von Katja Angermaier, 28.04.2016
See-Burgtheater zeigt Travestie
Das See-Burgtheater zeigt dieses Jahr einen Travestie-Klassiker in der passenden schillernden Umgebung. Regisseur Leopold Huber inszeniert „Ein Käfig voller Narren“. Spielort ist erstmals ein historisches Spiegelzelt, das im Seeburgpark stehen wird.
Katja Angermaier
Die Komödie spielt mit Geschlechterrollen und ist ein farbenfrohes Spektakel inklusive aufgestrapsten Männerbeinen. Hinter dem Regenbogen geht es schliesslich um ein ausgewachsenes Beziehungsdrama, um Kinder, die spiessiger sind als ihre Eltern und vor allem um Toleranz. Premiere ist am Donnerstag, 14. Juli 2016.
Die Entscheidung für das Stück fiel beim See-Burgtheater nach einer Äusserung des Churer Bischofs Vitus Huonder. „Als Huonder in einer Rede eine Stelle aus dem Alten Testament zitiert hat, wonach Beischlaf unter Männern mit dem Tod bestraft gehöre, hat es mir die Nackenhaare aufgestellt“, so Leopold Huber. „Da habe ich gemerkt, dass freie Sexualität nicht selbstverständlich ist.“
Geschichte über Liebe und Toleranz
Die berührende Geschichte über Liebe und Toleranz spielt im bunten Nachtclub „La Cage aux Folles“, dem titelgebenden Käfig voller Narren. Betrieben wird dieser Nachtclub von einem alternden schwulen „Ehepaar“: Georges und Albin, der sich als Travestiekünstlerin Zaza allnächtlich auf der Bühne feiern lässt. Zur Familie gehört noch Georges Sohn Jean-Michel, das Ergebnis eines Ausrutschers mit einer Frau. Als Jean-Michel heiraten will und den konservativ prüden Eltern seines Mädchens eine „anständige“, also tuntenfreie Familie vorstellen will, geben sich seine bunten Eltern ihm zuliebe alle Mühe. Das geht allerdings weder ohne Reibereien noch ohne Pannen von statten.
Für Lachtränen ist gesorgt
Huber: „Das Theaterstück aus dem Jahr 1973 zeigt uns, wie sehr die Gesellschaft sich gegenüber den verschiedenen Varianten des Zusammenlebens geöffnet hat. Es ist ein Aufruf zur Toleranz“, sagt Leopold Huber. Patchwork-Familien sind allgegenwärtig, Homosexualität ist in unseren Breitengraden kein Stein des Anstosses mehr. Die bunte Welt der Travestie und des Varietés sorgen heute nicht mehr für rote Ohren, sondern für Lachtränen.
Traum jedes Kostümbildners
Das Stück ist der Traum eines jeden Kostümbildners und so wird auch Klaus Hellenstein für das See-Burgtheater keine Glitzer-Möglichkeit auslassen. Er steckt die Herren in Federboas und Pailletten, spart nicht an Netzstrümpfen und Korsagen. Mit dem Musicaldarsteller Andreas Zaron und Helmut Mooshammer vom Deutschen Theater in Berlin schillert diesen Sommer das liebenswerteste Paar seit Asterix und Obelix im Spiegelzelt um die Wette.
Die musikalische Leitung des Musicals übernimmt Volker Zöbelin. Seine sechsköpfige Band wird die Schauspieler live begleiten. Selbstverständlich ist auch der absolute Publikumsliebling „I am what I am“ zu hören, der in der Version von Gloria Gaynor zu den Standards der Szene gehört.
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Ein Käfig voller Narren
Zwischen 14. Juli und 11. August sind zwanzig Vorstellungen geplant. Kartenreservierungen sind schon jetzt möglich: info@see-burgtheater.ch, ab Mitte Juni bei Kreuzlingen Tourismus, Hauptstrasse 39 in Kreuzlingen oder telefonisch unter +41 (0)71 672 38 40, www.see-burgtheater.ch
Premiere: Donnerstag 14. Juli 2016, 20.30 Uhr. Ab 18 Uhr Einlass und Bewirtung. Aufführungsdauer: 20.30 - ca. 22.30 Uhr, eine Pause. Das Restaurant Schloss Seeburg in Bühnennähe serviert an den Theaterabenden ein spezielles Drei-Gang-Theater-Menü.
Kultling Konzerte
Während des Seenachtfestes bietet der Verein kultling am Freitag 12.8. und am Samstag 13.8. bei freiem Eintritt (Kollekte) diverse Konzerte im Spiegelzelt am Bodenseeufer in Kreuzlingen an. Grossstadtgeflüster, Wyst, SEBASS und weitere tolle Bands erwarten sie. Weitere Informationen: www.kultling.ch
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