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von Inka Grabowsky, 16.07.2018

Kunst bedeutet auch bewahren

Kunst bedeutet auch bewahren
Madeleine Mantel und Jürg Schoop präsentieren das gemeinsame Werk. | © Inka Grabowsky

Der Kreuzlinger Künstler Jürg Schoop gibt ein Fotobuch mit Monoprints von Madeleine Mantel heraus. Die Druckgrafiken der Homburgerin sind nun zumindest fotografisch reproduziert. 

Jürg Schoop hat in seinem Leben schon viele Berufe ausgeübt. Bekannt wurde er vor allem als Maler. Er war aber ebenso - unter anderem - Redaktor, Werber oder Fotograf. Schon seit den siebziger Jahren verlegt er auch gelegentlich Bücher: eigene Texte, Gedichte oder Werke befreundeter Künstler. „Ich wollte nie etwas mit professionellen Verlagen zu tun haben“, sagt er. Grosse Auflagen habe er bei seiner „Wiedingpress“ (benannt nach seinem früheren Wohnort an der Zürcher Wiedingstrasse) nie gewollt. Zehn bis zwanzig Exemplare waren ihm genug. „Man möchte eben, dass nicht alles sofort verschwindet“, so der 84-Jährige. „Bücher kann man anfassen, sie nehmen Raum ein, sie bringen Ideen in die wirkliche Welt.“

Das kann auch Madeleine Mantel unterstreichen. Sie ist nicht nur bildende Künstlerin, sondern hat sich rund um die Jahrtausendwende auch für Buchbinderei interessiert. Sie fertigte 1999 aus 29 ihrer singulären Drucke ein eigenes Album – das einzige seiner Art, bis es Jürg Schoop eher zufällig bei der Künstlerin entdeckte. „Ich war fasziniert von den Bildern, weil sie mir entsprechen“, begeistert sich der Maler und Lyriker. „Und ich bilde mir ein, wertvolle Gestaltung erkennen zu können. Es ist zwar schwieriger, wenn man mit etwas sehr verbunden ist, weil man schon voreingenommen ist, aber ich war einfach entzückt beim Betrachten des Albums.“ Er lobt die Spontaneität, das formale Können und die Reduktion in der Bildsprache. Man merke den Prints an, dass Madeleine Mantel sechs Jahre in Taiwan gelebt habe und sich dort mit der chinesischen Kunst auseinandergesetzt habe. „Grossartig finde ich auch das bescheidene Format, das eine sehr zielgerichtete Arbeit und konzentriertes Betrachten verlangt.“ Das Original-Album ist 35 x 37 cm gross, das Fotobuch mit 28 x 28 etwas kleiner.

Bilderstrecke: Ein Einblick ins Buch

Freude am gelungenen Experiment

Madeleine Mantel ist vielseitig. Sie zeichnet, malt und kollagiert. Die Druckgrafik hat es ihr aber besonders angetan, und zwar ausgerechnet wegen der vielen Fehlerquellen: Das Papier muss regelmässig leicht feucht sein, bevor es unter die 200-Kilo Walze gelegt wird. Die Farbe, die sie mit den Fingern, dem Flachpinsel oder den Nägeln auf die Kupferplatte aufträgt, darf nicht zu trocken werden, obwohl das Metall durch die Reibung warm wird – ein Wettlauf gegen die Zeit. „Ich schätze die Reduktion, das Spontane, das Schnelle“, so die 65-Jährige, die aus der Westschweiz nach Homburg gezogen ist. „Das Risiko, dass alles misslingt, ist gross. Von fünf Drucken kann man manchmal vier wegwerfen, aber es gibt eben auch positive Überraschungen. Das macht Spass.“

Entstanden ist ein Non-Profit-Buch

Schoop hat die Drucke möglichst farbgetreu abfotografiert, die Bilder arrangiert, eines davon aussortiert und aus den 28 Werken ein Fotobuch binden lassen. Rund ein Dutzend hat der Gelegenheitsverleger nun vorrätig. Gibt es mehr Bestellungen, wird es beim Kreuzlinger Fotoproduzenten ifolor nachgedruckt. Abgegeben wird das Buch zum Herstellungspreis von 59 Franken (plus 7 Franken Porto). Geld verdienen wollen die beiden Künstler nicht, aber eben die künstlerischen Ideen von Madeleine Mantel in die Welt bringen.
 
Kontakt: Madeleine Mantel: Made3@bluewin.ch oder  info@juerg-schoop.ch 

Madeleine Mantel und Jürg Schoop bewundern das gemeinsame Werk.
Madeleine Mantel und Jürg Schoop bewundern das gemeinsame Werk. Bild: Inka Grabowsky 

 

Ein original Monoprint von Madeleine Mantel, der es nicht ins Buch, aber an die Schlafzimmerwand von Jürg Schoop geschafft hat.
Ein original Monoprint von Madeleine Mantel, der es nicht ins Buch, aber an die Schlafzimmerwand von Jürg Schoop geschafft hat. Bild: Inka Grabowsky

 





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