von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 23.09.2024
Kreuzlingen sagt «Ja» zum Kulturzentrum
Nach 16 Jahren der Planung und vielen Auf und Abs steht jetzt fest: Das Kulturzentrum auf dem Schiesserareal wird dauerhaft bleiben. Die Stimmbürger:innen gaben grünes Licht für eine millionenschwere Sanierung. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Am Ende war es dann doch eine ziemlich deutliche Angelegenheit: 62,5 Prozent der bei der Volksabstimmung über die Zukunft des Kreuzlinger Kulturzentrums abgebenen Stimmen sagten „Ja“. Damit sind sowohl die sieben Millionen Franken teure Sanierung als auch der Betrieb für die nächsten Jahre gesichert. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 44 Prozent.
In der Kreuzlinger Politik sorgte das Ergebnis für Erleichterung: „Im Namen des Stadtrats danke ich der Kreuzlinger Stimmbevölkerung herzlich. Mit diesem erfreulichen Abstimmungsresultat kann das Kulturzentrum Schiesser saniert und der Kulturbetrieb weiter professionalisiert werden“, wird Stadtpräsident Thomas Niederberger in einer Medienmitteilung der Stadt zitiert.
Grosse Freude löste das Ergebnis auch bei den Verantwortlichen des Trägervereins Kult-X aus: „Die Sanierung ermöglicht es uns ein Haus zu schaffen, das für alle offensteht - ein Ort, an dem sich Menschen unterschiedlichster Interessen und Orientierung begegnen, austauschen und gemeinsam Kultur erleben und gestalten können“, heisst es in einer Medienmitteilung des Vereins.
Brandschutz, Barrierefreiheit und energetische Sanierung
Michael Kubli, Präsident des Vereines, zeigte sich erleichtert: „Diese gewonnene Abstimmung ist nicht nur ein Erfolg für den Trägerverein Kult-X, sondern für die ganze Stadt - ein klares Zeichen, dass wir gemeinsam den Weg für ein offenes, vielfältiges und lebendiges Kulturhaus ebnen.“ Insgesamt sind aktuell mehr als 20 Vereine Teil des Kult-X. Dazu zählen unter anderem das Theater an der Grenze, der Horst Club, die Gesellschaft für Musik und Literatur Kreuzlingen, das See-Burgtheater und das Filmforum KUK.
Mit dem vom Volk jetzt freigegebenen Mitteln kann vor allem die dringend benötigte Sanierung starten. Dabei geht es vor allem um Brandschutzmassnahmen, die Herstellung des barrierefreien Zugangs zum Haus sowie energetische Sanierungen. Zudem sollen die verschiedenen Räume des Hauses optimiert werden.
Nach derzeitigen Plänen sollen die Arbeiten im zweiten Quartal 2026 beginnen und bis August 2027 abgeschlossen sein. Für den bestehenden Kulturbetrieb beutetet das in der Zwischenzeit: Bis zum Baustart soll er wie bisher aufrechterhalten werden. „Während der Bauzeit sollen möglichst viele Veranstaltungen an alternativen Standorten stattfinden“, hatte der Stadtrat in seiner Volksbotschaft erklärt. Welche dies genau sein werden, das muss noch geklärt werden.
Ende gut, alles gut?
Es gibt endlich eine sichere Zukunft für ein Kulturzentrum in Kreuzlingen. Warum das ein Erfolg für die ganze Region ist und trotzdem viele Fragen bleiben. Ein Kommentar von Michael Lünstroth.
Was das Kulturzentrum nach der Sanierung bieten soll
Nach der Sanierung soll das Kulturzentrum fünf verschiedene Räume bieten: Einen Theatersaal im Erdgeschoss mit 144 Sitzplätzen, einen Musik-Club-Raum (125 Quadratmeter), einen Mehrzwecksaal (200 Quadratmeter) für Kleinkunst, Konzerte, Tanzveranstaltungen und Lesungen. Im Obergeschoss kommen zudem Büros und Besprechungsräume hinzu die auch als Coworking-Space genutzt werden können. Und: Ein rund 90 Quadratmeter grosser Bewegungsraum (mit einem angrenzenden Umkleideraum) für verschiedene Kurse.
