von Michael Lünstroth・Redaktionsleiter, 13.09.2018
Grosses Theater
Kleine Bühne, grosse Wirkung: Seit 50 Jahren gibt es das Theater an der Grenze in Kreuzlingen. Wie es wurde, was es ist: Ein Gespräch mit Dorena Raggenbass, Toni Brunner, Micky Altdorf und Fritz Brechbühl.
Ein Freitagvormittag in Kreuzlingen. Der Sommer ist nochmal zurückgekehrt und die Sonne erleuchtet das knallbunte Graffiti an der Wand des Theater an der Grenze in der Kreuzlinger Hauptstrasse. In wenigen Tagen wird hier grosses Jubiläum gefeiert: Das Theater wird 50. Wir wollten nicht den üblichen Rückblick schreiben, den man sonst anlässlich eines solchen runden Geburtstags schreibt. Es erschien uns zu fad für die Geschichte dieses bunten Hauses. Deshalb haben wir frühere und aktuelle Theaterleiter und Programmmacher zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen. Es kamen: Dorena Raggenbass (Präsidentin und Theaterleiterin von 2000 bis 2007), Toni Brunner (Präsident und Theaterleiter von 1981 bis 2000) und Fritz Brechbühl (Vereinspräsident seit 2013). Micky Altdorf war an jenem Morgen verhindert, wir haben im Anschluss separat mit ihm gesprochen. Er war Präsident und Theaterleiter von 2007 bis 2012. Entstanden ist am Ende ein sehr launiges Gespräch, ein anekdotischer Ritt durch 50 Jahre Geschichte und was es bedeutet, ein solches Theater so lange am Leben zu erhalten.
Wenn Sie jetzt, 50 Jahre nach der Gründung des Theater an der Grenze, wieder hier sind. Woran denken Sie dann als Erstes?
Toni Brunner: Mir schiessen viele Sachen durch den Kopf. Damals bei der Gründung war das Theater bei weitem noch nicht so perfekt eingerichtet wie heute. Wenn ich hier sitze, fällt mir wieder ein, wie viele Freundschaften ich hier geschlossen habe. Auch mit den Schauspielern vor oder nach der Veranstaltung.
Micky Altdorf: Ich denke an die vielen spannenden Abende mit unseren Künstlerinnen und Künstlern. Zum Beispiel den Auftritt von Alex Porter zu unserm 40-jährigen Jubiläum. Das war ein ganz poetischer Abend. Insgesamt freue ich mich, dass das Theater eine so gute Entwicklung genommen hat.
Dorena Raggenbass: Für mich ist es auch immer wieder ein schönes Gefühl, hier zu sein. Es war hier immer nicht nur Theater, sondern eben auch Begegnung. Das Besondere hier war, dass man so nah an den Künstlern dran ist. Es war in den Anfängen alles furchtbar einfach, es gab noch keine Künstlergarderobe, die Künstler hatten einen Topf und haben da rein Pipi gemacht, wenn es dringend war. Es war wirklich sehr einfach. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, waren die Begegnungen hier immer besonders. Mit den Künstlern aber auch mit dem Publikum. Und jetzt im Rückblick zu sehen, wie das alles Stück für Stück gewachsen ist, finde ich grossartig.
Fritz Brechbühl: Für mich ist es ein bisschen anders. Ich bin im Vergleich zu den anderen vergleichsweise neu dabei, erst seit 5 Jahren. Aber auch in dieser Zeit habe ich erlebt, was die drei beschrieben haben: Viele schöne Erlebnisse, viele gute Begegnungen, auch bei mir sind hier Freundschaften entstanden. Über die Vergangenheit kann ich nicht viel sagen, aber vielleicht das noch: Als ich unser Jubiläumsbuch durchgeblättert habe, habe ich mich auch gefragt, warum es das Theater in einer so kleinen Stadt noch gibt, welche Bedeutung es für die Stadt Kreuzlingen hat.
Haben Sie eine Antwort gefunden?
Fritz Brechbühl: Irgendjemand hat mal gesagt: Dieses Theater gehört einfach zu Kreuzlingen.
Toni Brunner: Ja, das stimmt. Es hat einfach da zu sein.
Fritz Brechbühl: Da muss man gar nicht hinterfragen, wieso, weshalb, warum. Es ist einfach ein Bestandteil von Kreuzlingen und man kann es nicht mehr wegdenken.
