von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 04.06.2020
Keine Erweiterung für Kunstmuseum

Die Projektgruppe zur Zukunft des Kunstmuseums sieht kaum Neubaumöglichkeiten in der Kartause Ittingen. Deshalb soll das Museum jetzt nur „saniert und optimiert“ werden.
Rückschlag für die Ambitionen des Thurgauer Kunstmuseums: Eine lange geplante Erweiterung des Museums ist vom Tisch. Das Museum soll nach neuen Plänen der Politik jetzt nur saniert und optimiert werden am bestehenden Standort. Das gab Regierungsrätin Monika Knill an einer Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag in Frauenfeld bekannt.
Die Empfehlungen der Projektgruppe waren offenbar einfach zu eindeutig: „Verzicht auf eine Erweiterung des Kunstmuseums Thurgau mit zusätzlichen Ausstellungsflächen von mindestens 600 Quadratmeter“, steht in den Papieren des Kantons. Stattdessen sollen folgende Fragen geklärt werden: Wie können die bestehenden Räumlichkeiten saniert, optimiert und massvoll ergänzt werden? Und: Wie lässt sich darin ein stringentes, zukunftsgerichtetes Museumskonzept für das Kunstmuseum Thurgau umsetzen?
Die Sorge: Ein Neubau könnte das Erscheinungsbild der Kartause stören
„Wir haben uns diese Entscheidung wirklich nicht einfach gemacht und vieles ausprobiert, aber schlussendlich mussten wir feststellen, dass unter den vielen, unterschiedlichen Rahmenbedingungen das angedachten Raumprogramm mit zusätzlichen Ausstellungsflächen von mindestens 600 Quadratmeter kaum zu realisieren ist in der Kartause“, sagte Erol Doguoglu, Kantonsbaumeister und Projektleiter in der Sache.
Mit den Rahmenbedingungen gemeint sind vor allem die Vorgaben der Stiftung der Kartause Ittingen und jene der Denkmalpflege. Die Befürchtung war offenbar, dass ein Neubau die Bildmarke der Kartause nachhaltig zerstören würde. Damit folgt der Kanton jetzt auch der Deutung, die die Stiftung bereits im vergangenen Jahr vorgelegt hatte.
Bis Ende 2021 soll ein Siegerprojekt feststehen
Massgeblich beeinflusst hat den Entscheid daneben aber auch ein Papier zu Vision und Raumprogramm des Kunstmuseums. Darin kommt die Projektgruppe zu den Ergebnissen, dass das Kunstmuseum über Räumlichkeiten verfüge, „die den Ausleihbedingungen vergleichbarer Institutionen entsprechen“. Es brauche gleichwohl „eine infrastrukturelle Entwicklungsperspektive“. Um diese zu erarbeiten soll nun ein Studienauftrag vorbereitet werden. Die Ausschreibung dafür ist bis Ende des Jahres geplant. Das Siegerprojekt soll bis Ende 2021 gekürt werden.
Museumsdirektor Markus Landert sagte zu der Entscheidung: «Insgesamt haben die Konzeptarbeiten der letzten Monate gezeigt, dass die aktuellen Rahmenbedingungen in der Kartause Ittingen einen Erweiterungsbau für das Kunstmuseum Thurgau nicht zulassen. Diese sorgfältig erarbeitete Lagebeurteilung wird nun Ausgangspunkt sein für eine Neujustierung der Strategie des Kunstmuseums Thurgau.»

Weitere Beiträge von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter
- „Mehr Strategie, weniger Beliebigkeit“ (04.06.2025)
- Madame Tricot serviert in der Kobesenmühle (22.05.2025)
- «Kultur? Das war lange auch ein Mittel, sich abzugrenzen.» (26.05.2025)
- Von Wertschöpfung und Wertschätzung (19.05.2025)
- Eine Vision wird konkreter (15.05.2025)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Kulturpolitik
Kommt vor in diesen Interessen
- Denkmalpflege
- Kulturförderung
- Kulturvermittlung
- Bildende Kunst
Ist Teil dieser Dossiers
Ähnliche Beiträge
„Mehr Strategie, weniger Beliebigkeit“
Die ig kultur ost wünscht sich neue Ansätze in der Thurgauer Kulturförderung. Was sagt das kantonale Kulturamt dazu? Ein digitaler Dialog. mehr
Im Dunkeln ist gut Schaffen: Wie förderungswürdig ist das Nachtleben?
Was macht die Klubkultur im Thurgau? Die vierte Thurgauer Kulturkonferenz lenkt die Aufmerksamkeit auf junge Kulturschaffende und die DIY-Szene – im Dilemma zwischen Unabhängigkeit und Wertschätzung. mehr
Von Wertschöpfung und Wertschätzung
Mehr Dialog, mehr Transparenz: Die zweite Ausgabe von „Kultur trifft Politik“ hat gezeigt, was nötig ist, um Städte und Gemeinden mit Kultur lebenswerter zu machen. mehr