von Zsuzsanna Gahse, 16.01.2025
Solche und andere Klamotten
Jetzt, im neuen Jahr, könnte man die Kleiderschränke aufräumen. Aber wie macht man das? Die Autorin Zsuzsanna Gahse hat da ein paar Tipps. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Auf dem Monitor rechts neben der Routenanzeige las ich im Postauto nach mehreren Werbespots und Kurznachrichten einige Zeilen über den Umgang mit der Bekleidung, dass man nämlich nicht ständig etwas Neues brauche. Der Umwelt zuliebe wäre es besser, sich zu beschränken. Diesen Hinweis, den ich hier frei zitiere, habe ich auf dem Monitor nur bei einer einzigen Fahrt entdeckt, und zwar im letzten Sommer. Die Idee, eine Gebrauchsanweisung für Klamotten im Postauto einzublenden, ist ausgesprochen gut, dachte ich damals, auch wenn entsprechende Aufforderungen jeder und jede längst im Hinterkopf hat.
Dort im Hinterkopf ducken sich aber die nützlichen Empfehlungen. Viele Fahrgäste steigen in die Busse mit grossen Papiertaschen ein, auf denen die Namen verschiedener Modehäuser deutlich lesbar sind. Der Ratschlag auf dem Monitor hat niemanden gehindert, mit auffallenden Papiertaschen der aktuellen Mode zu frönen. Zudem habe ich im Postauto den Ruf nach Einschränkung nur einmal lesen können, obwohl ich nicht selten mit dem ÖV unterwegs bin. Womöglich gab es prompt Einwände gegen den Hinweis, weil ihn die Fahrgäste als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit verstanden haben.
Zu den Versuchen der Minimierung gibt es ohnehin Gegenbewegungen. Jetzt erst recht, jetzt kaufe ich erst recht ein, denken sicher manche und geniessen ihren Widerstandsgeist. Nicht nur bei Anziehsachen. Aber ohne die Klein- und Grosswagen, die Klein- und Langreisen und so weiter aufzulisten, bleibe ich bei dem Thema Kleider.
Parade der Garderobenwechsel
Zur Gegenbewegung, also zur Freiheit, gehören Auftritte im Fernsehen der deutschsprachigen Sender, besonders in einem bestimmten Programm, das ich nicht namentlich erwähnen will. Dort können die Zuschauer und Zuschauerinnen Tag für Tag die Parade der Garderobenwechsel erleben. Quergestreifte Seidenblusen, Pullover mit Riesenblumen oder mit bunten Quadraten, abstrakte Malereien auf den mal kurzen, mal langen Röcken in erlesenen Stoffarten, ausgefallene Hosen, Hosenanzüge in nie erträumten Farben. Die Kreativität wird oft auch in den Frisuren sichtbar. Vom Schuhwerk rede ich gar nicht erst und auch nicht vom Schmuck, vom Wechsel der umwerfenden Ohrringe und Halsketten. Ansatzweise ist der Einfallsreichtum auch bei Moderatoren zu beobachten, bei ihren Hemden und Shirts, aber bei den Moderatorinnen ist die Vielfalt nicht zu übersehen.
Haben sie alle Freude am täglich neuen, überraschenden Auftritt? Meinen sie, es sei unhygienisch, an zwei Folgetagen das Gleiche zu tragen? Wo kaufen sie ihre auserlesenen Kleidungsstücke ein? Wie sollten ihnen die Zuschauerinnen nacheifern, wo sollen sie die entsprechende Mode einkaufen? Denn offensichtlich werden sie von Moderatorinnen dazu angestiftet.
Es könnte sein, dass manche TV-Personen vor dem Auftritt am nächsten Tag schlecht schlafen, weil sie sich mit Plänen quälen, weil sie sich mit einer einmal schon getragenen Buntbluse dem Publikum kein zweites Mal präsentieren wollen.
Was vorgelegt wird, wird angezogen. Basta.
Womöglich müssen sie die Klamotten nicht selbst einkaufen, weil sie in den Garderoben der Fernsehanstalten mit einer grossen Auswahl erwartet werden, und dort können sie sich je nach Laune spontan etwas Interessantes ausleihen. Sobald sie dann mit der richtigen Mimik und ihren überdachten Kommentaren vor der Kamera stehen, zeigen sie sich unbekümmert, als würden sie keinen Augenblick daran denken, was sie gerade tragen.
Gut möglich zudem, dass für Kleidung, Frisur und Schuhe ein Redaktionsmitglied zuständig ist, dass Empfehlungen oder sogar Vorgaben eine Rolle spielen, und dabei gibt es dann kein Pardon. Was von der zuständigen Person vorgelegt wird, wird angezogen. Basta. Und bitte souverän lächeln und an die Kommentare denken.
Im Grunde ist auch die jeweilige Ausstattung der Auftretenden ein Kommentar. Und was ist die Aussage?
Von Zsuzsanna Gahse
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- Literatur
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