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26.02.2019

Thurgauer Konzils-Chronik reist nach Zürich

Thurgauer Konzils-Chronik reist nach Zürich
Szene aus der Richental-Chronik: Fremde Brotbäcker bieten in Konstanz ihre Waren an. Zeichnung koloriert. Konstanzer Handschrift der Richental-Chronik, um 1465. Rosgartenmuseum Konstanz, Hs.1, fol. 23r. Bild aus: Rom am Bodensee, Zürich, 2014, Verlag Neue Zürcher Zeitung | © Rosgartenmuseum Konstanz

Ein Buch geht auf Reisen: Die Richental-Chronik der Kantonsbibliothek Thurgau wird demnächst in einer Ausstellung in Zürich zu sehen sein. Das erklärte der Kanton in einer Medienmitteilung. 

Ulrich Richental ist am Konstanzer Konzil (1414–1418) der Mann der Stunde. Er verfasst zu diesem Weltereignis einen reich bebilderten Erlebnisbericht, ohne den wir nur einen Bruchteil über die damaligen Geschehnisse, das Alltags- und Festleben wüssten. Richentals Chronik wird über Jahrhunderte mehrfach gedruckt und von Hand kopiert. Ein Exemplar aus dem 15. Jahrhundert ist im Historischen Museum Thurgau ausgestellt und gehört der Kantonsbibliothek Thurgau. Das Buch reist nach Angaben einer Medienmitteilung des Kantons nun als Leihgabe an die Ausstellung «Sündenbock» des Landesmuseums nach Zürich.

Von 1414 bis 1418 ist Konstanz der Mittelpunkt der christlichen Welt. Das Konzil lockt bis zu 20 000 Menschen aus aller Welt in die kleine Stadt am Bodensee, um der Wiedervereinigung der damals tief gespaltenen Kirche beizuwohnen. Unter ihnen Ulrich Richental, vermögender und angesehener Kaufmann aus Konstanz. Er hält die Ereignisse während der vier Konzilsjahre schriftlich fest: die Geburtsstunde der Richental-Chronik, heute die aussagekräftigste Quelle aus der Zeit.

Historisches Museum zeigt eine andere Abschrift der Chronik

Ulrich Richental lässt sein reichhaltig illustriertes Werk einige Jahre nach Beendigung des Konzils, zwischen 1420 und 1430, niederschreiben. Diese Urschrift ist verlorengegangen, überliefert sind jedoch mehrere Abschriften. Auch die Kantonsbibliothek Thurgau besitzt eine dieser Abschriften. Diese ist als Leihgabe in einem eigens für sie gestalteten Raum auf Schloss Frauenfeld ausgestellt, wechselt nun aber temporär ihren Platz: Das Schweizerische Nationalmuseum präsentiert die Richental-Chronik anlässlich der Ausstellung «Sündenbock» in Zürich. Hier schlägt sie die Seite mit der rituellen Tötung eines Aufwieglers auf: Der Theologe Jan Hus brennt auf dem Scheiterhaufen, nachdem er sich für die Reformation stark gemacht hat.

Während der Abwesenheit des Schriftstücks schliesst eine andere Abschrift der Richental-Chronik – ebenfalls aus dem Besitz der Thurgauer Kantonsbibliothek – die Lücke im Schloss Frauenfeld. Mönche aus der Kartause Ittingen schrieben sie zwischen 1618 und 1632 ab und nutzten dabei den 100 Jahre älteren Druck von Heinrich Steyner als Vorlage. Das Buch ist bis Ende Juni 2019 in der Schlossausstellung des Historischen Museums Thurgau zu sehen. Dienstag bis Sonntag, jeweils 13 bis 17 Uhr, Eintritt frei.

Weiterlesen: Mehr zum Konziljubiläum finden Sie in unserem Dossier zum Thema.

Video zur Richental-Chronik

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