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«Es gibt nichts Vergleichbares»

«Es gibt nichts Vergleichbares»
Peter Bretscher, Kurator und Leiter des Schaudepots St. Katharinental, über die Besonderheiten und die Entstehung des Hauses. | © Historisches Museum TG

Das Schaudepot St. Katharinental in Diessenhofen ist ein sehr spezieller Ort. Am 4. und 5. Mai öffnet er seine Türen weit. Depot-Leiter Peter Bretscher über den Reiz eines Museums, das nicht so heissen darf.

Herr Bretscher, wie ist das Schaudepot eigentlich entstanden? 

Es war einmal ... Lange vor meiner Zeit bestand im Thurgau die Absicht, in den seit 1973 nicht mehr benötigten Gefängnis- und Ökonomiebauten der Komturei Tobel eine Art Thurgauer „Mini-Ballenberg" einzurichten; also ein Freilichtmuseum mit historisch eingerichteten und belebten Intérieurs. In den frühen 1980er Jahren gelangte der Thurgauer Heimatschutz mit dem vom Regierungsrat unterstützten Projekt (das so genannte Domänenkonzept) erstmals an die Öffentlichkeit. Seit 1986 fanden in Tobel dann regelmässig kulturgeschichtliche Ausstellungen statt und ländliche Gebrauchsobjekte wurden intensiv und systematisch gesammelt. Das Ziel bestand darin, eine verschwindende dörfliche Lebenswelt nicht nur materiell zu dokumentieren, sondern auf lebendig-museale Art auch an eine neue Generation weiterzuvermitteln. Die Realisierung des „Bauernmuseums" scheiterte dann allerdings äusserst knapp an einer Volksabstimmung im Jahre 1991. Nach einer Phase der Ratlosigkeit galt es, sich neu zu orientieren. Das seit 1997 etappenweise verwirklichte Schaudepot St. Katharinental ist ein Nachfolgeprojekt, unter Berücksichtigung der damaligen juristischen Vorgaben. Unter anderem war es nicht möglich, sich „Museum" zu nennen; deshalb der Name „Schaudepot". Auch wurde damals verfügt, keine regulären Öffnungszeiten zu haben. Bis heute wird das Schaudepot St. Katharinental nur mit Führungen vermittelt oder an speziellen Veranstaltungen wie zum Beispiel den Tagen der offenen Tür. Anders als früher werden nun aber auch Schulklassen - mit einem auf die Lehrpläne abgestimmten Angebot - empfangen.

Was ist das Besondere am Schaudepot?

Es gibt nichts Vergleichbares. Die Bestände gleichen in ihrer Art denjenigen von Ortsmuseen; eine derartige Vollständigkeit oder Repräsentativität existiert andernorts nicht. Immerhin stehen fast 2000 Quadratmeter zur Verfügung. Der Thurgau besitzt eine Sammlung zur ländlichen Alltagskultur, wie sie in keinem Historischen Museum anderer Kantone in dieser „enzyklopädischen Fülle" vorhanden ist.

Was ist Ihr Lieblingsexponat?

Schwierig zu sagen. Die Baumtrotte ist einer meiner Favoriten. Sie stand lange Zeit etwas vergessen in der Schlossremise Frauenfeld und wurde nicht mehr gezeigt. Mein Wunsch war seit jeher, sie im Schaudepot am Standort der früheren Klostertrotte St. Katharinental zeigen zu können. Das schien damals unmöglich. Zehn Jahre später wurde dies Realität. Das Schaudepot hat mit dem Einbezug der ehemaligen Kelter im Erdgeschoss eine unglaubliche Aufwertung erfahren. Ein anderes Lieblingsstück ist die nach dem Kanton benannte sogenannte „Thurgauer Röllsteinmühle" zum Mahlen von Mostobst. Wie kein anderes Objekt repräsentiert sie eine Eigenheit von „Mostindien". Ihre Datierung von 1791 auf dem „Vorschneider" weist in eine Zeit zurück, bevor diese Technik „offiziell" erfunden worden ist. Immer noch ein kleines Rätsel. Anrührend ist ein bescheidenes Stück gekrümmtes Holz, ein Ochsenjoch. Eine schwarze Aufschrift „Kamerad" drückt aus, dass es auch zu einem Nutztier, das nach getaner Arbeit geschlachtet worden ist, ein freundschaftliches Verhältnis gab.

Worauf können sich die Besucher bei den Tagen der offenen Tür freuen?

Auf die fröhliche Stimmung. Das Museum lebt. Die Objekte sind nicht nur physisch präsent, sie werden auch vorgeführt, teils darf man selbst ausprobieren.

Videobeitrag zum Schaudepot des Historischen Museums


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