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von Inka Grabowsky, 02.07.2015

Ein Roman für die Matura

Ein Roman für die Matura
Preisübergabe durch Armin Jossi, Stiftungsrat der Stiftung Jugendförderung Thurgau. | © Inka Grabowsky

Die vier besten Matura-Arbeiten an der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen stammen in diesem Jahr von Kulturschaffenden. Schülerin Jasmina Wetz erwies sich als talentierte Romanautorin.

Inka Grabowsky

„Ich habe schon in meiner Kindheit gerne geschrieben“, erzählt sie. „Insofern lag für mich der Gedanke an einen eigenen Roman nahe“. 2011 reiste sie mit ihrer Grossmutter in deren alte Heimat nach Tschechien. Die Sudetendeutsche, die nach dem 2. Weltkrieg vertrieben wurde, zeigte der Enkelin die Stätten ihrer Jugend und erzählte vom Leben im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Österreich und der damaligen Tschechoslowakei.

Wissenschaftlicher Teil der Matura-Arbeit

Als dann die Matura-Arbeit anstand, konnte Jasmina bereits auf etwas Hintergrundwissen zurückgreifen. „Ich dachte, wenn ich mich schon ein Jahr mit einem Thema beschäftige, sollte es etwas sein, das mich interessiert und mir Freude macht.“ Zunächst sammelte die Kreuzlingerin Fakten für den wissenschaftlichen Teil ihrer Arbeit „Eine Jugend im Sudetenland – das Leben und die Vertreibung meiner Grossmutter“.

Präsentation der Arbeit eines Jahres. (Bilder: Inka Grabowsky)

Sie beschreibt darin die Geschichte und die politische Situation im Sudentenland. In dem Gebiet, das 1939 von den Nazis ans Deutsche Reich angegliedert wurde, gab es offenkundig einen antifaschistischen Widerstand. Jasmina beschäftigt sich eingehend mit dem Attentat auf Reinhard Heydrich. Der Anschlag auf den hohen NS-Funktionär gehört zu den wenigen, die im Dritten Reich gelangen.

Zusätzlich zu den Daten vermittelte die Grossmutter der Maturandin bei Video-Interviews Details vom Alltagsleben. Entsprechend stolz ist sie jetzt auf ihr Grosskind. „Sie war sehr gerührt und hat sich auch riesig über meine Auszeichnung durch die Jugendförderung Thurgau gefreut“, sagt Jasmina.

Und gut fundierte Fiktion

Um Lesern die historischen Ereignisse noch näher zu bringen, schuf sie aus Fakten, familiären Erinnerungen und eigenen Ideen den Roman „Voda und Wasser“. Er erzählt die Geschichte einer Vertriebenen am Beispiel der Grossmutter. Man durchlebt ihre Jugend, den Alltag, die Mitgliedschaft in der Nazi-Organiation „Bund deutscher Mädel“, die erste Liebe, die Flucht und schliesslich den Neuanfang im Nachkriegs-Deutschland.

In einer Serie porträtiert thurgaukultur.ch die Preisträgerinnen und Preisträger der besten Matura-Arbeiten 2015 an der PMS, ausgezeichnet durch die Stiftung Jugendförderung Thurgau. Es sind dies: Jasmina Wetz, Laura Schoch, Jonathan Sachweh und Manuel Krömler (von links).

„Ich habe einfach angefangen zu schreiben, ohne vorher grosse Pläne zu machen“, so Jasmina. „Die Geschichte floss einfach aus mir heraus.“ Als begeisterte Autorin hatte die Zwanzigjährige für die Zeit nach der PMS ein Publizistik-Studium in Erwägung gezogen. Inzwischen aber hat sie das Studium an der Pädagogischen Hochschule entschieden. „Ich werde bestimmt weiter schreiben, aber zunächst nur in meiner Freizeit.“

Roman öffentlich zugänglich machen

Bisher haben den Roman „Voda und Wasser“ ((Link zu Leseprobe einfügen)) nur die Lehrer an der PMS, die Jury der Stiftung Jugendförderung und Familienangehörige gelesen, aber nach den Abschlussprüfungen wird Jasmina Wetz den Roman im Internet veröffentlichen. „Die Menschen in meinem Umfeld waren jedenfalls interessiert an der Geschichte. Und ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten.“


***
Bisher erschienen:

Manuel Krömler: Elektro-Stimmungsmaler - thurgaukultur.ch vom 01.06.2015
Laura Schoch: Street Art - thurgaukultur.ch vom 30.06.2015
Jonathan Sachweh: Die Rock-Matura - thurgaukultur.ch vom 29.06.2015

***

Mehr zum Thema:

Das Campus-Konzert - thurgaukultur.ch vom 13.06.2015

www.pmstg.ch

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