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Aus dem Leben einer Türsteherin

Aus dem Leben einer Türsteherin
Auf der Suche nach Identität: Die Autor:in Hengameh Yaghoobifarah. | © Tarek Mohamed Mawad

Kaum eine andere Autor:in hat in den vergangenen Jahren so polarisiert wie Hengameh Yaghoobifarah. Die aus dem Iran stammende Deutsche schreibt über Rassismus und Rechtsterrorismus und legt sich regelmässig mit der Mehrheitsgesellschaft an. Am 9. November stellt sie in einer digitalen Lesung ihren Debütroman vor. (Lesedauer: ca. 2 Minuten)

Wenn man als dezidiert linke Autor:in den deutschen Innenminister verärgert, dann sollte das eigentlich Business as ususal sein. Das, was die aus dem Iran stammende Hengameh Yaghoobifarah nach dem Erscheinen ihrer Kolumne „All Cops are berufsunfähig“ erlebte, war dann aber doch ein bis zehn Nummern grösser.

Darin hatte sich die Autor:in mit der Black-Lives-Matter-Bewegung und Rassismus bei der Polizei befasst. In dem Text wird ein Gedankenspiel angestellt, wo Polizisten arbeiten könnten, wenn die Polizei abgeschafft würde, der Kapitalismus aber nicht.

Zum Schluss der Kolumne heisst es: „Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.“

Direkt zum Livestream (abrufbar bis 23. November 2021)

Hass und Morddrohungen ergossen sich über die Autor:in

Auf die missglückte Pointe folgte ein Sturm der Entrüstung - rauf bis zum deutschen Innenminister. Der kündigte eine Strafanzeige wegen Volkshetzung und Beleidigung gegen Yaghoobifarah an, entschied sich nach starker öffentlicher Kritik aber letztlich dagegen. Ausgestanden war der Fall damit längst nicht - die sich als nichtbinär, also weder weiblich noch männlich, verstehende Autor:in erhielt Hasskommentare und Morddrohungen. Es hätte auch das Ende ihrer Karriere sein können.

Stattdessen erschien wenige Monate später ihr Debütroman „Ministerium der Träume“. Darin geht es um Rassismus und rechten Terrorismus im Deutschland der 1990er Jahre. Die Polizei spielt auch wieder eine Rolle. In den Personen von zwei Beamten, die vor der Tür der Hauptfigur Nas stehen und ihr vom Tod ihrer Schwester Nushin berichten. Unfall? Suizid? Die Lage ist unklar, aber Nas, Mitte 40, Türsteherin in einer Queer-Bar, „eine migrantische Lesbe“ wie sie sich nennt, übernimmt die Vormundschaft für ihre 14-jährige Nichte Parvin und versucht, sich in der neuen Situation zurechtzufinden und gleichzeitig herauszufinden, was wirklich mit ihrer Schwester geschehen ist.

Video: Beitrag in titel, thesen, temperamente (ARD) zum Roman

Ihr Debüt-Roman erhielt viel Lob aus dem Feuilleton

Anders als die Polizei-Kolumne wurde der Roman weitgehend positiv aufgenommen: Die FAZ schrieb, dass Rassen- und Klassenkonflikte noch nie so schön in Worte gewickelt waren wie hier, „Die Zeit“ lobte Witz, Direktheit und Emotion der Geschichte und Deutschlandfunk Kultur beschrieb den Roman als Mischung aus „Psychonummer, Abenteuergeschichte und Entwicklungsroman“.

In der Literatur-Reihe „Debüts“ stellt Hengameh Yaghoobifarah ihren Roman am Dienstag, 9.November, 20 Uhr, nun selbst vor. Neben der Lesung stellt sich die Autor:in auch dem Gespräch mit dem Kulturwissenschaftler Özkan Ezli. Wir streamen die digitale Veranstaltung live und kostenlos für alle auf unserem YouTube-Kanal.

 

Die Reihe «Debüts - der erste Roman»

Donnerstag, 4. November, 20 Uhr
Verena Keßler: Die Gespenster von Demmin

Lesung & Gespräch im Kulturzentrum am Münster in Konstanz

Moderation: Norina Procopan & Valentin von Stechow

 

Dienstag, 9. November, 20 Uhr

Hengameh Yaghoobifarah: Ministerium der Träume

Livestream über thurgaukultur-YouTube-Kanal
Lesung & Gespräch

Moderation: Özkan Ezli

 

Donnerstag, 11. November, 19:30 Uhr

Annina Haab: Bei den grossen Vögeln

Lesung & Gespräch im Literaturhaus Thurgau in Gottlieben

Moderation: Judith Zwick

 

Donnerstag, 18. November, 20 Uhr

Alem Grabovac: Das achte Kind

Lesung & Gespräch im Kulturzentrum am Münster in Konstanz

Moderation: Gallus Frei-Tomic

 

Donnerstag, 25. November, ab 12 Uhr jederzeit abrufbar

Tomasz Jedrowski: Im Wasser sind wir schwerelos

Digitales Gespräch auf unserer Website www.thurgaukultur.ch

Moderation: Judith Zwick

 

Details zu den einzelnen Terminen: https://judithzwick.de/debuets/

 

thurgaukultur.ch ist Kooperationspartner der Lesereihe. Wir begleiten die Veranstaltung im November mit weiteren Texten und Hintergründen zum Thema Debüt.

 

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