von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 16.10.2019
Ein bisschen Zauber in der Alten Kirche

Die renommierte Romanshorner Konzertreihe „Klangreich“ geht ab 20. Oktober bereits in die 13. Saison. Und noch immer beweist der Programmmacher Christian Brühwiler sein Händchen für spannende musikalische Begegnungen.
Oft ist es bei Konzertreihen so: Sie starten mit viel Enthusiasmus und guten Ideen, irgendwann geht aber vielen Programmmachern die Luft aus. Und die einstmals guten Ideen wirken nur noch wie ein Abklatsch der Euphorie des Anfangs. Dass es auch anders geht, beweist Christian Brühwiler mit seiner Reihe „Klangreich“ inzwischen im 13. Jahr: Dem Posaunisten und Musikvermittler gehen weder die guten Ideen aus, noch verliert ihr sein bemerkenswert sicheres Händchen für spannende musikalische Begegnungen, die man in dieser Form an kaum einer anderen Stelle in der Ostschweiz erleben kann.
So ist das auch in der neuen Saison, die am Sonntag, 20. Oktober, in der Alten Kirche Romanshorn startet. „Jedes Konzert soll in seiner Einmaligkeit ein Highlight sein und eine Brücke schlagen zwischen Gestern und Heute, zwischen populärer und Volkskultur, zwischen Inspiration und erlesenem, auf konsequenter Arbeit basierendem Handwerk“, erklärt Brühwiler sein Konzept. Sein Ziel ist es, immer wieder Begegnungen zu schaffen - „zwischen Alter und Neuer Musik, zwischen Komponiertem und Improvisiertem, zwischen traditionell Klassischem und Einflüssen der Musiken der Welt“, so der Programmmacher.
Video: Eröffnung mit dem EOS Quartet am 20. Oktober
Der Anspruch des Programms ist jedem einzelnen Termin abzulesen
Ein Teil von Brühwilers Erfolg ist auch, dass er das nicht nur sagt, sondern man diesen Anspruch auch in jedem seiner Programme wiederfindet. Sechs Konzerte stehen auf der Klangreich-Agenda in dieser Saison und wenn sie nur einigermassen das einlösen, was sich Brühwiler dabei gedacht hat, dann dürften es bemerkenswerte Konzerte werden.
Zum Auftakt der neuen, mit dem Schlagwort «Zauber» versehenen, Saison am Sonntag, 20. Oktober, kommt das EOS Guitar Quartet mit einer „Hommage an Paco de Lucia“. Der im Februar 2014 verstorbene spanische Gitarrist galt als Grossmeister auf der Flamenco-Gitarre. Er erweiterte den Flamenco mit Elementen aus Jazz und Klassik. Für dieses Programm hat das Quartett aus David Sautter, Michael Winkler, Julio Azcano und Marcel Ege, allesamt ehemalige Zürcher Musikstudenten, Kompositionsaufträge an namhafte Komponisten wie Leo Brouwer, John McLaughlin, José Antonio Rodríguez, Alfred Zimmerlin und Pierre Favre vergeben. Diese Werke wird das Quartett aufführen und mit Kompositionen aus seinem eigenen Repertoire mischen.
Video: Golfam Khayam und Mona Matbou Riahi gastieren am 1. Januar
Iranische Musikerinnen eröffnen das neue Jahr mit zeitgenössischer Musik
Vormerken sollte man sich auch den 1. Januar 2020: Dann sind die beiden Iranerinnen Golfam Khayam (Gitarre) und Mona Matbou Riahi (Klarinette) zu Gast in Romanshorn. Sie kommen mit ihrem Programm „narrante“. Keine alten Weisen aus 1001 Nacht sollen dabei erklingen, sondern zeitgenössische musikalische Erzählungen. Denn: Das Naqsh Duo steht für zeitgenössische Musik, „die sich an ihrem traditionellen Hintergrund inspiriert und daraus etwas Neues und Unerhörtes schafft. Die Spannungen zwischen Tradition, Individuum und Gesellschaft, Tradition, Fortschritt, aktueller Weltpolitik, globalen Interessen und religiösen Konflikten schwingen in diesem Neujahrskonzert mit“, verspricht Christian Brühwiler.
