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von Brigitta Hochuli, 10.10.2012

Gershwin im Zelt

Gershwin im Zelt
Benjamin Engeli (unten links) mit dem Gershwin Piano Quartet. | © net

Der Kreuzlinger Pianist Benjamin Engeli geht neue Wege. Vor Auftritten im Tourneetheater „Das Zelt“ hat er keine Berührungsängste, passt sich aber auch nicht an.

Interview: Brigitta Hochuli

Herr Engeli, elfmal treten Sie nächstes Jahr mit dem Gershwin Piano Quartet im Tourneetheater „Das Zelt“ auf. Verträgt sich das mit der Ernsthaftigkeit, mit der Sie sonst Musik betreiben? Etwa mit Beethovens Hammerklaviersonate, die Sie dank eines Thurgauer Förderbeitrags aufnehmen konnten oder mit der Kammermusik, die Sie gerne pflegen?

Benjamin Engeli: Für mich gibt es keine Kategorien, in die ich Musik unterteile, es muss einfach gute Musik sein, und die möchte ich dem Publikum näher bringen. Natürlich soll der Rahmen zur Musik passen, und ich würde im „Zelt“ beispielsweise die „Hammerklaviersonate“ niemals aufführen. Aber für das Gershwin Quartet eignet es sich bestimmt hervorragend. Wir hatten ja auch schon Open-Air-Auftritte, die verstärkt wurden, das hat sehr gut funktioniert.

In „Das Zelt“ sind Musiker wie Polo Hofer oder Baschi aufgetreten, jetzt Sie. Passt man sich da musikalisch irgendwie an?

Benjamin Engeli: Nein, im Gegenteil. Wir haben unser Profil, und das wollen wir den Leuten vermitteln. Wir wurden angefragt, nachdem die Verantwortlichen ein Konzert von uns besucht hatten. Dort haben wir zwar unsere „Hits“ wie „I got Rhythm“ oder „Night ‚n’ Day“ gespielt, aber eben auch anspruchsvolle Stücke von Prokofjew oder Strawinsky. Dieses Wechseln zwischen den Welten gehört zum festen Konzept unseres Quartetts.

Video:

Wie ist denn die Anfrage zum Engagement im „Zelt“ genau zustande kommen?

Benjamin Engeli: Das lief eigentlich erstaunlich geradlinig: Ein befreundeter Manager hat die „Zelt“-Verantwortlichen auf uns aufmerksam gemacht und sie dazu bewegen können, an unser Konzert in Kreuzlingen zu reisen. Sie waren begeistert und kamen mit einer Anfrage auf uns zu. Der Rest war dann nur noch eine Frage der Organisation.

Der grosse Star der „Zelt“-Tournee ist dieses Jahr Stéphane Lambiel als Zirkusdirektor. Kennen Sie ihn persönlich?

Benjamin Engeli: Leider noch nicht, aber er ist für mich eine faszinierende Persönlichkeit und ich freue mich sehr, ihn kennen zu lernen.

Welche Beziehung haben Sie zum Sport?

Benjamin Engeli: Ich bin begeisterter Tennis-Zuschauer... Abgesehen davon betreibe ich Sport immer wieder als Ausgleich. Es gab in meiner Jugend eine Zeit, da musste ich mich leider zwischen Musik und Sport entscheiden. Ich bin sicher nicht unglücklich mit meiner Entscheidung, aber ich erinnere mich gern an meine sportliche Zeit zurück.

Die Ambiance im Zelt ist doch sicher neu für Sie. Wie muss man sich das vorstellen? Spielen Sie umringt von essenden Menschen?

Benjamin Engeli: Nein, es wird eine normale Konzertbestuhlung geben, und die Zuhörer werden uns – hoffentlich – aufmerksam zuhören. Als Hintergrundsmusik eignet sich unsere Musik sowieso eher weniger.

Jedenfalls geben Sie elf Vorstellungen, verteilt auf das ganze Jahr. Wie sieht Ihr persönlicher Auftrittsplan 2013 sonst noch aus?

Benjamin Engeli: Nächstes Jahr ist bereits Vieles geplant: von Solo-Rezitals über Liederabende bis zu Kammermusik mit Streichern ist die ganze Palette mit dabei. Ein Highlight wird bestimmt ein Konzert im Rahmen des Lucerne Festivals. Auch mit dem Gershwin Piano Quartet haben wir noch ausserhalb des „Zelts“ Auftritte, beispielsweise in der Zürcher Tonhalle.

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Gershwin Piano Quartet auf facebook

www.gershwinpianoquartet.com

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