Welche Idee steckte damals hinter der Theatergründung?
Toni Brunner: Norman Elrod gründete 1968 den Verein „Theater an der Grenze“ mit dem Ziel, professionelle Theateraufführungen zu realisieren. Elrod, Arzt in der Psychiatrie im Bellevue, war ein sehr theaterbegeisterter Mensch. In der Klinik hat er aus therapeutischen Gründen Theater spielen lassen. Beckett war immer sein grosser Held. Irgendwann hatte er die Idee, das auch in einem anderen Rahmen, ausserhalb der Klinik machen zu wollen. Nicht mit Patienten, sondern mit professionellen Schauspielern. Das hier war eine alte Scheune und die wurde dann für ihn umgebaut. Norman Elrod hat auch selbst inszeniert hier, vor allem Beckett. Das Problem war nur: Es kam kaum Publikum. Drei Jahre hat er durchgehalten, dann hat er einen Brief an Thomas Onken geschrieben und erklärt, er wolle das Theaterprojekt wieder einstellen.
Fritz Brechbühl: Interessant dabei ist, dass als das öffentlich wurde, haben die Leute protestiert. Sie wollten ihr Theater behalten. Und dann sind plötzlich mehr Menschen ins Theater gekommen.
Toni Brunner: Es hat aber trotzdem nicht gereicht. Elrod war ein sehr abstrakt denkender Mensch. Auch in seinen Inszenierungen. Das hat das Publikum damals vielleicht auch ein bisschen überfordert.
«Der Geist von 1968 war ein wichtiger Einfluss bei der Gründung des Theaters.»
Toni Brunner, Präsident und Theaterleiter von 1981 bis 2000
Welche Rolle spielte der Geist von 1968 bei der Gründung des Theaters?
Toni Brunner: Das war ein sehr wichtiger Einfluss. Es war ja eine sehr bewegte Zeit damals. Im Theater, in der Literatur, aber auch in der ganzen Gesellschaft. Elrod war auch voll in diesem Geist drin. Er wollte nur Theater machen in dem Haus. Nichts anderes.
Wie muss man sich das Kreuzlingen im Jahr 1968 vorstellen?
Toni Brunner: Ich habe damals angefangen zu studieren. Ich sah anders aus als heute mit langen Haaren, wie das damals üblich war. Es war Aufbruchstimmung, auch hier in Kreuzlingen. Da passte Elrods Initiative mit dem Theater gut in die Zeit.
Der mangelnde Erfolg führte aber schliesslich dazu, dass aus dem Theater ein Gastspielbetrieb wurde.
Toni Brunner: Ja. Thomas Onken ist 1971 gekommen und hat gesagt, wir machen ein Gastspielhaus daraus und hat es dann auch vier Jahre lang geleitet. In dieser Zeit kamen berühmte Leute, also grosse Künstler, die damals auch im Fernsehen auftraten.
Dorena Raggenbass: Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, den du da gerade ansprichst. Das Theater an der Grenze war immer ein Podium für junge Künstler, die am Anfang ihrer Karriere standen und dann später sehr bekannt wurden. Ich denke zum Beispiel an Marco Rima, Michael von der Heide, Ursus & Nadeschkin.
Fritz Brechbühl: Das ist im Übrigen auch heute noch so. Wir wollen jungen Künstlern eine Plattform bieten, dass sie sich zeigen können und vielleicht auch berühmt werden. Jan Rutishauser ist dafür so ein Beispiel. Er hat bei uns eigentlich einen seiner ersten Auftritte gehabt.
Toni Brunner: Auch die ganz berühmte Schweizer Gruppe mit den Puppen war da. Wie hiessen die noch?
Dorena Raggenbass: Mummenschanz meinst Du. Das ist ja auch das Spannende, wenn man jetzt auf die Geschichte des Theater an der Grenze blickt: Diese 50 Jahre zeigen, wie sich die Kulturszene gerade im Kleinkunstbereich entwickelt hat. Von den kopflastigen Theatern mit ihren harten, schwer verständlichen Stoffen, hin zu einer Mischung, in der zum Beispiel auch die Musik ihren Platz bekommen hat. Es wurde eine bunte Mischung, mit der viele verschiedene Publikumsgeschmäcker bedient wurden. Mit dem Ziel, dass Leute, die einmal da waren auch wiederkommen und dann auch mal Veranstaltungen anschauen, die sie sonst nicht angeschaut hätten. Da hat sich das Theater an der Grenze ein sehr gutes Renommee aufgebaut: Das Haus mit dem, was es bietet, interessierte das Stamm-Publikum an sich schon. Weil der Name dafür bürgte, dass auf jeden Fall etwas Interessantes kommt. Dann wagten manche auch den Schritt zu etwas, was sie sonst eher nicht beachtet hätten. Das Theater an der Grenze ist auch deshalb ein Mehrspartenhaus, weil es so vielfältig ist. Vergleichbare Theater machen eher immer ähnliche Sachen. Hier wird mehr experimentiert.
