von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 26.01.2023
Aufbauarbeit Ost
Die IG Kultur Ost wurde 2019 mit dem Versprechen gegründet, eine neue starke Stimme für Kulturschaffende etablieren zu wollen. Im Thurgau ist davon noch nicht viel angekommen. Das soll sich jetzt ändern. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
„Website under construction“ - diese Worte begrüssen einen, wenn man derzeit die Adresse www.ig-kultur-ost.ch aufruft. Und in gewisser Weise ist das durchaus symptomatisch für die aktuelle Lage der Interessengemeinschaft Kultur Ost.
2019 in St. Gallen mit viel Enthusiasmus gegründet, sollte eine neue starke Stimme für Kulturschaffende entstehen. Dann kam die Pandemie und die meisten Künstler:innen waren mit Überleben beschäftigt. An ein Engagement für eine neue Kulturlobby dachten da nur noch wenige.
Die Pandemie raubte den Schwung
„Was uns gefehlt hat während der Pandemie, waren sicher die physischen Treffen. Trotzdem ist im Hintergrund viel passiert“, sagt Ann-Katrin Cooper. So habe es beispielsweise viele Gespräche mit Förderstellen, Kulturpolitik und Kantonsrät:innen gegeben.
Cooper, freie Kulturschaffende und Systematische Coachin und Beraterin, hat die IG ehrenamtlich mit aufgebaut und leitet inzwischen gemeinsam mit der Kommunikationsexpertin Ladina Thöny die im Mai 2022 eingerichtete Geschäftsstelle der IG. Beide arbeiten in einem 30-Prozent-Pensum. Sie wollen den Schwung vom Anfang zurück ins Projekt bringen.
Ratgeber bei Altersvorsorge, Finanzen und Projektentwicklung
„Unsere Kernaufgabe ist es, eine Stimme für die Kultur zu entwickeln in Wirtschaft und Politik. Wir beziehen Stellung, zeigen Entwicklungen auf, mischen uns ein, wo es uns wichtig erscheint“, beschreibt Ladina Thöny ihre Arbeit bei der IG Kultur Ost.
Ziel ist es, eine Vernetzungs- und Beratungsstelle für Kulturschaffende und Institutionen aufzubauen. „Die Kultur braucht mehr Komplizinnen, um mehr Gehör für ihre Anliegen zu schaffen und Kollaborationen in allen gesellschaftlichen Bereichen anzustossen“, findet Ann-Katrin Cooper.
Themen wie Altersvorsorge, Finanzen und Projektentwicklung sollen für den Anfang im Fokus stehen. „Aus individueller Sicht wird es zudem darum gehen, wie Arbeitsverhältnisse rechtlich zu gestalten sind, ohne den kreativen Freiraum einzuschränken, oder wie man Grenzen, Überlastung und Missstände erkennt und kommunizieren kann“, erklärt Ladina Thöny. Für Kulturinstitutionen seien zudem Angebote geplant zur Absicherung von Mitarbeitenden, zu Wirtschaftlichkeit, Unternehmenskultur und familienfreundlichen Arbeitsverhältnissen.
Bislang einseitig auf St. Gallen ausgerichtet
Die IG Kultur Ost sieht sich zuständig für die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausser- und Innerrhoden und Thurgau und will über Kantonsgrenzen hinweg arbeiten. Davon ist derzeit allerdings noch nicht so viel zu spüren. Der Fokus liegt klar auf St. Gallen. Das zeigt ein Blick auf die Internetseite: Von den 23 Artikeln dort, behandeln 11 Themen aus St. Gallen, ein einziger fokussiert ein Thurgauer Thema (Abstimmung Kult-X) und die restlichen Beiträge sind nicht kantonsspezifisch.
Diese St-Gallen-Lastigkeit soll nicht dauerhaft so bleiben. „Wir wollen auch in den anderen beiden Kantonen in den nächsten Monaten sichtbarer werden“, sagt Ann-Katrin Cooper. Das sei allerdings eine komplexe Herausforderung, da die drei Kantone unterschiedlich tickten. „Wir müssen immer wieder die verschiedenen Perspektiven berücksichtigen, um die jeweils richtigen Wege und Formen für unsere Arbeit vor Ort zu finden“, ergänzt Ladina Thöny.
Der Thurgau ist bislang kaum vertreten
Mehr Präsenz im Thurgau könnte am Ende dazu führen, dass sich auch mehr Thurgauer Kulturschaffende und Kulturinstitutionen in der IG engagieren. Von den aktuell 257 Mitgliedern der IG Kultur Ost stammt nur ein Bruchteil aus dem Thurgau.
Neben einigen Einzelpersonen sind dies bei den Institutionen nur die Kulturstiftung des Kantons Thurgau, das Frohsinn aus Weinfelden, der Kunstraum Kreuzlingen, das Theater Bilitz aus Weinfelden, das Eisenwerk Frauenfeld, das Phönixtheater Steckborn, der Konzertveranstalter Jürg Hochuli aus Münstleringen und wir von thurgaukultur.ch
„Unser Ziel für dieses Jahr ist, dass wir den Strukturaufbau der Geschäftsstelle schaffen und gleichzeitig auch inhaltlich gestalten und uns in allen drei Kantonen bei relevanten kulturpolitischen Themen einmischen“, sagt Ann-Katrin Cooper.
Mitglied werden
Wer Mitglied in der IG Kultur Ost werden möchte, kann das direkt über die Website erledigen: www.ig-kultur-ost.ch
Die Beiträge:
Einzelmitglieder
wenigverdienend: ab 30 CHF
regulär: ab 60 CHF
wohlverdienend: ab 120 CHF
Kollektivmitglieder
klein: ab 200 CHF
mittel: ab 400 CHF
gross: ab 800 CHF
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