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von Brigitta Hochuli, 26.08.2012

Das letzte Spiel

Das letzte Spiel
Robert Fürer und Alex Bänninger beim letzten „Heimspiel“ der Stiftung Turmhof Steckborn. | © Brigitta Hochuli

Brigitta Hochuli

Das letzte – 40ste! – „Heimspiel“ der Stiftung Turmhof Steckborn wurde am Samstag als Freundschaftspiel ausgetragen. In den Corbusiersesseln Frager Alex Bänninger und Befragter Robert Fürer, auf dem Clubtischchen ein Säcklein voll Schokoladefussbällen sowie Wasser- und Bordeauxgläser. Zu den Fragerunden hatte 39 Mal Fürer die Gäste aus seinem persönlichen Bekanntenkreis geladen. Zum letzten Spiel pfiff Bänninger den Beziehungsreichen aufs Feld.

Der Spielmacher stellte dem Gast geschliffene Fragen. Robert Fürer, der dem Kanton in wichtigen Verwaltungs- und Stiftungsräten, im Militär oder als erster Procurator der Kartause Ittingen gedient hat und dient, hielt sich zurück. Er sei dem Thurgau und der Thurgauer Politik, der Kantonsschule Frauenfeld und der „Thurgovia“ dankbar. Mit seinen kulturellen Engagements wolle er „etwas zurückgeben“. Dass er Rechtsanwalt und nicht Geisteswissenschaftler oder Musiker geworden sei, habe mit der familiären Prägung und der Notwendigkeit des Geldverdienens zu tun. Gemessen an seinen Leistungen, auch als anerkannter Teamworker und Netzwerker, wirkte „Röbi“ an diesem Abend auf der persönlichen Ebene wie ein Ertappter – einer, der die Öffentlichkeit und die grossen Würfe im Grunde genommen scheut. Für die Politik wäre er nicht geschaffen gewesen, das sei ihm zu schwierig. Am liebsten lese er. Sein Lebensmittelpunkt Frauenfeld ohne Zürich und Städtereisen ins Ausland wäre ihm zu eng. Ein Lebensmotto hat er „glaub nöd“. Ideen für das Alter nach 65 fehlen dem 62-jährigen. „Es mues jo wiiter go.“

*

Eine, die fast allen „Heimspielen“ seit 2008 beigewohnt hat, ist Louise Jochims. Die Konstanzerin hat sie für den „Boten vom Untersee“ dokumentiert. Dafür bekam Sie wie die Gesprächsgäste ein Geschenk und wird nun – am Turmhof vorbei – eine Schifffahrt von Kreuzlingen nach Schaffhausen unternehmen. Sie fand die Gäste allesamt spannend und interessant. Gelegentlich hätte sich die Journalistin mehr kritische Fragen gewünscht, nur selten habe sie sich aber gelangweilt. Im Nachhinein etwas peinlich sei der Auftritt des gestrauchelten Korpskommandanten und Chefs der Armee Roland Nef, lustig hingegen jener von Lukas Kramer, Rechtsanwalt und Immobilienfachmann aus Zürich gewesen. Der nämlich habe einen Papst in seiner Verwandtschaft und Gesprächsleiter Bänninger, seinerseits mit Kramer entfernt verbandelt, sei dadurch selber ein bisschen Papst!

*

Und wie erlebte dieser päpstliche Spielleiter seine Spiele? Wie kamen seine Taktiken an? „Die Jazz-Trompeterin Hilaria Kramer schraubte die Fragen blitzschnell auseinander, bemängelte mein falsches Verständnis von Jazz und antwortete bestechend“, sagt Alex Bänninger. Das pure Gegenteil habe ausgerechnet ihr Bruder, besagter Lukas Kramer geliefert. „Er dachte laut und lange hin und her und konnte sich nicht entscheiden.“ Kam er auch mal aus dem Konzept? „Aus dem Konzept brachten mich Bischof Paul Hinder, weil er ausgedehnte Monologe hielt, der ehemalige Korpskommandant Josef Feldmann, weil er mich nie anschaute, und der Informationschef des EJPD, Guido Balmer, weil er zu seiner beruflichen Tätigkeit die Verschwiegenheit in Person war.“ Und die bewegendste Runde? „Unter die Haut gingen die Schilderungen der Oekonomin Monika Young über ihre Arbeit für die Ärmsten der Welt.“

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P.S. 1: Das Ende der „Heimspiele“ bestimmten die Archäologen. Sie nutzen laut Stiftungsrat Rober Fürer den Winter für Grabungen, bevor auf dem historischen Areal im Eingangsbereich des Turms die ersten Bauarbeiten für das geplante, zum Teil zu überarbeitende Kulturzentrum beginnen. Zur laufenden Mediation zwischen der Stiftung und der Heimatvereinigung sagt Stadtammann Roger Forrer: “Die erste Runde mit den Präsidenten war schwierig. Wir haben vorgesehen, im Herbst eine Runde mit Delegationen beider Parteien an den Tisch zu holen.”

*****

P.S. 2: Der Bericht über das letzte “Heimspiel” ist von zwei Personen wiederholt kommentiert worden. Die Redaktion von thurgaukultur.ch hat die Kommentare gelöscht, weil sie sich entweder nicht direkt auf den Bericht – also auf die Serie der “Heimspiele” – bezogen oder beleidigend waren. thurgaukultur.ch hält sich an die berufsethischen Normen für Redaktionen und duldet keine Persönlichkeits- oder Ehrverletzungen. Den Kommentatoren ist die Begründung per E-Mail mitgeteilt worden. Grundsätzlich begrüssen und fördern wir Diskussionen, es sollten aber die Regeln des Anstands beachtet werden. Für diesen Blog haben wir die Kommentarfunktion deshalb ausser Kraft gesetzt.

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