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Miki Kekenj: Der Mann, der Hip-Hop und Klassik versöhnt

Miki Kekenj: Der Mann, der Hip-Hop und Klassik versöhnt
„Es geht mir nicht darum, die Songs besser zu machen, sondern es geht darum, eine neue Tür auf zu machen, den Liedern eine neue Ebene, mehr Tiefe zu geben“: Miki Kekenj über sein Grenzwandern zwischen Hip-Hop und Klassik | © Camou

Hip-Hop und Klassik - das galt mal als unvereinbar. Der Geiger Miki Kekenj hat das Verhältnis mit seinen Crossover-Projekten neu definiert. Jetzt kommt er für ein Konzert mit der Südwestdeutschen Philharmonie nach Konstanz

Von Michael Lünstroth

Würde man die Menschen fragen, welche beiden Musikrichtungen möglichst weit voneinander entfernt sind und so gar nichts miteinander zu tun haben, wäre die Kombination Klassik und Hip-Hop wohl eine der meistgenannten Antworten. Tatsächlich scheint es auf der Hand zu liegen. Hier der laute, grobe, wütende Hip-Hop von der Strasse und dort die feine, ziselierte, formenstrenge Klassik aus den Konzertsälen. Diese Polarität scheint zu augenfällig, um sie in Frage zu stellen. Aber stimmt das auch? Einer, der das sehr deutlich verneinen würde, ist Miki Kekenj. Er ist Geiger mit klassischer Ausbildung, aktuell Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern in Remscheid und Solingen. Einerseits. Andererseits hat der 38-Jährige auch ein ziemlich ausgeprägtes Faible für den Hip-Hop. Aus dieser Kombination wurde ein Grenzgänger zwischen den Musikwelten. Wie kaum ein anderer in Deutschland hat er in den vergangenen Jahren für die Versöhnung der beiden Pole geworben. Und das ziemlich erfolgreich: Deutsche Popgrössen wie Joy Denalane, Max Mutzke, Bosse und Cassandra Steen haben ihn bei seinen Crossover-Projekten mit verschiedenen Klassik-Ensembles begleitet.

Video: So klingen Hip-Hop und Klassik zusammen

 

Dass Kekenj mal diesen Weg gehen würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Er stammt aus einer klassischen Musikerfamilie, hat selbst als Kind begonnen, Geige zu spielen. In der Pubertät, so mit 15 Jahren etwa, passiert aber, was vielen Jungs passiert: Der Hip-Hop tritt in ihr Leben. „Die Klassik war da irgendwann eher uncool“, sagt der Musiker im Rückblick. Aber nur für eine gewisse Zeit: „Mit 20 habe ich mir dann überlegt, warum machst du nicht das, was du kannst und verbindest den Hip-Hop mit der Klassik?“ Das war der Beginn seines Bestrebens Hochkultur und Popkultur einander näher zu bringen. Vor 10 Jahren entstand dann sein erstes grosses Werk, das Opus 1: „Damals wollte ich das Orchester in die Popkultur holen“, erinnert sich Kekenj. Das habe sich inzwischen gewandelt: „Heute ist es genau umgekehrt, ich hole die Popkultur in die Klassik.“ Bei Opus 2, so der Titel des neuen Werkes, wird ohne Schlagzeug, ohne E-Bass und die anderen üblichen Elemente der Popmusik gespielt. „Das Kammerensemble oder die Orchester mit denen ich spiele sollen keine Band imitieren, sondern sollen das tun, was sie können“, erklärt Kekenj die Gedanken hinter seinem neuen Werk.

Leichte Pop-Stückchen bekommen ungeheure Tiefe

Der Musiker ist überzeugt, dass auch die Popsongs davon profitieren: „Es geht mir nicht darum, die Songs besser zu machen, sondern es geht darum, eine neue Tür auf zu machen, den Liedern eine neue Ebene, mehr Tiefe zu geben“, findet Miki Kekenj. Klickt man sich auf YouTube durch die Videoschnipsel zu seinen Auftritten mit Max Mutzke, Joy Denalane oder Bosse, dann merkt man recht schnell, dass das ziemlich gut funktioniert. Selten hat man die vermeintlich leichten Pop-Stückchen so intensiv, so berührend gehört. Glaubt man Miki Kekenj, dann liegt das auch daran, dass es eben doch mehr Parallelen zwischen Hip-Hop und Klassik gibt, als man gemeinhin denken würde: „Der Motor ist jedenfalls bei beiden Richtungen der gleiche: Etwas, das man in sich trägt, herauszulassen. Alle Musiker suchen letztlich nach einer Sprache, mit der sie die Leute erreichen können“, so der Komponist.

Auch der Rapper Curse hat so seine eigene Sprache gefunden. Er steht im zweiten Teil des Konzerts gemeinsam mit Miki Kekenj und der Südwestdeutschen Philharmonie auf der Bühne. Curse ist seit mehr als 15 Jahren eine Grösse in der deutschen Hip-Hop-Szene und gilt als „philosophischer Rapper“ – seine Lyrics bestechen durch anspruchsvolles Niveau. Sein letztes Album „Uns“ schaffte es bis auf Platz fünf der deutschen Album-Charts.

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Video: So klingen Miki K. und Curse zusammen

Miki Kekenj weiss genau, wen er sich da auf die Bühne holt und dass er damit Menschen erreichen kann, die sonst nie im Leben ein Orchesterkonzert besuchen würden. Vor allem junge Menschen. Deshalb sind die Arbeiten des Violinisten und Komponisten Immer auch Kulturvermittlungs-Projekte. Kekenj glaubt an den nachhaltigen Erfolg des Konzeptes: „Es bringt auf jeden Fall eine Sensibilisierung für den Klang sinfonischer Werke“, findet der Musiker. Das müsse nicht zwingend bedeuten, dass alle danach regelmässig in sinfonische Konzerte rennen, „aber es öffnet und verändert etwas in den Köpfen der Menschen: Klassik gilt dann nicht mehr als uncool“, ist Mike Kekenj überzeugt. Und das ist für den Anfang ja schon mal gar nicht schlecht.

Termin: Das Konzert von Miki Kekenj, Curse und der Südwestdeutschen Philharmonie findet am Sonntag, 11. März, 18 Uhr, in der Schänzlehalle Konstanz statt. Tickets (zwischen 18 und 38 Euro) gibt es hier. Das Konzert findet im Rahmen des Festivals "Minne meets poetry" statt. Mehr zum Programm des Festivals gibt es hier und hier

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