«Vergleichbare Theater machen eher immer ähnliche Sachen. Hier wird mehr experimentiert.»
Dorena Raggenbass, Präsidentin und Theaterleiterin von 2000 bis 2007
Fritz Brechbühl: Damit haben sich auch alle in der Geschichte des Theater immer Mühe gegeben: Dass es ein Mehrspartenhaus sein kann. Ehrlicherweise muss man auch sagen, das macht das Leben des Theaters ja auch nicht nur einfach. Da kann es Abende geben, die eben nicht so gut verkauft sind, weil das Programm zu unbekannt ist. Das nimmt man aber für die Vielfalt in Kauf. Und das ist bis heute auch so.
Dorena Raggenbass: Tanz war zum Beispiel immer schwierig.
Mal ehrlich, wie oft stand das Theater vor dem Aus in den vergangenen Jahren?
Toni Brunner: Ich kann nur von meiner Zeit erzählen, da waren wir nie vor dem Aus, auch nicht kurz davor. Man hat nie Geld verdient, hat immer sehr viel eigenes Geld reingepumpt. Aber es lief immer. Es gab nie den Moment, in dem man sagen würde: Also, wenn es so weiter geht, dann hören wir auf.
Micky Altdorf: Diesen Gedanken hatte ich auch nie. Ich habe mir aber trotzdem Gedanken gemacht, wenn ein Abend nicht so gut verkauft war. Das ist immer blöd für alle. Für uns als Veranstalter, aber auch für die Künstler und das Publikum. Da überlegt man schon mal kurz, was passiert, wenn es mehr solche schlecht verkauften Abende gibt. Aber Veränderung gehörte schon immer zum Theater an der Grenze. Als ich hier angefangen habe, lag die Auslastung bei 30 bis 35 Prozent pro Veranstaltung. Das wollte ich ändern und habe versucht den Theaterbetrieb zu professionalisieren und mehr Zuschauer zu erreichen. Durch mehr Öffentlichkeitsarbeit, stärkere programmatische Profilierung im Bereich Kabarett und Comedy, so was.
Fritz Brechbühl: Ich glaube, das sind zwei Bausteine. Das eine ist die wirtschaftliche Ressource. Da ist das Theater gar nie vor dem Aus gestanden. Da ist immer wieder irgendwo eine Tür aufgegangen, wenn es Probleme gegeben hat. Der andere Baustein sind die physischen Ressourcen, die du haben musst, um so ein Theater zu betreiben. Und da hat es sicher Phasen gegeben, wo Leute gefehlt haben, um es zu tragen. In diesen Zeiten hätte dem Theater die Luft ausgehen können. Aber irgendwie hat es zum Glück dann doch immer wieder gereicht. Vielleicht auch, weil es in bestimmten Positionen immer wieder Wechsel gab und Menschen mit frischem Blick das Theater weiterleiten konnten.
«Es hat sicher Phasen gegeben, wo Leute gefehlt haben, um den Betrieb zu tragen. In diesen Zeiten hätte dem Theater die Luft ausgehen können.»
Fritz Brechbühl, Präsident seit 2013
Ohne ehrenamtliche Arbeit würde am Theater an der Grenze wenig gehen. Woher kommt diese grosse Identifikation mit dem Haus?
Toni Brunner: Die Liebe zum Theater. Einerseits. Aber auch die vielen Begegnungen, die dieses Haus ermöglicht hat, waren für mich ein grosser Antrieb weiterzumachen.
