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Was für ein Armutszeugnis

Was für ein Armutszeugnis
"Die Dinge der Woche" sind der Blog des Thurgaukultur-Redaktionsleiters Michael Lünstroth | © Anja Arning

Jeden Montag schreibt Thurgaukultur-Redaktionsleiter Michael Lünstroth in seinem Newsletter über Themen, die im Thurgauer Kulturleben bewegen. Aus dem Newsletter wird nun auch ein eigener Blog: "Die Dinge der Woche" sind ein neues Blogformat bei thurgaukultur.ch. Die Texte aus dem Newsletter werden hier angereichert mit weiteren Links und Gedanken. Mit einer neuen Funktion auf thurgaukultur.ch können sie auch ganz einfach und ohne grosse Anmeldung kommentiert werden. Möge die Debatte beginnen. 

Von Michael Lünstroth

Wer schon mal sehr hart für etwas gekämpft hat und es am Ende doch nicht bekommen hat, der weiss, wie sich gerade Gabriele Keck fühlen muss. Seit 2011 ist sie Direktorin des Historischen Museums Thurgau, fast genauso lange hat sie sich mit ihrer Mannschaft dafür eingesetzt, dass Politik und Bevölkerung die Notwendigkeit eines Erweiterungsbaus für das kantonale Museum verstehen. Seit vergangener Woche weiss die 57-Jährige, dass sie diesen Kampf vorest verloren hat. Der Regierungsrat hat entschieden, dass der Kanton sich nur ein Museums-Grossprojekt in den kommenden Jahren, vielleicht Jahrzehnten, leisten kann und die höhere Priorität beim Kunstmuseum Thurgau gesehen. Die seit Jahren andauernden Planungen für das Historische Museum werden für weitere Jahre auf Eis liegen. Damit ist eingetreten, was Gabriele Keck im Interview mit thurgaukultur.ch bereits im Januar befürchtet hatte. Das Schlimmste für das Museum wäre, so Keck damals, "wenn man irgendwann sagen würde, jetzt stellen wir das Vorhaben erst einmal zurück, wir reden schon so lange darüber und müssen warten bis die nächste Generation kommt und dann fangen wir von vorne an." Genau so kommt es jetzt. Nicht nur deshalb lohnt sich die Lektüre des Interviews aus dem Januar jetzt nochmal besonders

Frust also in Frauenfeld, Freude hingegen in Ittingen: Die Politik hat den Weg frei gemacht für ein neues Sanierungs- und Erweiterungsbauprojekt beim Kunstmuseum Thurgau. Nachdem das erste Projekt grandios gescheitert war, soll es nun einen Neuanlauf geben. Angesichts all des politischen Hick-Hacks um das bisherige Vorhaben war dies wahrscheinlich der einzig gangbare Weg, um die drängenden Probleme des Museums doch noch zu lösen. Aber auch hier, so kann man wohl vermuten, wird es keine schnelle Lösung geben. Erste Ideen sollen im Oktober 2017 vorgelegt werden, bis zu einer möglichen feierlichen Eröffnung wird es danach noch Jahre dauern. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sich Museumsdirektor Markus Landert derzeit mit öffentlichen Äusserungen in der Sache zurückhält. Er ahnt wohl, wie weit und steinig der Weg noch sein könnte. Ähnlich wie Markus Landert, schweigt auch Gabriele Keck in diesen Tagen zu den Entscheidungen der Regierung. Auf Nachfrage bat sie um Verständnis, dass sie die politischen Wegstellungen nicht kommentieren wolle.

Menchlich nachvollziehbar, gesellschaftlich bedenklich

Menschlich sind diese persönlichen Entscheidungen nachvollziehbar. Für die Debattenkultur im Thurgau sind sie ein Armutszeugnis. Wenn selbst gestandene Führungskräfte des Kantons mit dem Verweis auf "die heikle politische Lage" lieber schweigen, als sich öffentlich zu positionieren, scheint die Bereitschaft zu öffentlichen Auseinandersetzungen über gesellschaftsrelevante Themen in der Politik nur sehr gering ausgeprägt zu sein. Wie schade. Ohne Debatte, kein Diskurs und am Ende kein Fortschritt. In letzter Konsequenz bedeutet das vor allem eins - Stillstand. Dagegen gibt es ein probates Mittel - mehr Mut. Auf allen Ebenen.

Wie das aussehen könnte, hat Brigitta Hochuli, Journalistin und jahrelange Redaktionsleiterin von thurgaukultur.ch, kürzlich in einer E-Mail im Hinblick auf die jüngsten Museumsentscheidungen der Regierung angedeutet. Könnte man den Bedürfnissen beider Museen nicht besser gerecht werden, fragte sie, wenn man Kunstmuseum und Historisches Museum gemeinsam an einem neuen Ort neu erbaute? Gute Frage. Ja, wie wäre das? Die Debatte ist eröffnet. Ihre Meinung dazu gerne per Mail an redaktion@thurgaukultur.ch oder als Kommentar zu unseren Beiträgen zum Thema. Das geht jetzt auch viel einfacher als früher. Sie müssen zu ihrem Kommentar lediglich noch Name und E-Mailadresse angeben - und schön können Sie uns Ihre Meinung sagen. Probieren Sie es aus. Am besten gleich hier unter diesem Beitrag. Ich freue mich, von Ihnen zu lesen

 

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