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11.06.2024

Die Erforschung der Quagga-Muschel

Die Erforschung der Quagga-Muschel
Quaggamuscheln im Bodensee. | © Dietmar Straile

Ein neues Forschungsprojekt will die in den Bodensee eingewanderte Muschelart neu unter die Lupe nehmen. Der Kanton Thurgau unterstützt das Projekt mit 200’000 Franken. (Lesedauer: ca. 2 Minute) 

Die Quagga-Muschel hat sich zu einer weltweit verbreiteten und invasiven Art entwickelt und ist inzwischen auch im Bodensee angekommen. Die Auswirkungen der Quagga-Muschel auf Ökosysteme sind vielfältig. Ihr massives Vorkommen führt oft zu einer Verdrängung einheimischer Arten, Veränderungen in der Nahrungsverfügbarkeit und Beeinträchtigungen der Wasserqualität. Infrastrukturen wie Wasserkraftanlagen und Wasserleitungen können ebenfalls von den Muscheln betroffen sein.

 

Prognose zum weiteren Wachstum der Muschelpopulation: Forschungsprojekt der Universität Konstanz

Ein Vergleich des Bodensees, Genfersees und Bielersees mit den Großen Seen Nordamerikas zeigt, dass sich die invasive Quagga-Muschel auf beiden Kontinenten mit einer ähnlichen Dynamik ausbreitet. Dies erlaubt Europa einen Blick in die Zukunft. 

Für den Bodensee und zwei ebenfalls betroffene Seen, den Genfer See und den Bielersee, wurde nun im Rahmen des Projekts SeeWandel in einer Zusammenarbeit von Forschenden des Wasserforschungsinstituts Eawag, der Universitäten Genf und Konstanz und weiterer Institute erstmals eine Vorhersage gemacht, wie stark sich die Quagga-Muschel weiter ausbreiten wird. Demnach wird die Biomasse pro Quadratmeter im Bodensee, Genfersee und Bielersee in den nächsten zwei Jahrzehnten voraussichtlich um das neun- bis zwanzigfache zunehmen, verursacht vor allem durch eine stärkere Besiedlung der tieferen Bereiche der Seen. 

Die Forscher erwarten in den tiefen Voralpenseen eine vergleichbare Dynamik wie in den Grossen Seen Nordamerikas, wo die Quagga-Muschel mehr als 20 Jahre früher als in Europa eingeführt wurde. In beiden Regionen verursacht die Quagga-Muschel Probleme bei der Wasserentnahme und bei Heiz- und Kühlanlagen, da sie Rohre verstopft. Dies führt zu Schäden in Millionenhöhe. Zudem hat die Quagga-Muschel die Nährstoffdynamik in den Grossen Seen verändert. Der Phosphorkreislauf in den eingedrungenen Großen Seen wird jetzt durch die Populationsdynamik einer einzigen Art dominiert: der Quagga-Muschel.

Mehr dazu auf der Website der Universität Konstanz

Ein neues Forschungsprojekt will das Thema nun neu unter die Lupe nehmen. Das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau (WITg), ein an der Hochschule Konstanz angesiedeltes Institut der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung, verfolgt mit dem Projekt «PreventTecQuagga» die Erforschung des Besiedlungsverhaltens der Quagga-Muschel auf technischen Oberflächen für die Wärmegewinnung und Wassernutzung aus dem Bodensee und daraus abgeleitete, werkstoff-technische Präventionsmassnahmen. 

Video: SRF-Beitrag zur Quagga-Muschel

50 Prozent des Thurgauer Trinkwassers kommt aus dem Bodensee

Der Regierungsrat des Kantons Thurgau hat der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung für das Forschungsprojekt «PreventTecQuagga» einen Lotteriefondsbeitrag von 200'000 Franken gewährt. Das hat der Kanton in einer Medienmitteilung bekannt gegeben. Im Kanton Thurgau werden etwa 50 Prozent des Trinkwasserbedarfs aus dem Bodensee gewonnen. Von der Quagga-Muschel sind die thurgauischen Wasserversorgungen damit stark betroffen. 

„Der Forschungsbedarf des vorliegenden Projekts ist klar ausgewiesen und der Bezug zum Kanton Thurgau eng. Daher hat der Regierungsrat einen Lotteriefondsbeitrag von 200'000 Franken genehmigt“, heisst es in einer Medienmitteilung des Kantons. 

 

Noch mehr Quaggamuscheln im Bodensee. Bild: Dietmar Straile

Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt

Das Projekt verfolge demnach einen differenzierten Ansatz, „um das Besiedlungsverhalten der Quagga-Muschel besser zu verstehen und parallel dazu systematisch Strategien zur Besiedlungsverminderung oder -vermeidung durch Einflussnahme auf die Gestaltung von technischen Oberflächen zu entwickeln“, heisst es in der Medienmitteilung. 
Für das Projekt steht unter dem Dach des WITg in Tägerwilen ein voll ausgestattetes Werkstofflabor zur Verfügung, das für die Bereiche der Oberflächenanalytik alle notwendigen Untersuchungsmittel zur Verfügung stellen kann. Die Projektdauer beträgt drei Jahre.

Video: Quagga-Muscheln schaden dem Ökosystem im Bodensee (Bayerischer Rundfunk)

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