von Brigitta Hochuli, 04.05.2014
Severin Schwendener, Krimiautor
Der junge Severin Schwendener, Biologe, Journalist und Autor aus Lengwil, hat für „Schach&Matt“ den Zürcher Krimipreis 2013 gewonnen. Auf unsere Fragen antwortet er mit Bescheidenheit.
Brigitta Hochuli
Herr Schwendener, der Polizist Thomas K. Hilvert ist schon zum zweiten Mal Protagonist eines Ihrer Kriminalromane. Wie würde er in einem Fernseh-Tatort aussehen oder agieren?
Schwierige Frage. Er wäre sicher gross mit einem riesigen Ranzen. Vielleicht Dreitagebart. Und ganz sicher schrill, mit auffallenden Anzügen und theatralischer Geste. Und Stiefeln, ganz wichtig. Agieren würde er hoffentlich so wie im Buch, provokant und vielleicht unbequem im ersten Eindruck, aber von Herzen gut für jene, die ihn näher kennen.
Polizist Hilvert scheint ein Chaot zu sein - Sie selber können sich als Spezialist für Biosicherheit und angestellt beim Kanton Zürich eine solche Eigenschaft sicher nicht leisten. Ist der Polizist für Sie eine Art Ventil?
Ich bin eher wie Hilverts Kollege Jaun, der penible Bünzli, auch wenn mein Schreibtisch nicht so grotesk aufgeräumt ist. Hilvert ist also ganz sicher kein Ventil für mich, eher das Gegenteil. Er hat andere Eigenschaften von mir (lacht...).
Nun wurden Sie mit dem Zürcher Krimipreis ausgezeichnet und hatten schon 2011 für einen Text über Alzheimer den dritten Platz beim Studentenpreis der SonntagsZeitung erreicht. Was bedeuten diese Preise Ihnen persönlich und für Ihr Schreiben? Wollen Sie so berühmt werden wie Sherlock Holmes und dessen Erschaffer Arthur Conan Doyle, der zwar nicht wie Sie Biologe, aber Arzt war?
Die Preise sind natürlich eine schöne Bestätigung. Vor allem der Zürcher Krimipreis ist - gerade auch mit dem Feedback der Jury - ein sehr grosses Lob für mich. Das motiviert natürlich schon zum Weitermachen. Andererseits kann ich mich mittlerweile sehr gut selber zum Weitermachen motivieren, und ich schreibe die Bücher zu einem Grossteil auch deshalb, weil es mir Spass macht, und nicht, weil ich damit Preise gewinnen will, was die Bedeutung solcher Preise wieder etwas relativiert. Es ist aber auf jeden Fall eine sehr schöne Auszeichnung. Berühmt zu werden wie Arthur Conan Doyle wünscht sich wohl jeder Krimischriftsteller, es ist mir aber bewusst, dass dies nur einem kleinen Kreis gelingt und von vielen Faktoren abhängt. Von daher bin ich gespannt, was die Zukunft bringt, ohne von ihr etwas zu erwarten. Ich werde nicht frustriert sein, wenn ich weiterhin ein kleiner Lokalautor bleibe. Die Freude an den Büchern bleibt ja auch jeden Fall.
Severin Schwendener
Severin Schwendener (1983), ist im thurgauischen Lengwil aufgewachsen und lebt in Zürich. Nach "Schein&Heilig" ist "Schach&Matt" der der zweite Kriminalroman um den Polizisten Thomas K. Hilvert, der in der Limmatstadt spielt. Daneben veröffentlicht Schwendener in loser Folge Kurzkrimis in der „Thurgauer Zeitung“. Bisher sind erschienen: Falsche Freunde (2006), Stilles Gift (2009), Schein&Heilig (2010, Hörbuch 2012). Schwendener hat Biologie studiert und zwischen 2005 und 2011 in der Forschung an Uni und ETH Zürich gearbeitet. Geforscht hat er mit viralen Vektoren. Heute arbeitet er beim Kanton Zürich im Bereich Biosicherheit. Schwendeners Kriminalromane und ein Hörburch sind erschienen im genossenschaftlich organisierten Verlag edition 8. (red/pd)
KOMMENTAR *
von Hartmund Wendland ・vor 3 Jahren
Den "Krimiautor" Severin Schwendener würde ich umbenennen zu "Menschenautor". Seine Figuren sind Menschen, mit denen man mitfühlen und mitfiebern kann, wenn sie durch Extremsituationen auf den Prüfstand geraten. Ich lese normalerweise keine Kriminalromane, aber die von Schwendener sind mehr, weil sie zutiefst menschlich sind. Jedes Buch von ihm hat mich mitgenommen bis zur letzten Zeile.
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