Ein neues Theatercafé im Erdgeschoss soll zentraler Begegnungsort des Hauses werden, der eine Etage tiefer liegende Garten kann zusätzlich genutzt werden (die detaillierten Pläne dazu finden sich in der Volksbotschaft zur Abstimmung). Das grosse Ziel ist am Ende die Entstehung eines Mehrspartenhauses mit vielfältigem Raumangebot. Mindestens 150 Veranstaltungen sollen pro Jahr im Kulturzentrum Schiesser stattfinden.
Ein Teil des Geldes fliesst auch ins Programm
Um das zu leisten, beinhaltete die Abstimmung nicht nur den 7-Millionen-Kredit für die Sanierung, sondern auch einen jährlichen Betriebsbeitrag an den Trägerverein Kult-X in Höhe von 276’000 Franken pro Jahr. Allerdings nicht auf ewig, sondern begrenzt auf zehn Jahre nach erfolgtem Umbau. Das bedeutet, dass der Betrieb in etwa auf dem aktuellen Niveau zunächst mal bis ins Jahr 2037 gesichert sein sollte.
Wer jetzt denkt, 276’000 Franken seien aber viel Geld für den Betrieb eines Kulturzentrums, dem sei gesagt, dass mehr als die Hälfte dieser Summer (143’000 Franken) für die Miete der Räume wieder an die Stadt zurückgehen. Für den jährlichen Betrieb bleiben rund 133’000 Franken. Allerdings: Auf zusätzliche Mittel für das Programm kann das Kulturzentrum vom Kanton Thurgau hoffen. Bereits in diesem Jahr hatte der Kanton dem Kult-X 95’000 Franken für das Kulturprogramm aus dem Lotteriefonds zugesprochen. Gut möglich, dass dies auch in kommenden Jahren ähnliche Gelder wieder fliessen werden.
Die Arbeit ist noch lange nicht erledigt
Bei aller Freude über das jetzige Ergebnis dürfte allen Beteiligten auch klar sein, dass damit jetzt zunächst nur eine weitere Etappe erreicht ist. Die Arbeiten am Kulturzentrum sind damit nicht erledigt. Im ersten Betriebsjahr nach Sanierung sollen die neuen Möglichkeiten laufend optimiert werden. In der Botschaft zur Volksabstimmung hatte der Stadtrat auch klar gemacht: „Bis das Zentrum seine Wirkung vollumfänglich entfalten kann, ist ein grosses Engagement seitens des Vereins Kult-X notwendig.“
Richtig ist aber auch: Dass man jetzt überhaupt über die Zukunft des Kulturzentrums reden kann, ist ein Erfolg. Ein negatives Votum der Stimmbürger:innen wäre ziemlich sicher das Aus für das Kulturzentrum gewesen. Die politische Unterstützung hatte das Projekt bereits im Mai erhalten. Damals stimmte der Gemeinderat der Stadt Kreuzlingen mit 31:6 Stimmen für die Sanierung und die Fortführung des Kulturzentrums.
Auch ein Erfolg für die Geschäftsführerin
Auch für Noemi Signer war der Abstimmungstag ein Freudentag. Sie hatte die Geschäftsführung des Trägervereins Kult-X im August 2022 übernommen. Damals herrschte grosse Unruhe und Unzufriedenheit im Verein. Streit zwischen Träger- und Mitgliedervereinen hatten alle Beteiligten monatelang beschäftigt. Noemi Signer ist es seither gelungen, die Situation zu befrieden. Gegenüber der Thurgauer Zeitung sagte Signer nun: „Das Ergebnis ist megaschön. Und eine Bestätigung für unsere Arbeit und den Verein, dass es einen solchen Ort in Kreuzlingen."
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