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250’000 gute Gründe

250’000 gute Gründe
Manchmal muss man genau hinschauen bis man was findet: So ist das auch im künstlerischen Prozess. Deshalb schreibt die Kulturstiftung des Kantons in diesem Jahr wieder ihre Recherche-Stipendien aus. | © Canva

Erfolg für die Kulturstiftung: Im vergangenen Jahr wollte der Regierungsrat noch kein Geld für die Recherchestipendien frei geben. Jetzt hat er es sich anders überlegt. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Es ist noch gar nicht so lange her, da klagte die inzwischen Ex-Präsidentin der Kulturstiftung des Kantons Thurgau Renate Bruggmann im Interview mit thurgaukultur.ch über die Mutlosigkeit der Thurgauer Kulturpolitik. Die Stiftung wolle die erfolgreichen Recherchestipendien ja weiterführen, „aber der Kanton wollte dafür kein Geld mehr aus dem Lotteriefonds geben. Das war nicht sehr weitsichtig und auch ein bisschen mutlos. Ich bedaure sehr, dass dieses Programm nicht fortgeführt wird“, so Bruggmann im Dezember 2021.

Gute zwei Monate später sieht die Lage ganz anders aus. Nun hat der Regierungsrat den Weg frei gemacht für eine Neuauflage der Stipendien: „Der Regierungsrat des Kantons Thurgau hat dem Kulturamt für die Vergabe von Recherchestipendien an Kulturschaffende im Jahr 2022 einen Beitrag von 250'000 Franken aus dem Lotteriefonds gewährt“, heisst es in einer Medienmitteilung vom 10. Februar.

 

„Es zeigt sich, dass die Anliegen von Kulturschaffenden in der Pandemie auch weiterhin in der Politik ernst genommen werden und Kultur als wichtiges Element des Lebens im Thurgau erkannt wird.“

Stefan Wagner, Kulturbeauftragter der Kulturstiftung des Kantons Thurgau (Bild: Bettina Schnerr)

Dieses Geld bleibt allerdings nur kurzfristig beim Kulturamt. Denn: Mit der Ausschreibung und Vergabe von 40 Recherchestipendien á jeweils 6000 Franken für Kulturschaffende im Kanton Thurgau im 2022 „beauftragt das Kulturamt die Kulturstiftung des Kantons Thurgau“, heisst es in der Mitteilung weiter. Mit den Recherche-Stipendien sollen die Künstler:innen für eine gewisse Zeit in Ruhe arbeiten können - ohne das drängende Ziel einer Ausstellung oder eines Auftritts im Nacken.

Was den Stimmungsumschwung in der Politik verursachte, erklärt die Mitteilung nicht. Dort steht aber zumindest, weshalb der Regierungsrat das Stipendienprogramm nun unterstützt: „Schutzmassnahmen sowie die Verschiebung und Absage von kulturellen Veranstaltungen und Projekten beeinträchtigen eine Vielzahl von Kulturschaffenden bei der Ausübung ihrer Tätigkeit. Daher sollen auch im dritten Coronajahr die Kulturschaffenden nebst den bundesweiten Massnahmen mit gezielten kantonalen Massnahmen unterstützt werden. Die Recherchestipendien, die 2020 und 2021 durch die Kulturstiftung des Kantons Thurgau vergeben worden sind, haben sich als ergänzende Massnahme bewährt.“

Recherchstipendien soll den Künstler:innen Zeit verschaffen

Bei der Kulturstiftung ist die Freude über die Zusage gross: „Mit grosser Freude nimmt die Kulturstiftung den Entscheid des Regierungsrats entgegen. Es zeigt sich, dass die Anliegen von Kulturschaffenden in der Pandemie auch weiterhin in der Politik ernst genommen werden und Kultur als wichtiges Element des Lebens im Thurgau erkannt wird“, sagt Stefan Wagner, Beauftragter der Kulturstiftung auf Nachfrage von thurgaukultur.ch

Die Recherchstipendien sind offen für professionell arbeitende Kulturschaffende mit Bezug zum Kanton Thurgau (Wohnsitz im Thurgau, wichtiger Lebensabschnitt im Thurgau verbracht, kulturelles Leben im Thurgau nachhaltig mitgeprägt). Unterstützt werden insbesondere die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit sowie das Prüfen von Formatwechseln, die das Werk erweitern. Und: Die Vergabe der Recherchestipendien ist explizit nicht mit einer Ausstellung oder mit Auftritten verbunden.

 

In Ruhe recherchieren: Genau das soll das Stipendium der Kulturstiftung Künstler:innen ermöglichen. Bild: Canva

 

Über die Vergabe entscheidet eine Jury der Kulturstiftung

Eine Jury aus Mitgliedern der Kulturstiftung soll schliesslich über die Vergabe der Stipendien entscheiden.

In der ersten Jahreshälfte 2022 sollen insgesamt 40 Recherchestipendien ausgeschrieben werden. Die dafür benötigten Mittel betragen 250'000 Franken, wobei 240'000 Franken für die Stipendien, 4'500 Franken für die Jurierung, 5'000 Franken für die Administration und 500 Franken für Unvorhergesehenes eingesetzt werden.

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