von Brigitta Hochuli, 01.06.2012
Daniel Model, Hüter des Freiraums

Am Wochenende wird in Müllheim der Modelhof eröffnet. Ein paar „kulturelle“ Fragen an den Erbauer und Stifter.
Brigitta Hochuli
Herr Model, Sie weihen Ihr neues Haus mit Bachs H-Moll Messe ein. Was bedeutet Ihnen Bach?
Daniel Model: Bach gehört zu den ganz Grossen im Bereich der geistigen beziehungsweise geistlichen Musik. Damit ist er der richtige Komponist für eine ernst gemeinte Einweihung, denn im Modelhof wird man dem Geistigen, das heisst dem Denken ein Hauptaugenmerk widmen.
Dieser Hof soll ja nicht nur Ort für einen neuen Staat, sondern auch Stätte Ihrer Stiftung zur Förderung der Kultur am Modelhof werden. Bildende und darstellende Künste, Literatur und Musik sollen Raum bekommen, eine Bibliothek und eine Akademie sollen die Schulung des Denkens unterstützen. Genügt demzufolge das bestehende kulturelle Angebot im Kanton Thurgau nicht?
Daniel Model: Im Modelhof soll sich zeigen, dass Kultur heute Bestandteil des Einzelnen ist (oder eben nicht) – die Frage des kulturellen Angebots stellt sich deshalb nicht, da Kultur explizit kein Konsumgut ist.
In einem Radiointerview wurden Sie von Kantonsrat und Baumeister Stefan Geiges als Förderer gesitteter und von Ihrer Seite grosszügiger Zusammenarbeit gelobt. Wollen Sie sich künftig auch stärker als in der Vergangenheit als Kulturförderer betätigen?
Daniel Model: Da es jetzt dem Einzelnen überlassen ist, inwieweit er Kultur in sich entwickeln kann, sehe ich meine Rolle eher als Hüter eines Freiraumes, den der Modelhof darstellt. Freiheit ist die Luft, die der Mensch und damit die Kultur zum Atmen brauchen.
Auch Architektur ist Kultur. Der Modelhof ist auf dem Formgedanken der Quadratur des Kreises erbaut, wie es auf der Website heisst. Welche Philosophie steckt hinter diesem Formgedanken?
Daniel Model: Es ist die Verbindung des Runden mit dem Geraden, das auch in der Geometrie ein ungelöstes Rätsel darstellt. Rätsel sind zum Lösen da.
In der öffentlichen Wahrnehmung steht im Zusammenhang mit dem Modelhof jeweils die von Ihnen propagierte Staatsgründung im Vordergrund. Die Einweihungsfeier ist aber nicht öffentlich, für Führungen muss man sich im Internet anmelden. Wäre ein Volksfest mit kulturellen Beiträgen anlässlich einer Staatsgründung nicht adäquater?
Daniel Model: Der Modelhof ist im Privatbesitz. Er möchte damit der wachsenden Vereinnahmung durch das Öffentliche entgegentreten. Dies äussert sich unter anderem darin, dass bereits die Form der Anmeldung als Zumutung empfunden werden kann.
*****
● „Nomen est omen“ - zum Staat Avalon, zum Hofhalten und zur kulturellen Eiszeit ein Interview von Kathrin Zellweger
● WOZ-Artikel aus dem Jahr 2010.
● Models Engagement bei rebell.tv

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