Seite vorlesen

12.10.2017

Neue Sicht auf Dietrich

Neue Sicht auf Dietrich
Adolf Dietrich im Park in Ludwigshafen, um 1925, Fotograf: unbekannt | © Nachlass Adolf Dietrich

Der 1877 geborene Adolf Dietrich ist vor allem für sein malerisches Werk bekannt. Nun dokumentiert eine Ausstellung im Kunstmuseum Thurgau: Er war ein Zeichner, der malte.

Adolf Dietrichs malerische Themen waren die Natur und Tiere. Allerdings malte der 1877 geborene Maler nie im Freien. Seine Gemälde-Kompositionen entstanden stets drinnen am Tisch. Grundlagen dazu waren Skizzen. Und diesen, somit auch dem zeichnerischen Werk, widmet das Kunstmuseum Thurgau nun eigens eine Ausstellung. Diese zeigt auf, wie Dietrich, der sowohl der naiven Malerei wie auch der neuen Sachlichkeit zugeordnet wird, seine Bilder anhand von Skizzen erfand.

Der komplette Beitrag von arttv.ch

Kommode voll Skizzenbücher

Eingeweihten war die Bedeutung des zeichnerischen Schaffens schon zu Lebzeiten des Künstlers bewusst. Der Künstlerkollege und Arzt Max Boller (1897–1986) etwa schildert anschaulich: «Wenn er [Dietrich] ganz guter Laune war, dann holte er aus dem Durcheinander seiner Kommode seine Skizzenbücher hervor. Mit feinstem Stift hat er alles festgehalten, was er später malen wollte. Es waren dies Seepartien, geheimnisvolle Waldecken, Blumen, Tiere, Rehe, Füchse, Eichhörnchen, Marder und alle Vogelarten zu Wasser und zu Lande; sogar ein Fischstillleben hat er gezeichnet. Mit feiner Handschrift hat er die Farben in die einzelnen Landschaftspartien eingetragen, so zum Beispiel dunkelblauen Himmel, hellgrünen Wald, gelbe Blumen.»

Auf dieser zeichnerischen Grundlage produzierte er seine Bilder vielmehr, als dass er sie malte: Auf den kleinen Blättern der unscheinbaren Skizzenbücher ist alles, was Dietrichs Bilder ausmacht, schon enthalten. Beim Zeichnen entwickelte der Künstler seine Gemälde denn auch bereits in ihrer Ganzheit. Und: Die Umsetzung dieser Miniaturen mit dem Pinsel auf dem Malkarton war dann nur noch eine handwerkliche, mechanische Fertigstellung dessen, was in der Zeichnung bereits umfassend vorbestimmt war. Das Malen, obwohl durchaus konzentriert vollzogen, forderte Dietrich offensichtlich keine Mühen ab, da in der Zeichnung alle wichtigen gestalterischen Entscheidungen bereits festgelegt worden waren. Die Arbeit mit dem Pinsel beschränkte sich auf reines Handwerk: Dietrich war eben ein Zeichner, der malte.

Aufschlussreicher Bilderreigen

Die Ausstellung «Adolf Dietrich – Mondschein über dem See» erschliesst das Werk des Berlinger Künstlers erstmals ausgehend von dessen zeichnerischen Tätigkeit. Zeichnungen und Skizzenbücher aus dem Nachlass werden in Beziehung gesetzt zu den Meisterwerken des Malers, sodass sich die Arbeitsweise und das bildnerische Denken des Künstlers in einem aufschlussreichen Bilderreigen erschliesst. Dank zahlreicher Leihgaben aus Museen und von privaten Leihgebern können Besucher das Gesamtwerk des Künstlers neu erleben.

Zur Ausstellung erscheint die Publikation «Adolf Dietrich. Der Zeichner malt», in der das Werk des Berlinger Malers unter diesem innovativen Aspekt vorgestellt wird.

Weiterlesen: Unsere Besprechung zur Ausstellung können Sie hier lesen: https://www.thurgaukultur.ch/magazin/3308/ 

Kommentare werden geladen...

Kommt vor in diesen Ressorts

  • Kunst

Kommt vor in diesen Interessen

  • arttv.ch
  • Bildende Kunst

Werbung

Fünf Dinge, die den Kulturjournalismus besser machen!

Unser Plädoyer für einen neuen Kulturjournalismus.

Kulturstammtisch - Live-Podcast-Aufnahme

thurgaukultur.ch, die IG Kultur Ost und das Apollo sind am Do. 13. März 2025 Co-Host des Podcasts Kulturstammtisch. Thema dieser Gesprächsrunde ist die Vereinbarkeit von künstlerischem Schaffen und Familienleben.

Der Kulturpool: Highlights aus den Regionen

Kuratierte Agenda-Tipps aus dem Kulturpool Schweiz.

Theatertechniker:in (60-70%)

Das Theater Bilitz sucht auf Beginn der Spielzeit 2025/2026 ein/e Theatertechniker:in. Weitere Infos:

igKultur Ost aktuell

Aktuelle Infos aus dem Ostschweizer Kulturuniversum.

Recherche-Stipendien der Kulturstiftung

Bewerbungen können bis 31. März 2025 eingereicht werden.

Ähnliche Beiträge

Kunst

Jury hat 15 Künstler:innen ausgewählt

Der Untersee wird zum Kunstraum: das Ausstellungsprojekt «änne und dänne» wird konkreter. Eröffnung ist im Mai 2026. mehr

Kunst

Eiszeit in der Remise

Bislang gab es ambitionierte Kunst in Weinfelden vor allem während des Sommerateliers. Jetzt starten drei Künstler:innen auch einen Versuch im Winter. mehr

Kunst

Die Welt, in der wir leben

In einer neuen Ausstellung im Kunstverein Frauenfeld zeigen Loris Mauerhofer und Dara Maillard eine kunsthistorische Reise zu Frauenkörpern, Archetypen und gesellschaftlichem Druck auf den Einzelnen. mehr