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Die Geschichte eines Kinos

Die Geschichte eines Kinos
Tatort Scala: Schauspielerin Eva Mattes (vorne links) bei den Dreharbeiten (im November 2016) mit Douglas Wolfsperger (ganz rechts im Bild) zu seinem Dokumentarfilm über das Aus für das Arthouse-Kino. Jetzt steht fest, wann der Film in die Kinos kommt. | © Michael Lünstroth

Der Streit um die Schliessung des Scala-Kinos hat die Stadt Konstanz tief gespalten. Jetzt könnten alte Wunden aufbrechen: Ende Oktober wird der Film von Douglas Wolfsperger darüber uraufgeführt.

Das Scala-Kino in Konstanz ist seit fast zwei Jahren geschlossen, der Streit um das Aus für das Traditions-Kino hatte die ganze Region in Atem gehalten. Jetzt könnten die alten Debatten von Neuem beginnen. Denn: Der renommierte Dokumentarfilmer Douglas Wolfsperger hat seinen Film über die Scala-Dämmerung abgeschlossen. 80 Minuten lang ist er geworden. Die Termine für die ersten Aufführungen stehen fest. Demnach wird der Film „Scala Adieu - Von Windeln verweht“, so der offizielle Titel, bei den 52. Internationalen Hofer Filmtagen (23. bis 28. Oktober) erstmals über eine Kinoleinwand laufen. Im Anschluss daran wird er bei den Biberacher Filmfestspielen (30. Oktober bis 4. November) voraussichtlich am 1. November gezeigt. 

Regisseur Douglas Wolfsperger freut sich auf die Festivals: „Es ist schön, dass der Film bei diesen beiden Festivals im Programm ist. Ich freue mich sehr darauf, diesen Film dem Publikum zu zeigen“, so Wolfsperger im Gespräch mit thurgaukultur.ch Die Konstanz-Premiere soll dann im neuen Jahr stattfinden. Am 12. und 13. Januar wird „Scala Adieu - Von Windeln verweht“ im Stadttheater gezeigt. Eine Woche später sollen dann auch Aufführungen im Kreuzlinger Kult-X folgen. Das wäre auch deshalb passend, weil die Betreiber der Kinoreihe auf dem Schiesser-Areal teilweise aus der Bürgerinititiative stammen, die sich gegen die Schliessung des Kinos gewehrt hatte. Der deutsche Bundesstart des Films ist ab 17. Januar geplant.

Video: Erste Einblicke in den Scala-Film

Für den aus Konstanz stammenden Regisseur endet mit dem Ende der Arbeiten an dem Film eine rund zweieinhalbjährige Beschäftigung mit dem Thema. Die Geschichte des Scala-Kinos steht für Wolfsperger stellvertretend für all die Programmkinos, die in den vergangenen Jahren schliessen mussten. Er will mit seinem Film auf etwas Grundlegendes hinweisen: „Was bedeutet die Schliessung eines Arthouse-Kinos für eine Stadt, die viel auf ihre kulturelle Bedeutung hält und wo doch der Kommerz immer mehr Überhand nimmt?“, schrieb er bereits in einer ersten Projektskizze 2016. Daran habe sich nicht viel geändert, erklärt der Regisseur. Das sei immer noch das eigentliche Thema des Films. „Ich wollte auch nicht, dass es vergessen wird. Auch deshalb habe ich den Film überhaupt erst gemacht“, so Wolfsperger.

Douglas Wolfsperger trieb auch eine persönliche Motivation an. Im Scala hat er seine ersten Filme gesehen, sogar seine ersten Super-8-Filme wurden hier gezeigt. Gegenüber vom Kino hatte seine Mutter, eine Augenärztin, ihre Praxis. „Mit dem Film möchte ich der Nachwelt etwas erhalten und auch zeigen, dass man ein Kino mit anspruchsvollem Programm nicht mit jedem x-beliebigen Gewerbebetrieb vergleichen kann", sagt der 60-Jährige.

Stadt und Investor wollten den Film verhindern

Die Dreharbeiten waren schwierig. Lange musste der Regisseur um die Finanzierung ringen, Stadt und Investor haben versucht, das Projekt zu verhindern, Interviewpartner sagten erst zu, dann wieder ab. „Das waren schon ziemlich unterirdische Begegnungen, die ich da mit den Verantwortlichen der Stadt gemacht habe“, blickt Wolfsperger zurück. Dass sich zum Beispiel der Kulturbürgermeister der Stadt nie einem Gespräch stellte, versteht der Regisseur bis heute nicht. Und: Als er neulich Uli Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt, auf der Strasse traf, habe dieser ihm noch versichert, dass er den Film auf keinen Fall ansehen werde. Das zeigt, wie tief die Wunden auch zwei Jahre nach dem Aus des Scala noch sind.

Die Filme, die früher im Scala liefen, werden in Konstanz inzwischen übrigens in deutlich reduzierter Form im Multiplex-Kino Cinestar gezeigt. Die Premiere seines Films dort stattfinden zu lassen, kam für Douglas Wolfsperger aber nie in Frage: „Ich werde niemals einen Fuss in diesen Kommerztempel setzen!“

Video: Douglas Wolfsperger bei den Dreharbeiten (vom 23. November 2017)

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