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von Brigitta Hochuli, 27.05.2014

Geldübergabe mit Kunstpotenzial

Geldübergabe mit Kunstpotenzial
Nehmen die Förderbeiträge 2014 entgegen: Christa Ziegler, Florian Germann, Rita Eder (für Ihren Mann Othmar Eder), Karin Schwarzbek, Brigitt Zuberbühler und Michael Frei (v. l.). | © Brigitta Hochuli

Die Feier zur Übergabe der kantonalen Kulturförderbeiträge im Kulturform Amriswil ist immer eine gediegene. Aus 43 Bewerbungen fördert sie dieses Jahr überraschendes und vielfältig facettiertes thurgauisch künstlerisches Potenzial zu Tage. Je 25‘000 Franken gehen an sechs Kulturschaffende.

Brigitta Hochuli

Monika Knill, die Thurgauer Regierungsrätin und Chefin des Departements für Erziehung und Kultur, räumt ein: „Ideen zu suchen und zu finden ist nicht einfach.“ In diesem Sinn sei die zugesprochene Unterstützung eine Aufforderung, eine Chance, konkrete persönliche und künstlerische Entwicklungsschritte zu machen. „Sie haben die Jury nicht nur durch ihren Leistungsausweis und ihr Potenzial, sondern auch durch Ihre konkreten Zielsetzungen und Pläne überzeugen können.“

Mit je 25‘000 Franken werden dieses Jahr gefördert:

Othmar Eder

Michael Frei

Florian Germann

Karin Schwarzbeck

Christa Ziegler

Brigitt Zuberbühler

 

Othmar Eder...

.... der noch bis Mitte Juni in Lissabon nach künstlerisch verwertbarem, menschlich Tiefgründigem sucht, ist bildender Künster in Stettfurt. Vor fünf Jahren erhielt er bereits einen Förderbeitrag, um sich im Bereich Video weiterzubilden. Diese Chance habe er genutzt, sagt Laudatorin Katharina Ammann, Konservatorin des Bündner Kunstmuseums Chur. Er lasse das filmische Medium in seine Zeichnungen einfliessen. Mit dem neuen Betrag wolle er sich die digitale Fotografie aneignen. Eder finde seine Motive im Alltag und oft in der Natur. Aus dem Unspektakulären schaffe er mit grosser Beharrlichkeit spektakuläre Seherlebnisse. „Er geht seinen Weg und er geht weiter vorwärts. Die Jury ist überzeugt, dass sie Othmar Eder mit dem Förderbeitrag dabei effektiv unterstützen kann.“

Michael Frei...

... ist 27 Jahre alt und Filmemacher in Amriswil. Typisch und „mehr als lustig“ sei der an der Feier gezeigte Ausschnitt aus „Plug & Play“, findet Laudator Peter Surber, Redaktor des St. Galler Kulturmagazins Saiten. „Stecker und Steckdose finden und verfehlen sich, stecken sich an und aus, das ist im wahrsten Sinn des Worts ansteckend und amüsant.“ Zudem: Hohe Qualität, grosse Einfallskraft, zeichnerische Eigenwilligkeit und le- benstauglicher Tiefsinn - das alles zeichne das Werk des jungen Filmers aus. Dessen nächste Projekte arbeiteten - interaktiv - an der Schnittstelle zwischen Film und Game. In dieser Szene sei Michael Frei vorne mit dabei. „Und der Thurgau kann sich auch ein bisschen vorne mit dabei fühlen, wenn er dem jungen Filmer jetzt einen Förderbeitrag gibt.“

Florian Germann...

... ist bildender Künstler in Zürich. Dank ihm kenne sie als Nichtthurgauerin das Hudelmoss, berichtet Ursula Badrutt, Leiterin der Kulturförderung des Kantons St. Gallen, zu Beginn ihrer Laudatio. Im Hudelmoos habe Germann als Bub und Jugendlicher wohl viel Zeit und Fantasie investiert. Und so funktioniere sein Schaffen: „Es setzt sich collageartig zusammen aus Biografischem, Kindheitserinnerungen, wissenschaftlich Recherchiertem, Erfundenem. Und es ist in ständiger Transformation begriffen.“ Eigentlich sei es eine Art Enzyklopädie der Assoziationen. Dabei gehe es um Extremsituationen. „Die Konsequenz seines Schaffens ist frappant. Das hat mit Authentizität zu tun. Für sein nächstes Projekt wolle der Künstler ein Stück Land pachten und darin eine Zone zwischen Fiktion und Realität zu erschaffen. Der Projektbeschrieb mache sehr neugierig. „Das ist Feldforschung im wahrsten Sinne.“

Karin Schwarzbek...

