von arttv, 02.05.2023
«Kreuzlinger Intermezzi» verweben Neues und Vergangenes
Ulrich Vogt und Reto Müller eröffnen ihre erste gemeinsame Ausstellung als neues Kuratorenteam des Kunstraums und des Tiefparterre Kreuzlingen. (Lesezeit: ca. 2 Min.)
An verschiedenen Standorten sind Werke der Künstler:innen Dominik Zietlow, Andres Bosshard, Katharina Reidy, Lea Heimann, Selma Ermatinger, Gino Rusch und Sarah Hugentobler zu sehen. Zusätzlich lädt das eingeladene Museum Rosenegg zum «Arbeitstisch Stadtlabor» ein. Nach dem Motto: «Erst sammeln, dann zeigen» werden Besucher:innen aufgefordert, ihre «Kreuzlinger Objekte» mitzubringen und als ihre Geschichten im Museum zu deponieren.
Die neuste Arbeit «Taube Feuer» des Videokünstlers Dominik Zietlow wirft einen Blick auf Menschen, die im öffentlichen Raum zu theatralen Figuren werden. Andres Bosshards «Murmureshorsmurs» ist ein Audio-Ritt über den Bodensee. Das reisende Residenzprogramm Salon Vert der Künstler:innen Katharina Reidy, Lea Heimann, Selma Ermatinger und Gino Rusch wird von Jana Kohler kuratiert. In Kreuzlingen zu Gast erarbeiten sie unter dem Titel «Voyage» ein Aufführungsformat, Teile der Performance bleiben im Kunstraum. Sarah Hugentoblers Arbeit «Potenzier mich» ist subtil, pointiert und humorvoll. Ihre Videoarbeiten und Liveperformances provozieren und spielen geschickt mit Varianten und Möglichkeiten.
Subtil, pointiert, humorvoll
Sarah Hugentoblers Videoarbeiten und Liveperformances provozieren und spielen geschickt mit Varianten und Möglichkeiten. Die Videoarbeiten der in Eschenz geborenen Künstlerin eröffnen neue und unerwartete Fenster um gewohnte Wahrnehmungen und Betrachtungsweisen, Realitäten und Identitäten immer wieder aufs Neue mit Neugier, Aufmerksamkeit und Präzision zu begegnen.
Das reisende Residenzprogramm Salon vert ist zu Gast in Kreuzlingen und erarbeitet vor Ort ein Aufführungsformat. Das Kollektiv umfasst ein Zusammentreffen von Menschen, Ideen, Visionen; eine offene Versuchsanordnung in der auditive Welten erschafft und erlebt werden. Ein Moment des Eintauchens in einen Raum und sein tönendes Jetzt. In Kreuzlingen verbringen die Künstler:innen des Salons vier Tage, um gemeinsam zu experimentieren, zu spielen und sich zu vernetzen. Die entstandene Performance wird im Anschluss präsentiert.
Erst sammeln, dann zeigen. David Bruder, der neue Leiter des Museums Rosenegg lädt damit nicht nur ein, am Prozess der Ausstellungsplanung teilzuhaben, sondern macht auch die Ausstellungsinhalte zum offenen und kollektiven Projekt. Das Stadtlabor bittet Besucher:innen, Gegenstände mit einer Verbindung zu Kreuzlingen und ihre persönlichen Geschichten zeitweilig am Arbeitstisch zu deponieren. Die gesammelten Geschichten und das Depot dient David Bruder als Fundus zur Erarbeitung der Ausstellung 2023 im Museum Rosenegg. Ergänzt wird die Ausstellung mit Objekten aus den Archiven von Kunstraum und Tiefparterre sowie dem Museum Rosenegg.
Halbe und absurde Dialoge
Wenn der Dialog halbiert wird, entsteht kein Monolog. Die neuste Arbeit des Videokünstlers Dominik Zietlow wirft einen Blick auf Menschen, die im öffentlichen Raum zu theatralen Figuren werden. Mit Geräuschunterdrückung entkoppelt, bewegen sich die Körper im Raum und treffen auf ihr Umfeld, welches in einer anderen Tonumgebung lebt.
Wind, Schnee, Sonnenstrahlen formen das Gesicht. Menschen passieren die Szene und nehmen Teil am konzeptuellen Spiel. Die mehrkanalige Videoinstallation zeigt szenische Ausschnitte und eröffnet anhand des Ausstellungsraums einen Möglichkeitsraum, dazwischen zu stehen. Hinten ein halber Dialog. Vorne ein halber Dialog. Zusammen ein absurder Dialog. Die Videoarbeit ertastet das Sensorium eines öffentlichen Raumes, indem das Medium als Schraubenzieher die lose Wirklichkeit anzieht.
Die Arbeit «Murmures hors Murs autour du Lac de Constance» von Andres Bosshard ist ein Audio-Ritt über den Bodensee. Der seit Jahrzehnten als Klang-Gärtner, Klang-Architekt & Klang-Turm-Gedanken-Springer im In- & Ausland tätige Künstler führt in der Remise des Kunstraums Kreuzlingen und deren Umgebung ortsspezifische Klang- und Hör-Experimente durch. Einigen Besucher:innen könnte dabei durchaus auch das Hören und/oder Sehen vergehen
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