23.11.2015
Weltberühmte Graduale

Eine der allerkostbarsten Handschriften der Schweiz kommt nach Frauenfeld. Das Historische Museum Thurgau übernimmt das weltberühmte Graduale aus dem Kloster St. Katharinental als Leihgabe in die Ausstellung «Zankapfel Thurgau». Das Spitzenwerk hochgotischer Buchmalerei wird im Schloss Frauenfeld am ersten Adventssonntag feierlich enthüllt. Dazu gestaltet das Museum ein vielseitiges Programm für alle Generationen.
Dreizehn Kilogramm schwer ist dieses Choralbuch, eine spätgotische Buchmalerei von absoluter Einzigartigkeit. Das Graduale aus dem ehemaligen Kloster St. Katharinental gehört zu den kostbarsten und prachtvollsten Handschriften unseres Landes. Vor knapp 60 Jahren ersteigerte das Schweizerische Nationalmuseum mit finanzieller Beteiligung des Kantons Thurgau das Meisterwerk für 400'000 Franken aus dem Kunstmarkt zurück. Am 29. November, zum ersten Adventssonntag, erhält das Spitzenobjekt nun für zwei Monate einen Ehrenplatz im neu gestalteten Schloss Frauenfeld. Museumsdirektorin Gabriele Keck betont: «Das Graduale von St. Katharinental ist von grossem Wert für die Kunst- und Kulturgeschichte des beginnenden Spätmittelalters im Bodenseeraum.» Deshalb passt es auch besonders gut in die Schlossausstellung «Zankapfel Thurgau», in welcher die turbulente, aber auch kunsthandwerklich produktive Zeitspanne des 14. und 15. Jahrhunderts thematisiert wird. Das eindrückliche Buch aus dem Jahr 1312 enthält zahlreiche künstlerisch hochwertige Miniaturen auf Goldgrund, filigrane Initialen, Musiknoten und lateinische Liedtexte. Eine wahrhaftige Augenweide also.
Adventsprogramm für alle Generationen
In der atmosphärischen Schlossumgebung, in der sinnlich inszenierten Ausstellung des Historischen Museums Thurgau, findet am ersten Adventssonntag neben der Enthüllung des Graduales ein vielseitiges, unterhaltendes und lehrreiches Programm für Kulturinteressierte, Erwachsene und Kinder statt. Ein Höhepunkt ist das Konzert des Spezialistenensembles La Morra, das zwei Gesänge aus dem Graduale neu interpretieren wird. Vertiefend erklärt dazu Kunsthistorikerin Elke Jezler die Besonderheiten der exklusiven Thurgauer Mittelalterhandschrift. Familien und kleine Gäste werden auch von den Schlossfiguren, der Kammerjungfer Barbara und der Köchin Elsi, an der Hand und auf eine Reise ins mittelalteriche Alltags- und Klosterleben mitgenommen. An diesem vorweihnachtlichen und stimmungsvollen Tag dürfen natürlich auch die Schlossgeschichten für die Kleinsten und Köstlichkeiten aus der Schlossschenke nicht fehlen. Der Eintritt zum Adventssonntag (11 bis 17 Uhr) ist frei. (ID)
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