von arttv, 06.10.2021
Dem Chaos eine neue Form geben
Luca Harlachers Malereien wecken die Lust nach Berührung und zelebrieren einen verspielten Umgang mit dem überladenen Angebot des Alltäglichen. arttv.ch hat den jungen Künstler in seinem Atelier in Seuzach besucht. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)
Gedankenströme, sensorische Eindrücke, Gespeichertes und Vergessenes, das überladene Angebot des Alltäglichen und mit ihm auch die Wirren des Internets. Es sind diese Impulse, die der Künstler in seinen Werken verarbeitet. Er bringt sie zusammen, löst Bewegungen aus und versucht so dem Chaos im Inneren wie Äusseren eine neue Form zu geben.
Ein lustvoller Prozess
Luca Harlacher sieht sich als obsessiven Sammler, der mit dem Gesammelten nicht mehr richtig klar kommt. Eigentlich hat er sich längst verirrt im ganzen Geflecht von Informationen, Recherchen, Gegenständen, Gedanken, Erinnerungen und Fantasien. All diese Dinge, die sich in seinem Atelier über die Zeit angehäuft haben. Aber das seie nicht schlimm, meint der Künstler: «Ich verfalle davon nicht in Kulturpessimismus, im Gegenteil: Mir macht das Spass. Reizüberflutung, Chaos, das Nebeneinander von Verschiedenem, das Koordinieren und Kombinieren von Heterogenem empfinde ich als einen lustvollen Prozess, als Abenteuer, als Spiel…»
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Ernsthafte Verspieltheit
Die Rückeroberung einer Ordnung aus dem Chaos und umgekehrt ist in Lucas Fall ein künstliches Problem und er liebt es, sich künstliche Probleme zu bereiten. Durch diese entstehen neue Geschichten, mit denen wiederrum seine Werke aufgeladen sind. Egal ob er den Baum als Pinsel braucht, Pigmente aus Spielzeugen feilt, ein ganzes Haus als Leinwand nutzt, Malereien auf den Berg trägt oder eine Fussballmannschaft ein Bild schiessen lässt – dies alles tut er mit höchster Ernsthaftigkeit und Detailverliebtheit. Durch solche komisch-verspielten Tätigkeiten entstehen unvorhersehbare Resultate, Zufälle und vor allem Möglichkeiten.
Bunt-fröhliche Wimmelbilder
Auch wenn Luca Harlacher sich fliessend zwischen den Medien bewegt und sein Werk als Gesamtkunstwerk beschreibt, ist die Malerei am ehesten das Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Auf der Leinwand verbindet er collagenartig verschiedenste Techniken zu bunt-fröhlichen Wimmelbildern, die jeweils der Logik eines visuellen Tagebuchs entsprechen. Es ist bei den Malereien auffallend, dass hauptsächlich Kunststoff als Material verwendet wird und dass viele Bereiche des Bildes ins Dreidimensionale übergehen. Luca Harlacher spielt hier mit der haptischen Wahrnehmung, der Lust nach Berührung und dem seltsamen Widerspruch den Kunststoff in sich trägt: Faszination, Heiterkeit und Problematik.
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