von Judith Schuck, 07.03.2023
Geniessen mit Mozart und Schubert
Mit seinen Frühjahrskonzerten zeigt das Jugendorchester Thurgau sein Können und bringt dem Publikum die Leidenschaft für Musik nahe. (Lesezeit: ca. 3 Minuten)
«Er legt Wert auf Qualität, ist sehr motivierend und nimmt sowohl Rücksicht auf Einsteiger wie auf Fortgeschrittene.» So beschreibt der Cellist Elias Wendel den Dirigenten und künstlerischen Leiter des Jugendorchesters Thurgau. Gabriel Estarellas Pascual übernahm das JOTG 2008.
Sein Qualitätsbewusstsein, seine Motivation und Rücksichtsnahme brachten das Orchester weiter. 2013 erhielt Pascual den Kulturförderpreis des Kantons Thurgau und seit 2015 spielt das Orchester in sinfonischer Besetzung.
«Der erste Satz ist für uns Cellisten eine wahre Freude zum Spielen.»
Elias Wendel
Für das Frühjahrskonzert übt das Orchester gerade Mozart und Schubert ein: Von Wolfgang Amadeus Mozart die Sinfonia concertante für Violine und Viola in Es-Dur, von Franz Schubert die Sinfonie Nr. 8, bekannt als «Unvollendete» in h-moll. Valérie Weidmann ist 23 Jahre alt und spielt seit bald 20 Jahren Geige. Seit 14 Jahren ist sie im JOTG Violinistin und findet die Programmauswahl sehr gelungen: «Es sind zwei grossartige und schöne Werke, welche gut spielbar und zu geniessen sind. Und es freut mich, dass wir für die Frühjahrskonzerte zwei tolle Solisten engagieren konnten.» Diese sind Igor Keller, Violine, und Ricardo Gaspar, Viola, beide Musiker im Sinfonieorchester St. Gallen.
Bekannte und geniale Stücke
Bei der Stückauswahl dürfen alle aus dem Orchester ihre Ideen einbringen. Wichtig ist, dass auch die unerfahrenen Mitglieder gut mitspielen können. Elias Wendel findet die Eröffnung von Schuberts Unvollendeter spannend: «Der erste Satz ist für uns Cellisten eine wahre Freude zum Spielen.» Er schätzt am Programm, dass es zwei bekannte und geniale Stücke sind.
Wendel und Weidmann freuen sich insbesonders auf das Intensivwochenende kurz vor der ersten Aufführung am 19. März in Amriswil. Für sie seien dies die schönsten Wochenenden im Jahr, denn hier kämen alle zusammen, auch die Bläser. So ein Wochenende bedeutet sieben Stunden Probe mit einer Stunde Pause.
Mit Freude an der Musik und ohne Druck
Elias Wendel, 21 Jahre, ist seit sechs Jahren mit dabei im JOTG. Er studiert an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Beide haben sich trotz ihres Könnens gegen ein Studium an der Musikhochschule entschieden. Weidmann arbeitet als Fachkraft Betreuung in einer Kreuzlinger Kita. «Die Musik soll Hobby bleiben, ohne Druck. Ausserdem kann ich in meinem Beruf Musik einbauen, wenn natürlich auf einem anderen Niveau.»
«Die Musik soll Hobby bleiben, ohne Druck.»
Valérie Weidmann
«Im Orchester wollen wir die Freude an der Musik vermitteln», sagt Elias Wendel, der sich aus ähnlichen Gründen für den Beruf des Primarlehrers entschieden hat, anstatt eine musikalische Karriere anzustreben. Beide sind im Vorstand des JOTG tätig, dessen Schwerpunkt auf der Jugendförderung liegt. Wie in vielen Vereinen kämpft auch das Jugendorchester mit Nachwuchsproblemen. Valérie Weidmann bedauert es sehr, dass so wenige Musiker:innen nachkommen. Wenn dann noch jemand krankheitsbedingt ausfalle, werde es bei den Proben schwierig.
Synergien im Orchester spüren
«Es ist schade um die Gemeinschaft. Aber wir haben einen guten Kern», sagt Elias Wendel. «Für mich sind einige Orchestermomente Highlights in meinem Leben gewesen.» Eine Sinfonie zu spielen und die Synergien im Raum zu spüren, bewirke eine sehr bewegende Atmosphäre. «Ich bin dankbar und sehe es als Privileg, diese Erfahrung machen zu können.»
Weidmann, die unter vielen anderen Aufgaben im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und als rechte Hand von Gabriel Estarellas Pascual fungiert, konnte in den vielen Jahren im Orchester ihr eigenes Wachsen beobachten. « Es geht neben der Musik auch um das soziale Miteinander. Ich konnte immer mehr Verantwortung übernehmen und merke, wie ich auf dem Instrument Fortschritte gemacht habe, was mich motiviert und freut.»
Speziell am Frühjahrskonzert ist, dass es mit Keller und Gaspar zwei Solisten sind. «Das hatten wir noch nie», sagt die Violinistin und hofft auf volle Ränge.
Gabriel Estarellas Pascual
Geboren in Palma de Mallorca, studierte der spanische Geiger und Dirigent Gabriel Estarellas Pascual am «Conservatorio Superior de Música de Madrid» und an der Zürcher Hochschule der Künste, wo er mit dem Lehr-, dem Solisten-, dem Ensemble- und Orchesterleitungsdiplom abschloss. Er gründete das «Estarellas Quartett», mit welchem er Preisträger der Kammermusikwettbewerbe «ORPHEUS-Konzerte» (Zürich) und «Migros-Kulturprozent»wurde. Als Dirigent leitete er unter anderem das Polish Philharmonic Symphony Baltic (Polen), das Rousse Philharmonic Orchestra (Bulgarien), das Akademische Sinfonieorchester Sofia (Bulgarien), die Camerata «Antonio Soler» (Spanien), das Sinfonieorchester St. Gallen (Schweiz), etc. Seit 2008 ist er Künstlerischer Leiter des Jugendorchesters Thurgau und seit 2014 leitet er den Orchesterverein Zürich. 2013 wurde er für seine Verdienste um das JOTG mit dem Thurgauer Kulturförderpreis und 2016 mit dem Kulturpreis der Stadt Amriswil ausgezeichnet. Neben seiner Tätigkeit als Geiger und Dirigent unterrichtet er Violine und Viola sowie Kammermusik.
Frühjahrskonzerte 2023
Sonntag, 19. März, 17 Uhr, Evangelische Kirche Amriswil
Samstag, 25. März, 19.30 Uhr, Evangelische Kirche Hubzelg Romanshorn
Sonntag, 26. März, 17 Uhr, Katholische Kirche Weinfelden
Gabriel Estarellas Pascual, Dirigent
Igor Keller, Violine
Ricardo Gaspar, Viola
Programm:
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Sinfonia concertante für Violine und Viola Es-Dur KV 364
Allegro maestoso
Andante
Presto
Pause
Franz Schubert (1797-1828)
Sinfonie Nr. 8 «Unvollendete» h-moll D 759
Allegro moderato
Andante con moto
Von Judith Schuck
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