von Anabel Roque Rodríguez, 01.11.2017
Auf zu neuen Ufern
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ hat bereits Karl Valentin gesagt und es ist auch ein Satz, der immer wieder in dem Gespräch mit dem Galeristen Adrian Bleisch fällt. Der Galerist hat sich räumlich in Arbon verkleinert und erzählt im Gespräch über Durchhaltekraft, sein Verhältnis zu Künstlern und seine Arbeit.
Adrian Bleisch ist ein Galerist, der vor Herkulesaufgaben nicht zurückschreckt. Seine alten Räumlichkeiten im markanten Sauerer-Haus waren auf zwei Stockwerke verteilt und glichen durch ihre Hallen eher einer Kunsthalle, als einer Galerie, selbst ein Bistro führte er dort zeitweise. Als der Vermieter, die ZIK Immo AG, seinen grossen hellen Ausstellungsraum in einen Coworking Space verwandeln wollte - das Konzept sich ein Grossraumbüro mit ein paar stylischen Möbeln zu teilen wird nun eigenartiger Weise gerne als besonders kreativ verkauft - sah sich der Galerist nach Alternativen um.
Die neue Galerie in der Grabenstrasse 2 ist nun mit ihren knapp 500 Quadratmetern übersichtlicher. Der Galerieraum öffnet sich mit einer grossen Fensterfassade zur Strasse und ist so für jeden von aussen einsehbar. Innen herrscht eine Atmosphäre aus Industrie-Chic und weissem Galerie-Charme. “Galerist zu sein kostet Kraft. Ich mache viel selber, auch in dem neuen Raum zeige ich mich nicht snobistisch, sondern packe an und habe den Teppich selbst ausgerissen.” Adrian Bleisch beweist immer wieder, dass er für seine Leidenschaft bis an seine persönlichen Grenzen geht.
Neue Heimat Grabenstrasse: Die Galerie Adrian Bleisch hat einen neuen Standort in Arbon. Bild: privat
Der Galerist kam über ein paar glückliche Fügungen zum Beruf und eröffnete bereits 1994 seinen ersten Standort und lebt seit dem für die Kunst. “Ich besuche viele Ausstellungen, schaue mich viel um und informiere mich über Künstler. Einen Atelierbesuch mache ich erst, wenn ich weiss, dass ich die Künstler zu einer Ausstellung einladen möchte. Ich würde das Atelier nicht vorher besuchen, der Künstler zeigt mir dort sein Innerstes, da wäre es unverantwortlich als Galerist mit diesem Vertrauen zu spielen.”
Vertreten werden in der Galerie Künstler aus der Inner- und der Ostschweiz. Das Bekenntnis zum Lokalen ist Adrian Bleisch wichtig, da er mit allen seinen Künstlern in engem Austausch steht und ihre Entwicklungen genau beobachtet. “Mich interessieren Künstlerbiographien. Es gibt in der Schweiz nicht so viele Künstler, die von ihrer Kunst völlig leben können. Man braucht Durchhaltekraft und muss Durststrecken aushalten können, dieses Feuer interessiert mich. Ich vertrete nur Künstler, bei denen ich eine Ernsthaftigkeit für ihre Kunst sehe”.
Bleisch setzt auf Vertrauen statt Verträge
Der Galerist sieht sich verstärkt als Ausstellungsmacher und ihm ist eine nachhaltige Zusammenarbeit mit seinen Künstlern wichtig. Zu seinen schönsten Aufgaben zählt er das Kuratieren von neuen Ausstellungen gemeinsam mit seinen Künstlern. “Jede Ausstellung hat etwas sehr intimes. Ich bin vier Wochen mit der Kunst im selben Raum und muss diese voll vertreten können, deshalb ist das Verhältnis zum Künstler sehr wichtig. Künstler machen Entwicklungen durch und der Moment, wenn etwas Persönliches durchscheint ist spannend für mich.” Das freundschaftliche Verhältnis zu seinen Künstlern äussert sich auch darin, dass er unkonventioneller Weise keine Künstler unter Vertrag hat. Vertrauen und die gemeinsame Leidenschaft für die Kunst reichen ihm, um die Zusammenarbeit zu untermauern.
Die persönliche Nähe zu seinen Künstler macht es allerdings auch schwer Kritik zu äussern. Im Gespräch erzählt Adrian Bleisch, dass es nicht immer ganz einfach ist den richtigen Moment abzupassen, wenn sich ein Künstler mit seinem Werk doch in eine andere Richtung entwickelt. Damit er einen frischen Blick behält, ist ihm das Ausstellen von jungen Positionen wichtig. “Man muss neugierig bleiben. Es gibt nichts Schlimmeres, als dass ein Galerist mit seinen alten Künstlern stirbt. In die Zukunft zu denken heisst auch, jungen Positionen eine Plattform zu geben.”
Der Galerist versteht sich auch als Vermittler
Jeder Umzug ist ein Experiment, umso erfreulicher wenn es sich als positiv herausstellt. “Seit ich in den Räumen bin, habe ich viel mehr Laufpublikum und neue Besucherkreise”, freut sich der Galerist. Am Ende des Gespräches kommt ein schüchterner Junge in die Galerie und fragt, was das für Räume sind. Geduldig steht ihm Adrian Bleisch Rede und Antwort und man merkt dem ausgebildeten Primarlehrer seine Liebe zur Pädagogik und Vermittlung an. Eine Eigenschaft, die man sich häufig mehr bei Galeristen wünschen würde.
Gelegenheit für einen Besuch ergibt sich derzeit bei der Ausstellung des Künstlers Conrad Steiner noch bis zum 18.11.2017 (Öffnungszeiten siehe unten). Die beiden arbeiten bereits seit Gründung der Galerie zusammen.
Video: Porträt der Galerie (entstand im Rahmen der Werkschau Thurgau 2016; Autorin: Samantha Zaugg)
Anfahrt: So finden Sie die Galerie Adrian Bleisch
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