20.05.2020
About Hölderlin
Nicht nur Beethoven wäre in diesem Jahr 250 geworden, sondern auch der schwäbische Dichter Friedrich Hölderlin. Judith Zwick geht mit einem Podcast auf Spurensuche. Auch im Thurgau.
Es gibt diese Autoren, deren Namen man auf jeden Fall kennt, mit dessen Werk man aber so gut wie nicht vertraut ist. Einer dieser Autoren ist Friedrich Hölderlin. In diesem Jahr wäre der Dichter 250 Jahre alt geworden und Judith Zwick, freie Autorin und Mitglied der Frauenfelder Theaterwerkstatt Gleis 5, nimmt das zum Anlass, Hölderlin besser kennenzulernen.
„Von Hölderlin kannte ich - wie die meisten Leute - eigentlich nur ein paar Gedichte, einzelne biographische Anekdoten. Mehr nicht! Das sollte sich zum Hölderlin-Jahr 2020 ändern“, erklärt Zwick. Und so startete sie im Rahmen des Literatursommer 2020 der Baden-Württemberg-Stiftung die Podcast-Serie «Short-Message Hölderlin» in acht Folgen.
Acht Wochen lang las sich Judith Zwick durch Hölderlins Werk, führte Gespräche, befragte Schriftsteller und Lyriker, besuchte das Archiv, traf Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler und besuchte verschiedene Hölderlin-Orte, an denen der Dichter gelebt und gearbeitet hat. Einer dieser Ort war im Thurgau: Hauptwil bei Weinfelden. Dort steht ein Hölderlin-Haus. „Hier war er ab Januar 1801 für drei Monate. Er ist von Konstanz aus, dorthin gewandert. Davon erzählt unter anderem die Folge #6 "Scheitern und Flucht"“, erläutert Zwick.
Viele Perspektiven auf Hölderlins Leben
Mit an Bord war für die Aufnahmeregie die Radiojournalistin Bettina Mittelstrass. „Wir haben beispielsweise Hölderlins Geburtshaus in Lauffen besucht gemeinsam mit der Leiterin Eva Ehrenfeld. Wir haben mit dem Schriftsteller Karl-Heinz Ott über die Epoche gesprochen, in die Hölderlin da hinein geboren wurde und die ja komplett im Umbruch war. Der Lyriker Mikael Vogel hat unseren Rundgang durch das Hölderlin-Archiv in Stuttgart per WhatsApp poetisch begleitet und natürlich waren wir auch im berühmten Hölderlin Turm“ erklärt Judith Zwick. „Wir haben von acht verschiedenen Orten aus und aus acht Perspektiven einen Blick auf Hölderlins Leben und Arbeiten geworfen.“
Ihre Reiseeindrücke hat sie aufbereitet und im Studio mit Bettina Mittelstrass produziert. Entstanden sind dabei wunderbare Hörstücke, die einem den Dichter tatsächlich näherbringen. Nimmt man die erste, bereits erschienene Folge „Heimat & Herkunft“ (ca.8 Minuten) zum Massstab, dann gelingt es Judith Zwick ebenso HörerInnen zu begeistern, die den Dichter schon kennen als auch solche, die nur mal seinen Namen gehört haben. Vielleicht das grösste Lob für die Kulturvermittlerin: Nach der ersten Folge möchte man auf jeden Fall weiterhören.
Das grösste Lob: Nach Folge 1 will man weiterhören
In insgesamt acht Episoden stellt Zwick Hölderlin unter Themen wie „Philosophie & Politik“, „Beruf & Berufung“, „Liebe & Schönheit“ oder „Sprache & Poesie“ vor. Das Ergebnis gibt es für alle Interessierten frei Haus. Seit dem 15. Mai 2020 erscheint pro Woche eine digitale Hölderlin-Postkarte samt Podcast-Folge: „Auf der Rückseite der Postkarte befindet sich ein QR-Code. Dann heisst es: Handy raus - Kamera an - QR-Code scannen und Podcast anhören." Die nächste Folge ist ab 22. Mai abrufbar.
Wer lieber ohne Smart-Phone hören möchte, der kann dies jeden Freitag direkt auf der Website von Judith Zwick tun. Für Freundes des Analogen: Zum Abschluss der Reihe werden ab dem 3. Juli 2020 alle acht Hölderlin-Postkarten als grosse Plakate die Stadt Konstanz für vier Wochen in einen Hölderlin-Ort verwandeln. Das Projekt entstand auch in Kooperation mit dem Kulturamt Konstanz. (lün)
Alle Folgen im Überblick
#1 Heimat & Herkunft
#2 Philosophie & Politik
#3 Beruf & Berufung
#4 Liebe & Schönheit
#5 Sprache & Poesie
#6 Scheitern & Flucht
#7 Wahnsinn & Rückzug
#8 Tod & Nachleben
Abrufbar jeden Freitag (seit 15. Mai) über den QR-Code unten oder direkt auf der Internetseite von Judith Zwick.
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