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von Andrin Uetz, 21.02.2025

Vom Skatepark auf die Bühne

Vom Skatepark auf die Bühne
Nach dem Erfolg bei bandXost will Leon Wiesmann nun durchstarten als Musiker. | © Noëlle Guidon

Beim bandXost Nachwuchswettbewerb holte er den dritten Platz: Der in Oberneunforn aufgewachsene Leon Wiesmann komponiert derzeit in Schaffhausen Songs für seine Debüt-EP. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Bereits während seiner Lehre als Informatiker freundet sich Leon Wiesmann (*2003) in Schaffhauser Skateparks mit Kunstschaffenden an. Er wird Teil der lokalen Kreativszene, arbeitet als Webdesigner in einer Agentur und schreibt nebenbei Musik in seinem Atelier. 

Mit der Ableton-Software, Synthesizer und Gitarre skizziert er Songs, singt dazu auf Deutsch. Bisher sind erst zwei Songs veröffentlicht, bei bandXost ist zudem noch ein dritter Song zu hören. “Die neuen Songs werden ganz anders klingen, als das, was ich bisher veröffentlicht habe”, verrät Wiesmann im Gespräch. 

Video: Leon Wiesmann bei bandXost 2024

Bei der Entwicklung zuschauen

Tatsächlich sind bereits zwischen dem Live-Mitschnitt vom bandXost und den frühen Demoaufnahmen grosse Unterschiede zu hören. Klingt bei letzteren die Stimme noch etwas scharf und die Beats etwas kantig, so werden die Songs in der Grabenhalle zusammen mit dem Pianisten Saïd Boulahcen als melancholische Balladen neu skizziert. 

Auch wenn es hie und da noch etwas mit dem Tempo und den Einsätzen wackelt, ist zu sehen und zu hören, dass hier eine sehr gute Entwicklung stattfindet. 

Auf der Suche nach dem eigenen Sound 

„Der Zürcher Produzent Philipp Treyer hilft mir dabei, meinen eigenen Sound zu finden”, erzählt Wiesmann: “Ich möchte nicht einfach Edwin Rosen kopieren.” Die Assoziation zur Neuen Neuen Deutschen Welle liegt bei deutschsprachiger Popmusik zwar nahe, doch Wiesmann nennt als Einflüsse auch Rapper wie Tyler the Creator oder Kanye West. 

Bei den neueren Live-Aufnahmen könnte man bei der Kombination von Fender Telecaster und Falsett-Stimme auch an Jeff Buckley denken. 

Video: Qualitativ grosser Sprung nach vorne: Aktuelle Unplugged Session mit dem Pianisten Saïd Boulahcen. 

Coming of Age in Schaffhausen

Textlich lässt sich Wiesmann von seinem Umfeld und seinen eignen Erfahrungen inspirieren. Der Song «Poly» etwa handelt von einer Beziehung zu einer polyamourösen Partnerin: “Es geht dabei aber auch ums Erwachsenwerden. Mit 18 war ich noch wie ein Kind, und mit 20 dann in einer On-Off-Beziehung, wobei ich gemerkt habe, dass ich eigentlich monogam bin. Das ist schon eine grosse Veränderung für einen Oberneunforner Cis-Mann”, lacht Wiesmann und zieht an seiner selbstgedrehten Zigarette. 

„Die Texte sind eher emotional, nicht rational. Es geht wohl darum, sich etwas Kindliches zu bewahren, obschon man langsam erwachsen wird.” So singt Wiesmann etwa im Song «Spätsommer» mit sehnsüchtiger Stimme: “Lass Dich los / denn ich liebe Dich” oder bei «Triggerwarnung» dann doch etwas kräftiger: “Warum bin ich immer gut drauf / wenn Du nicht hier bist?” und dann einige Zeilen später: “Change ist gut / es ist ok / stell den Wecker auf snooze.” 

Digital Detox in einer Berghütte

Um sich ganz auf das Musikschreiben zu konzentrieren, geht Leon Wiesmann demnächst für eine Woche alleine in eine Berghütte. Entgegen der landläufigen Meinung, die neue Generation sei nur noch am Handy, äussert sich Wiesmann eher kritisch gegenüber Social Media: “Ich weiss, dass es als Musiker dazu gehört auf Instagram oder Tiktok eine Präsenz zu haben. Doch ich suche nach einen nachhaltigeren Weg. Diese Apps fressen zuviel Zeit, ich möchte mich auf die Musik fokussieren. Zur Zeit ist es mir vor allem wichtig, gute Demos zu produzieren. Damit werde ich dann auch bei Labels anklopfen und schauen, was passiert.” 

Wir sind gespannt, wohin die Reise geht. 

 

Leon Wiesmann live erleben

Leon Wiesmann spielt am 25. April live im TapTap in Schaffhausen

 

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