... ist in Egnach aufgewachsen und lebt als bildende Künstlerin und Malerin in Zürich. Markus Landert, Direktor der Ittinger Museen, definiert die Malerei so: Sie habe seit Beginn des 20. Jahrhunderts nichts anderes gemacht, „als zu untersuchen, wie denn nun Farben in unterschiedliche Anordnungen auf eine Fläche gebracht werden können“. Auch Schwarzbek mache nichts anderes, doch in der Praxis sei dies ziemlich komplex, und es entstünden Bilder, „in denen sich Malerei als radikal reduzierte Setzung zeigt, eben als das reduzierteste Aufbringen von Farbe auf eine Fläche überhaupt“. In Zusammenarbeit mit dem Restaurator Thomas Zirlewagen wolle Karin Schwarzbek ihre malerische Forschungsarbeit noch vertiefen und Einblicke gewinnen unter anderem in die spätmittelalterliche Malerei. „Wir freuen uns auf viele neue alte Bilder!“, sagt Landert.

Christa Ziegler...

... arbeitet als bildende Künstlerin in Zürich und Basel. Ihr Laudator ist ebenfalls Markus Landert. Christa Zieglers Arbeitsinstrument sei der Fotoapparat. Landert zählt eine lange Liste von Städten auf, in denen sie nicht touristisch fokussiere, sondern ein nachhaltiges Unbehagen riskiere. „Ihre fotografischen Recherchen enthüllen, dass sich die Städte auf der ganzen Welt in erschreckendem Masse zu gleichen beginnen.“ Zieglers Fotografie sei dabei ein Analyseinstrument der Gesellschaft, eine Art Seismograf, „mit dem sie jenes Phänomen zu bestimmen sucht, das wir mit dem Begriff Globalisierung belegt haben“. Der Förderbeitrag solle ihr nun die Möglichkeit öffnen, ihre Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Stadt weiterzuführen. Dabei denke die Künstlerin „über ganz unterschiedliche Plattformen der Auseinandersetzung nach, die im Netz ebenso stattfinden können wie im Museum oder in der Galerie“.

Brigitt Zuberbühler oder Nina Button...

... hat sich an der Feier zu den Förderbeiträgen im Amriswiler Kulturform bereits im Jahr 2011 gleich selber vorgestellt. Sie sang und spielte sich auf Anhieb in die Herzen des Publikums, und das ist bis heute so geblieben. Nach zwei erfolgreichen Alben wolle sie sich nun künstlerisch, technisch und sprachlich weiterentwickeln, erklärt Laudator und Musiker Pat Kasper. Schon vor der Zusammenarbeit mit dem Produzenten wolle sie eine Vorstellung von der Soundästhetik der nächsten CD entwickeln. Das mache sie künstlerisch unabhängiger. Dazu erlerne sie den Umgang mit dem Musikprogramm Logic Por X. Zudem wolle sie ihr Englisch verbessern, sich gesanglich weiterbilden und an ihrer Bühnenpräsenz arbeiten. „Die Jury hat am Gesuch von Brigitt beeindruckt, dass es sehr zielgerichtet und praxisorientiert ist. Der Zeitpunkt ist optimal gewählt, da alle Fortschritte direkt in die Produktion eines dritten Albums und dessen Livepräsentation miteinfliessen werden.“

Vielleicht werden auch sie dereinst einen Förderbeitrag erhalten: Die Band „HisDogBingo“, bestehend in der kleinen Formation aus dem aus Weinfelden stammenden Stephan Greminger als Sänger und Gitarrist und der Bernerin Nadja Stoller, spielt zur Feier süffigen Folk, gemischt mit Pop und „introspektiver Liedermacherei“. (Bild: ho)

***

Noch viel mehr zu den diesjährigen Empfängern der Förderbeiträge erfahren Sie aus den Laudationes auf dem dem unten angehängten PDF.

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