von Inka Grabowsky, 10.03.2022
Time Warp in Sommeri
Man nehme eine Portion „Rocky Horror Picture Show“ und eine Prise „Kleiner Horrorladen“ und mische das Ganze mit viel Fantasie, Live-Musik aus diversen Epochen und Clownerie – und schon hat man die „Rocky Humor Show“ vom integrativen Theater „Comedy Express“. Am 19. März ist Premiere. (Lesedauer: ca. 3 Minuten)
Seit 2003 erarbeiten Schauspielerinnen und Schauspieler mit geistiger Beeinträchtigung unter Leitung des Theaterpädagogen Peter Wenk in Sommeri humorvolle Bühnenstücke. Aktuell haben sie sich mit der „Rocky Horror Picture Show“ ein Kultstück aus den siebziger Jahren zum Vorbild genommen.
„Wir haben bei unserer Version der Zauberflöte vor drei Jahren die Erfahrung gemacht, dass das Publikum die Parodie auf das Bekannte sehr schätzt“, sagt Wenk, der diesmal als Co-Regisseur, Hauptdarsteller und Saxophonist amtet, „und die ‚Rocky Horror Show‘ ist eine Fundgrube für uns und unsere Leute.“
„Die Ohrwürmer sind ansteckender als Corona.“
Tamara Pixner, spielt die Rolle der Sarah im Stück
Seine Partnerin und Co-Regisseurin Ambrosia Weisser ergänzt: „Allerdings hängt die Bekanntheit der Show an der Generation. Für einige ist sie Kult. Sie können jeden Dialog mitsprechen. Jüngere müssen wir mit der Geschichte bekannt machen.“
An Sendungsbewusstsein fehlt es Ambrosia Weisser nicht. Sie outet sich als Fan. Das 13-köpfige Ensemble des Comedy Express hat sie schon überzeugt: „Die Ohrwürmer sind ansteckender als Corona“, sagt Tamara Pixner, die in der Show die zentrale Rolle der Sarah übernimmt.
Erweiterte Version der bekannten Geschichte
Mit ihrem Freund Fred (André Alves) sucht sie Obdach in einem seltsamen Schloss, nachdem sie in einem Unwetter mit dem Auto liegengeblieben ist und das Mobiltelefon kein Netz findet.
Dort trifft das Paar auf Ausserirdische, die bei Experimenten Pflanzen mit seltsamen Eigenschaften und den künstlichen Menschen Rocky (Berni Peter) erschaffen.
„Das Thema Ausserirdische gab uns die Gelegenheit, erneut mit Masken zu arbeiten“, sagt Ambrosia Weisser. „Auch das haben wir als Erfolg aus der Zauberflöte mitgenommen.“ Sowohl die Darsteller aus auch die Zuschauer hätten Freude an der fantasievollen Verfremdung.
Musik trägt durch die Handlung
Die Musik aus Musical und Film hat zum Erfolg des Originals beigetragen. Musik trägt auch das neue Stück. Dafür verantwortlich ist Julian Weisser, der Sohn von Ambrosia. Eigentlich ist er Software-Entwickler. Doch in seiner Freizeit hat der erfahrene Amateurmusiker die legendären Melodien von Richard O‘Brien eingeübt. „Schwierig war es nicht, nur viel“, sagt er lachend.
Leichter wurde seine Aufgabe deshalb, weil das Stück alles andere als eine 1: 1 Kopie ist, sondern eben die eigenständige „Rocky Humor Show“. „Ich hatte ohnehin eine Suite von Grieg im Repertoire“, so Julian. „Und als wir für das Stück etwas in der Art brauchten, haben wir uns schnell darauf geeinigt.“ Der Comedy-Express ist eben ein Familienbetrieb mit kurzen Wegen.
Die Kostüme wurden zum Grossteil selbst genäht
Themen aus Bizets „Carmen“ oder Mussorgskijs „Bilder einer Ausstellung“ kommen auch vor. Eintönig wird die Vorstellung also bestimmt nicht.
Apropos: Die „Rocky Humor Show“ will selbstverständlich nicht hinter dem Vorbild zurückstehen, wenn es um schrille Kostüme geht. Ambrosia Weisser hat einen Grossteil selbst genäht. Nur bei den Korsagen für die männlichen Protagonisten griff sie auf fertige Dessous zurück.
Spiel mit dem Genderbegriff
„Wir spielen mit den Thema Gender“, sagt Peter Wenk, der bunt geschminkt den „Piffpaff“ (ähnlich dem Riffraff im Original) gibt. „Die Kategorien männlich oder weiblich sind hier im Stück irrelevant.“
Video: Einblicke in die Probenarbeit
Andere Bühne, gleiches Prinzip
Der Comedy Express war lange in der Bildungsstätte Sommeri zuhause. Die Mitglieder des Ensembles wohnen und arbeiten auch alle dort. Doch der bisherige Probenraum und der Fundus wurden vor 18 Monaten für neue Therapieräume gebraucht. Das Theater musste weichen und zog in das Gasthaus Linde, nur wenige Minuten zufuss vom Wohnheim entfernt.
„Wir hatten Glück, dass wir hier auch die Remise für unser Material mieten konnten“, so Peter Wenk. „Ohne die Infrastruktur der Linde und die Unterstützung durch die Bildungsstätte hätten wir wohl aufhören müssen.“
Nach der Premiere folgt die Tournee
Nach der Premiere am 19. März geht die Truppe auf Tournee. „Wir haben einige langjährige Aufführungsorte, die wir nach der Pandemiepause nun endlich wieder bespielen können“, so Ambrosia Weisser.
Termine & Tickets
Premiere am Samstag, 19. März um 20.15 Uhr im Gasthof Linde in Sommeri.
Weitere Aufführungen: 20.3. 14.15 Uhr,
26.3. 20.15 Uhr,
27.3. 14.15 Uhr
und 31.3. 20.15 Uhr.
Mit Theaterdinner (oder Lunch) beginnt der Genuss jeweils 1 Stunde 45 Minuten früher.
https://www.comedyexpress.ch/termine/
Tickets 35 Franken, mit Menü 80 Franken (bitte vorbestellen)
Vorverkauf über info@comedyexpress.ch
Von Inka Grabowsky
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