Fritz Brechbühl: Für mich sind es auch die Begegnungen. Dieses Kontakte knüpfen bedeutet schlussendlich ja auch Lebensqualität. Den physischen Aufwand, da kommen bei uns 1400 Stunden im Jahr mindestens zusammen, sollte man fast gar nicht erwähnen, weil es potenzielle neue Vorstands-Mitglieder abschrecken könnte. Aber der Lohn den man dafür bekommt ist eigentlich gross: Freundschaften, die entstehen, Kontakt zu den Künstlern, die lustige Viertelstunde in der Bar unten nach der Vorstellung. All das hätte ich nicht ohne mein Engagement im Theater.
Micky Altdorf: Meine Motivation war auch ein bisschen Sendungsbewusstsein. Ich wollte, dass gute Künstler, die ich gesehen hatte, einem breiteren Publikum bekannt werden. Ein anderer Antrieb war, dass ich ein solches Theater unbedingt für die Stadt Kreuzlingen erhalten wollte.
Toni Brunner: Bei mir war es das nicht. Es ging mir nicht um die Stadt. Ich war da viel egoistischer. Ich dachte: Ich brauche ein Theater.
Fritz Brechbühl: Man steht schon in der Öffentlichkeit und man versucht, dem gerecht zu werden. Aber ich mache nicht für Kreuzlingen die ganze Arbeit. Ich mache es für mich, weil ich da Freude dran habe, das ist entscheidend. Mein Bezug zu Kreuzlingen ist erst durch die Arbeit hier im Theater so richtig entstanden.
Wäre der Betrieb ohne Subventionen heute noch möglich?
Fritz Brechbühl: Nein, definitiv nicht. Keine einzige Veranstaltung bei uns kann kostendeckend sein mit den 99 Sitzplätzen, die wir haben. Wir müssten die Eintritte deutlich anheben, um Kostendeckung zu erreichen. Aber das wollen wir eigentlich nicht, um möglichst vielen Menschen, den Besuch zu ermöglichen. Dazu noch der ganze Rahmenbetrieb, den man aufrecht halten muss. Der Aufwand ist heute viel grösser geworden. Alleine dafür, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. Wir müssen viel mehr Öffentlichkeitsarbeit machen zum Beispiel. Das geht nicht ohne finanzielle Unterstützung von Stadt und Kanton.
Dorena Raggenbass: Als wir angefangen haben, da gab es ja so gut wie nichts an finanzieller Unterstützung. Die Stadt hatte uns eine bescheidene Defizitgarantie von 1500 Franken gegeben, der Kanton ist noch gar nicht im Boot gewesen. Gott sei Dank hatten wir damals Mitglieder und auch einen Vorstand, die am Anfang der Saison die Künstler-Gagen vorgeschossen haben. Das war Trudi Binswanger allen voran.
Toni Brunner: Ja, stimmt.
Dorena Raggenbass: Dann Claire Stehrenberger, die uns auch grosse Beträge vorgeschossen hat.
Toni Brunner: Die Baronin von König zählte auch dazu.
Dorena Raggenbass: Das zeigt: Es ist möglich geworden durch eine Fan-Gemeinde, durch die Mitglieder, die das Theater am Leben erhalten wollten. Sie haben, ohne, dass wir sie gefragt hatten, grosse Sponsorengelder locker gemacht. Nur so ist es gegangen. Dazu gehört aber auch die andere Seite: Die Künstler sind uns auch sehr entgegen kommen. Ein Franz Hohler, der gekommen ist, hat gesagt: «Okay, egal, was am Ende bei raus kommt: 30 Prozent für Euch, 70 Prozent für mich und gut ist.» Das war aussergewöhnlich. Und lag vor allem daran, dass es den Künstlern hier einfach so gut gefallen hat. Vielleicht auch, weil wir sie so persönlich betreut haben.
«Wir hatten ja kein Geld, konnten also die Künstler nicht einfach ins Hotel schicken. Die haben dann halt bei irgendjemandem von uns übernachtet.»
Toni Brunner, Präsident und Theaterleiter von 1981 bis 2000
Toni Brunner: Wir hatten ja kein Geld. Das heisst, wir konnten die Künstler nicht einfach ins Hotel schicken, die haben dann halt bei irgendjemandem von uns übernachtet.
Dorena Raggenbass: Ich habe damals sogar eine extra grosse Wohnung mit zwei Gastzimmern gemietet, um Platz zu haben für die Künstler. Manchmal sind die dann nicht nur eine Nacht, sondern eine Woche geblieben. Das war dann auch gut. Daraus sind viele Freundschaften entstanden.
