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Alles im Fluss im Kunstmuseum

Alles im Fluss im Kunstmuseum
Steht vor einem spannenden Jahr: Markus Landert, Direktor des Kunstmuseum Thurgau. Im Hintergrund eine Fotoarbeit von Muda Mathis, die in der neuen Ausstellung "Konstellation 9" zu sehen ist. | © Michael Lünstroth

2017 war eines der besucherstärksten Jahre im Kunstmuseum. 2018 soll es so weiter gehen. Das Programm ist vielversprechend. Spannend bleibt die Frage: Was wird aus Sanierung und Erweiterung des Hauses? Eine Entscheidung dazu soll in diesem Jahr fallen. Und das ist noch nicht alles, was man in der Kartause Ittingen erleben kann. 

Von Michael Lünstroth

Wenn man ein bisschen Glück hat, dann fügen sich die Dinge manchmal auf erstaunliche Weise. So wie am Donnerstagvormittag in der Kartause Ittingen: Während draussen der Wind um die Klostermauern pfiff und der Regen vom Himmel tröpfelte, ging es auch drinnen ums Wasser. Heinz Scheidegger (Stiftung Kartause Ittingen), Markus Landert (Kunstmuseum und Ittinger Museum) und Thomas Bachofner (tecum, Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau der Evangelischen Landeskirche Thurgau) stellten das Jahresprogramm der Partnerbetriebe in der Kartause unter dem Motto „Jahr des Wassers“ vor. „Die Quelle am Hang des Kirchwingerts war der Grund, sich im 12. Jahrhundert an diesem Ort überhaupt niederzulassen, deshalb haben wir uns für dieses Leitthema entschieden“, erklärte Heinz Scheidegger.

Dem gemeinsamen Rahmen fügt sich auch das Kunstmuseum und eröffnet am Freitag, 19. Januar, die neue Ausstellung „Konstellation 9. Alles fliesst“. Es ist die neunte Auflage der Konstellationen-Ausstellungen. In diesen zeigt das Kunstmuseum Werke aus der Sammlung und versucht sie in neue Kontexte einzuordnen, ihnen gewissermassen neues Leben einzuhauchen. „Die Arbeit an der Sammlung ist für uns als Museum wichtig und sie wird in den kommenden Jahren eher wichtiger werden“, sagte Museumsdirektor Markus Landert. Für einen Museumsmacher auch immer wichtig - die Zahl der Besucher. Damit lässt sich bei manchem Entscheider in der Politik noch am ehesten reüssieren. 2017 war da für Landert und seine Mannschaft ein gutes Jahr. „Wir hatten mehr als 32 000 Besucher in unseren Ausstellungen. Das ist zahlenmässig eines der besten Jahre überhaupt“, sagt der Museumsdirektor. 

Die neue Ausstellung nun begibt sich ins nasse Element. „Von der fein zerstäubenden Gischt des Wasserfalls bis zur Inszenierung des einzelnen fallenden Tropfens fokussiert die Sammlungspräsentation auf das ebenso alltägliche wie besondere Element und lässt den Besucher dieses in unterschiedlicher Form erleben“, heisst es im Begleittext zur Ausstellung. Zeitlich spannt die Schau einen grösseren Rahmen, das älteste Werk stammt vom Beginn des 19. Jahrhunderts (ein tosender Rheinfall von Johann Heinrich Wüest), die Jüngsten sind Gegenwartsarbeiten von Roman Signer, Muda Mathis, Simone Kappeler, Willi Oertig und anderen.

Ein Querschnitt des zeitgenössischen Kunstschaffens im Kanton

Zeitgleich, also auch am Freitag, 19. Januar, startet eine weitere Ausstellung im Kunstmuseum. Unter dem Titel „Neue Kollektion - Die Sammlung wächst“ werden erstmals die Ankäufe des Museums der vergangenen drei Jahre gezeigt. Die gezeigten Arbeiten sind extrem unterschiedlich und es verlangte wohl einige Kreativität der Ausstellungsmacher dies alles unter einen Hut zu bringen. Aber es gelingt verblüffend gut. Der Reiz dieser Zusammenstellung liegt auch darin, dass man nun einen Querschnitt zeitgenössischen Kunstschaffens aus dem Thurgau präsentiert bekommt. Hier wird gezeigt, was Künstlerinnen und Künstler aus der Region beschäftigt, wie sie arbeiten und wie sie sich mit den Themen unserer Zeit auseinandersetzen. Seit 2012 gibt es zusätzlich zum ordentlichen Ankaufsbudget des Museums einen Kredit aus dem Lotteriefonds über 100 000 Franken im Jahr, um Werke von Kunstschaffenden mit Wohnsitz im Thurgau oder mit einem engen Bezug zum Kanton zu erwerben.