Ein Projekt ganz anderer Art beschliesst den 13. Konzertzyklus am 22. März 2020: Das A-Cappella-Ensemble chant 1450 (eine Besprechung eines früheren Auftritts in Romanshorn gibt es hier) gastiert gemeinsam mit dem Stimmkünstler Christian Zehnder und bringt „Musica Transalpina - Frühlingsmusik aus England um 1590“ auf die Bühne in der Alten Kirche Romanshorn. Ein bemerkenswertes Crossover-Projekt, das neue Horizonte eröffnen soll: „Das Nacheinander, Miteinander, Gegeneinander der Stimmen zeigt spannend, abwechslungsreich und unerwartet, wie Singen im Jahr 2019 klingen kann“, ist Christian Brühwiler überzeugt. Hier wie bei allen anderen Terminen der Reihe gilt: Wer aussergewöhnliche Musik-Begegnungen erleben will, ist mit einem Klangreich-Ticket immer gut beraten.
Video: Christian Zehnder «picnic with the monk»
Alle Termine im Überblick
Sonntag, 20. Oktober, 17 Uhr: EOS Quartet „Hommage an Paco de Lucia“
Sonntag, 24. November, 17 Uhr: Christian Emin (Bassklarinette und Sopransaxophon) und Friederike Heumann (Viola da Gamba & Lirone) „L’incantesimo del profumo di legno“ (Der Zauber des Geruchs von Holz)
Mittwoch, 1. Januar 2020, 17 Uhr: Golfam Khayam (Gitarre) und Mona Matbou Riahi (Klarinette) sind das Naqsh Duo „narrante“
Sonntag, 19. Januar 2020, 17 Uhr: Juan Gómez „Chicuelo“ (Flamencogitarre), Marco Mezquida (Piano) und Paco de Mode (Perkussion) spielen unter dem Titel „conexion“
Sonntag, 16. Februar 2020, 17 Uhr: Uwe Kropinski (Gitarre) und Michael Heupel (Flöte, Bassflöte) spielen „A kind of now“
Sonntag, 22. März 2020, 17 Uhr: chant 1450 & Christian Zehnder: Musica transalpina - Frühlingsmusik aus England und 1590.
Videos und Hörproben zu allen Konzerten gibt es auf der Internetseite der Konzertreihe unter www.klangreich.ch
Tickets kosten pro Konzert 25 Franken. Kinder & Jugendliche haben freien Eintritt. Reservationen für alle Konzerte der Reihe sind über die Internetseite www.klangreich.ch möglich oder direkt über diesen Link: http://tickez.yourticket.ch/a.php
Hintergrund: Zur Entstehung von Klangreich
Die Organisation von „Klangreich“ ist Christian Brühwiler 2007 angetragen worden. „Man hat mich gefragt, ob ich das nicht machen möchte“, erklärt Brühwiler im Gespräch. Er wollte. „Es ging mir darum, ein Programm zu machen, dass es bislang in der Region nicht gab: Auf einem klassischen Hintergrund sollte es eine Öffnung erlauben zu aktuellen Entwicklungen in der Musik“, beschreibt der Programmmacher die Anfänge. Die Reihe findet unter dem Dach der Gesellschaft für Literatur, Musik und Kunst Romanshorn statt. Finanziell stehe die Reihe solide da, sagt Christian Brühwiler. Sie trage sich aus Beiträgen von Stadt und Kanton, sowie über Mitgliedsbeiträge des Vereins, Eintrittsgelder und Sponsoren. Für seine Bemühungen um die Kultur und die Vermittlung von Kultur im Thurgau ist Christian Brühwiler 2017 mit dem Kulturpreis der Stadt Romanshorn ausgezeichnet worden.

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