Toni Brunner: Da gibt es viele tolle Geschichten. Ich erinnere noch gerne die Begegnungen mit The Fureys. Die beiden Brüder waren ja Chaoten bis dort hinaus. Die waren damals in den 70er, 80er Jahren sehr berühmt. Ich hatte die also damals engagiert, ohne sie vorher mal gesehen zu haben. Und dann standen wir am Veranstaltungstag um 20 Uhr hier, das Theater war voll, aber die Künstler waren nicht da. Irgendwann klopfte es an der Tür, ein Zöllner, der fragte, ob er mich mal sprechen könne. Er erklärte mir, dass da zwei Männer aus Irland am Zoll für mich warteten. Nun standen die Fureys also am Zoll und kamen nicht ins Land. Weil die Zöllner sie mit ihrem Jaguar, ein Wahnsinns-Wagen übrigens, nicht einreisen lassen wollten. Der Grund: Ihre Reifen hatten kein Profil. Die wollten sie schon wieder wegschicken. Woraufhin die Jungs gesagt haben, nee, geht nicht, wir haben einen Auftritt im Theater, wir müssen da jetzt hin. Dann haben die Zöllner ein Auge zugedrückt und die irischen Brüder konnten spielen. Ich musste allerdings dafür bürgen, dass ich mit denen am anderen Tag neue Reifen kaufe.
Sind es diese Begegnungen, die das Theater von anderen Häusern unterscheidet?
Toni Brunner: Ja, ich glaube schon.
Viel von dem Ambiente des Theaters steckt in diesem Gebäude. Wie geht es weiter, wenn das Theater diese urige Scheune verlassen muss, weil der Eigentümer das Gebäude verkaufen will? Verliert das Theater dann seinen Charakter?
Toni Brunner: Mal abwarten, wann das wirklich so weit sein wird. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Theater hier noch mindestens 20 Jahre bleibt. Aber das weisst du besser, Fritz.
Fritz Brechbühl: Der jetzige Besitzer hat keine Ambitionen es zu verkaufen. Deshalb werden wir so lange hier bleiben bis das Kult-X auf dem Schiesser-Areal für uns parat ist. Ganz einfach. Ich sehe, dass es hier endlich ist. Aber ich habe null Angst. Ich sehe die Zukunft vom Theater in einem Kulturzentrum, aber das muss dann auch alles stimmen. Wir gehen nicht in ein Improvisorium, also ein Kulturzentrum, das noch nicht fertig ist. Da werden wir uns mit Händen und Füssen dagegen wehren. Ich sehe aber das Potenzial im Schiesser-Areal. Das Ambiente von hier 1:1 mitnehmen, das kann man nicht. Aber das ist vielleicht auch okay so. Es soll ja auch ein Neuanfang dann sein. Ich bin aber überzeugt, dass es dort unten ein ganz lässiges Theater geben kann.
«Es ist nicht einfach einen Ort zu verlassen, an dem man so lange Kultur gemacht hat. Es kann schief gehen, es kann aber auch spannend werden.»
Micky Altdorf, Präsident und Theaterleiter von 2007 bis 2012, über einen möglichen Umzug des Theaters
Micky Altdorf: Es ist nicht einfach einen Ort zu verlassen, an dem man so lange Kultur gemacht hat. Es kann schief gehen, es kann aber auch extrem spannend werden in dem neuen Kulturzentrum. Grundsätzlich halte ich das Schiesser-Areal für einen guten Ort. Vielleicht eröffnet er dem Theater ja auch nochmal ein ganz neues Publikum.
Toni Brunner: Das Ambiente hat ja auch ganz viel mit den Leuten zu tun, die gerade im Theater arbeiten. Und die gehen ja mit, die nehmen den Geist mit rüber.
Fritz Brechbühl: Veränderung findet statt seit 50 Jahren und der neue Standort wird die nächste grosse Veränderung sein. Wir gehen das sehr überlegt an, deshalb bin ich überzeugt, dass es gut wird. Ich bin sicher, dass es das Theater an der Grenze in 50 Jahren auch noch geben wird. Es wird völlig anders aussehen, aber, ich glaube, wegdenken kann man es nicht mehr.
Mehr zum Jubiläumsprogramm am 14. und 15. September können Sie hier nachlesen: https://www.thurgaukultur.ch/magazin/jubelstuerme-zur-jubilaeumssaison-erwartet-3742
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