Eine eigene Ankaufskommission entscheidet über den Einsatz dieser Mittel. Leitende Fragen hierbei sind laut Kunstmuseum: „Was ist gute Kunst? Was wird Bestand haben über den Moment hinweg? Wie kann die aktuelle Sammlung des Museums qualitativ hochstehend erweitert und aktualisiert werden? Welche Werke sind repräsentativ für das Kunstschaffen im Thurgau.“ Wer mehr zu den Hintergründen dieser Ankäufe wissen will, sollte sich den 20. März vormerken. Dann diskutiert Museumsdirektor Markus Landert mit den Mitgliedern der Ankaufskommission über ihre Arbeit und hinterfragt die Entscheidungskriterien. Ausgewählt für die Ausstellung wurden Werke von: Max Ammann, Esther van der Bie, Matthias Bosshart, Charles Bötschi, Florian Germann, Urs Graf, Dieter Hall, huber.huber (Reto und Markus Huber), Sarah Hugentobler, Cécile Hummel, Ray Hegelbach, Simone Kappeler, Herbert Kopainig, Christian Lippuner, Sonja Lippuner, Franziska Messner-Rast, Meszmer/Müller (Alex Meszmer/Reto Müller), Heike Müller, Willi Oertig, Andri Stadler, Meinrad Schade, Kerstin Schiesser, Berhard Schiesser, Karin Schwarzbek, Conrad Steiner, steffenschöni (Karl Steffen/Heidi Schöni).

Helen Dahm und Till Velten werden Einzelausstellungen gewidmet

Insgesamt zeigt das Kunstmuseum 2018 fünf neue Ausstellungen. Neben den beiden bereits erwähnten Schauen wird das Werk der Loop-Macher Bildstein⎜Glatz in einen grösseren Zusammenhang gestellt (Beginn: 13. Mai), Helen Dahm wird eine Ausstellung gewidmet (ab 2. September) und Till Velten zeigt seine Arbeiten unter dem Titel „La Condition Humaine“ (ab 28.Oktober). Das Ittinger Museum eröffnet am 24. Juni eine Schau zum Thema „Wasser - Lebensader des Klosters“. Für Markus Landert dürfte 2018 auch fern des Museumsprogramms ein spannendes Jahr werden. Die Entscheidung über Sanierung und Erweiterung seines Hauses steht an. Die im März 2017 eingesetzte Arbeitsgruppe habe ihren Bericht fertig gestellt und der Regierung übergeben. Was drin steht? Dazu will Markus Landert vorerst nichts sagen. Der Ball liege nun bei der Politik. Dort werde am Ende entschieden. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass dies noch im Laufe dieses Jahres geschieht.

 

Diskussion, Lesung, Sternennacht - was das Kunstmuseum neben Ausstellungen sonst noch 2018 bietet

20. März 2018, 19 Uhr: Diskussion über die Ankaufspolitik für die Sammlung des Kunstmuseums. Fragen wie „Was sind Kriterien für Neuerwerbungen?“ oder „Wer entscheidet was?“ bespricht Museumsdirektor Markus Landert mit den Mitgliedern der Ankaufskommission Katharina Ammann, Alex Hanimann und Hans Jörg Höhener.

 

9. Juni 2018, ab 17 Uhr: Unter dem Titel „Blütenzauber der Bodenseegärten“ liest Peter Stamm ab 20.30 Uhr. Davor gibt es buntes Rahmenprogramm in den Gärten. Daneben gibt es Projektionen des Künstlerpaars Gerber/Bardill, die von den Klangkünstlern Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor live auf ihren Instrumenten begleitet wird.

 

12. August 2018: Sternennacht im Museum mit Finissagen zu den Ausstellungen „Bildstein⎜Glatz“ und „Konstellationen 9“

 

Alle Veranstaltungen des Kunstmuseums gibt es hier im Überblick

 

  

Die Ittinger Pfingstkonzerte

Die Ittinger Pfingstkonzerte finden in diesem Jahr vom 18. bis 21. Mai 2018 statt. Der Schweizer Blockflötist Maurice Steger hat die künstlerische Leitung übernommen. Er gehört international zu den führenden Interpreten und gefragten Solisten. Mit seinem Festivalthema «Ostwind» widmet Maurice Steger osteuropäischen Komponisten des Barocks und der Romantik eine gewichtige Rolle. Sein Programm ergänzt der Blockflötist und Dirigent durch zeitgenössische Musik des Komponisten Toshio Hosokawa aus Japan sowie mit Klassikern der tschechischen Streichquartettliteratur. Am Samstagabend lädt die Kartause Ittingen zu einem Dîner Musical ein. Maurice Steger konnte Stephan Mester als barocken Conférencier gewinnen, der das Ittinger Dîner moderieren wird, für die Tafelmusik werden Maurice Steger selbst sowie Musikerinnen und Musiker aus dem Ensemble der Ittinger Pfingstkonzerte 2018 sorgen. 

Kartenreservationen für alle Konzerte der Reihe sind auf der Internetseite der Kartause möglich

 

 

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