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Kunstmuseum: Risse in der Idylle

Kunstmuseum: Risse in der Idylle
Geht das zusammen? Idylle und Kreativität? Kultur und ländlicher Raum? Eine Konferenz Ende Oktober will diese und viele weitere Fragen erörtern. Das Bild zeigt den Spätsommer in der Kartause Ittingen: Klause mit Vogelbeerstrauch im September 2017 | © PD

Seit Jahren schwelt der Streit um das alte Sanierungs- und Erweiterungsprojekt am Kunstmuseum Thurgau. Die Regierung spricht jetzt von „unschönen“ Vorgängen, möchte das Thema aber endgültig abschliessen

Eigentlich sollte das Millionenprojekt „Sanierung und Erweiterung des Kunstmuseum Thurgau“ längst weiter sein. Bis Oktober 2017 sollte die neue Projektorganisation „Kunstmuseum Thurgau 2017“ Empfehlungen erarbeiten, wie man das Ganze neu aufgleisen könnte, hiess es im März 2017. Der Termin ist längst verstrichen, mehr als ein Jahr danach, gibt es immer noch keine Klarheit, wie es mit dem Kunstmuseum weitergehen soll. Dass das so ist, hat auch viel mit internen Rangeleien zwischen Regierungsrat und Stiftungsrat der Kartause Ittingen zu tun. Das wurde im Mai dieses Jahres deutlich als sich beide Parteien gegenseitig die Schuld dafür in die Schuhe schoben, weshalb es nicht voran gehe. 

Offensichtlich wird dieser Konflikt auch jetzt wieder im aktuellen Bericht der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GFK) des Grossen Rats „über Fragestellungen zum Projekt Kunstmuseum“. Auf zwei dünnen Seiten stellt die GFK unter anderem fest: „Der ganze Vorgang ist mit den aufgetretenen Fehlern unschön.“ Konkret bezieht sich diese Aussage vor allem auf Finanzierungsfragen. Ende Mai dieses Jahres war herausgekommen, dass Gelder, die der Kanton an die Stiftung ausbezahlt hatte, in Summe waren es 218.000 Franken, nie von der Stiftung ausgegeben wurden. Die Stiftung hielt das Geld im eigenen Vermögen. Für die Kritiker des Vorhabens war diese Panne ein weiterer Beleg dafür, das in dem Projekt Gelder gezahlt wurden, ohne dass es dafür Leistungen oder Belege gab.

Der Stiftungsratspräsident habe „Fehler eingeräumt“

Im Bericht der GFK wird dies nun so erklärt: „Weil es sich um Vorleistungen für die nächste Phase handelte, wurden sie vom Architekturbüro noch nicht in Rechnung gestellt, wohl aber von der Stiftung aufgeführt und zwei Drittel davon durch den Kanton überwiesen.“ Dass der Kanton zwei Drittel zahlte, liegt an einer entsprechenden Finanzierungsvereinbarung im Rahmen des Gesamtprojektes zwischen Stiftung der Kartause und dem Regierungsrat dazu. Mit seinen Einlassungen konnte Stiftungsratspräsident Roland Eberle die GFK des Grossen Rats nun offenbar überzeugen. Er habe die ganze Geschichte „bis hin zum Abbruch des Projektes plausibel erklären“ können, heisst es im Bericht der GFK. Eberle habe dabei auch „Fehler eingeräumt“. Welche das sind, erwähnt der Bericht indes nicht. Für die Kommission ist das Thema damit erledigt: Die vom Kanton bezahlten Gelder seien inzwischen zurückerstattet, es sei kein Schaden für den Kanton entstanden. Das weitere Vorgehen bezüglich Rechnungsstellung durch das Architekturbüro und Bezahlung durch die Stiftung sei „Sache dieser beiden Partner“.

Der GFK-Bericht ist spürbar bemüht darum, das Thema möglichst geräuschlos abzuschliessen. Es liege „im Interesse der Stiftung und der Regierung, aber auch des Grossen Rates, dass die Zusammenarbeit wieder auf eine solide Vertrauensbasis gestellt wird“, heisst es da unter anderem. Denn: „Die langjährige Kooperation zwischen Kanton und Stiftung hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Kartause Ittingen als Begegnungsstätte und kulturelles Zentrum von nationaler Bedeutung weit über den Kanton hinausstahlt.“ 

Eine „nicht ganz vorhandene Rollenklarheit“ im Stiftungsrat

Deutlich wird in dem Bericht aber auch, dass das Rechtsverhältnis zwischen Stiftung der Kartause und dem Regierungsrat neu geregelt werden muss. Erst danach sei darüber zu entscheiden, ob der Kanton eine direkte Vertretung in den Stiftungsrat entsendet. Entzündet hatte sich diese Frage an der Person von Staatsschreiber Rainer Gonzenbach. Der sitzt seit 2005 im Stiftungsrat der Kartause Ittingen, aber als „Privatperson“, wie der GFK-Bericht vermerkt. Als besonders gelungen empfand man diese Lösung wohl eher nicht: „Bei den auftretenden Problemen im Verlauf des Projektes ist aber deutlich geworden, dass die nicht ganz vorhandene Rollenklarheit zu vielen Ausstandsituationen führte und unglücklich war.“

Wie es nun weiter geht mit einem möglichen neuen Sanierungs- und Erweiterungsprojekt des Kunstmuseums ist derzeit noch offen. Im Frühjahr 2019 hofft die zuständige Regierungsrätin Monika Knill im Zusammenhang mit der kantonalen Museumsstrategie hier ein Stück weiter zu sein und der Öffentlichkeit erste Ideen präsentieren zu können.

Weiterlesen: Falls Sie nicht mehr alle Ereignisse und Zusammenhänge in der ganzen Debatte im Kopf haben: Alle Berichte rund um den Streit um das Sanierungs- und Erweiterungsprojekt am Kunstmuseum können Sie in unserem Dossier zum Thema nachlesen. 

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