, was Theater kann und bedeutet“, wird Becker in der Mitteilung zitiert.
Zu viele Diskussionen über das Geld?
Allerdings sei das Haus in den letzten Spielzeiten immer wieder Gegenstand von Haushaltskonsolidierungs-Diskussionen gewesen. „Trotz dieser herausfordernden Umstände habe ich mit vollem Einsatz für das Theater Konstanz als Ort der Begegnung und einer lebendigen künstlerischen Vielfalt sowie für den Erhalt der Arbeitsplätze gekämpft“, erklärt Karin Becker in der Mitteilung.
„Ich habe mich mit grosser Entschlossenheit, Kreativität und einem grossartigen Team den Herausforderungen gestellt und werde dies auch noch mit voller Energie für die laufende und die kommende Spielzeit 2024/2025 tun.“
Eigentlich waren grössere Einsparungen gerade abgewendet
Dass sie ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt geht, ist überraschend. Schliesslich hatte der Konstanzer Gemeinderat vor einigen Wochen grössere Sparmassnahmen beim Theater verhindert. Gleichwohl wird auch das Stadttheater in den kommenden Jahren sparen müssen.
Kritik an der aktuellen Situation kommt von der Linken Liste im Konstanzer Gemeinderat. „Mit Karin Becker verliert die Stadt nach Insa Pijanka (frühere Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie) erneut eine kritische Stimme und engagierte Verfechterin der Rechte von Frauen und Minderheiten. Sie hat das Repertoire des Theaters erweitert und queere Schauspieler:innen an den Bodensee geholt“, heisst es in einer Medienmitteilung der politischen Gruppierung.
Ist das der Anfang vom Ende?
Die Linken fürchten auch um den Ruf von Konstanz als Kultur-Standort: „Unter diesen Vorzeichen wird es schwer werden, neue Führungskräfte für Theater und Philharmonie zu finden.“
Die Folgerung der Fraktion daraus: „Der Gemeinderat muss jetzt zeigen, dass er sich anders als der Oberbürgermeister ohne Wenn und Aber für seine Kultureinrichtungen entscheidet. Bei der aktuellen Haushaltslage geht das nur, indem andere Wunschkonzerte abgesagt werden.“
Die kommenden Debatten dazu im Gemeinderat dürften spannend werden.
Weitere Beiträge von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter
- In acht Schritten zum eigenen Kunstraum (21.11.2024)
- Alte Mauern, neue Gedanken (11.11.2024)
- Auf Kinderaugenhöhe (21.10.2024)
- Was hält uns zusammen? (16.10.2024)
- «Falsch gespart»: Kritik am Sanierungs-Stopp (15.10.2024)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Bühne
Kommt vor in diesen Interessen
- Kulturförderung
- Schauspiel
Ähnliche Beiträge
Herr Fässler besiegt die Angst
Therapeutin trifft auf Zyniker: In der Theaterwerkstatt Gleis 5 in Frauenfeld ist mit „Herr Fässler und die Stürme der Liebe“ zu erleben, wie sich eine Puppe von ihrer Puppenspielerin emanzipiert. mehr
Problemfamilie mit Wiedererkennungswert
Die Eigenproduktion „Familienidylle“ des theagovia theater zeigt eine Familie im Ausnahmezustand, der vielleicht gar nicht so ungewöhnlich ist. mehr
«Ich will auch nicht immer in den Abgrund schauen.»
Die Schauspielerin und Produzentin Susanne Odermatt hat sich in den vergangenen Jahren als Spezialistin für Dramen einen Namen gemacht. Jetzt bringt sie eine Komödie auf die Bühne. mehr